Die „heiligen drei Könige aus dem Morgenland“ und die Zahl 14
Die „heiligen drei Könige aus dem Morgenland“ und die Zahl 14 von Michael Stelzner „Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des
TUBAL - KAIN „der Erz- und Eisenschmied“
von Michael Stelzner
Um die Bibel zu verstehen, muss man ihre Sprache, die Sprache der Archetypen verstehen. Die sogenannte erste der zwei biblischen Schöpfungserzählungen, die 7-Tage-Erzählung stellt deren Entwicklung systematisch vor. Mit dem so vorhandenen Wissen über die Archetypen Eins bis Sieben und ihren gegenseitigen Beziehungen lassen sich sodann die nachfolgenden Erzählungen verstehen. Was die 7-Tage-Erzählung als Kern der Religion systematisch vorstellt, das entfalten die nachfolgenden Erzählungen sodann in zunehmender Größe, sodass das Werk als Ganzes wie ein Fraktal wirkt. Zur Unterscheidung der Blickwinkel untergliedern sogenannte „Toledots“ („Zeugungen“ oder „Geschlechter“) das Werk. Die Toledots untereinander folgen ebenso den Mustern der Archetypen. Wegen dieser archetypischen Struktur sind alle Toledots einander selbstähnlich.
Die erste Toledot nennt die Geschlechterfolge des ADAM. Sie zählt – analog den sieben Tagen der Schöpfung – sieben Generationen (Gen 4:17ff). Die Siebener-Struktur ist mit ihrer zentralen siebten Figur des LAMECH nicht unmittelbar zu erkennen. Sie erfordert das Wissen um das Wesen Archetypen, insbesondere das über die Polarität (2) und das über die Triade (3), aus denen heraus die Vier und die Sieben erwachsen.
Abb. Lamech Die Nachkommenschaft ADAMs, die sogenannte erste Toledot wird in Gen 4 vorgestellt. Sie folgt der Ordnung der Archetypen, wie sie die 7-Tage-Erzählung vorgibt.
Wie schon die Schöpfungserzählung triadisch aufgebaut ist, hat auch ADAM drei Söhne: KAIN, ABEL und SET. Noch bevor Gott den von KAIN getöteten ABEL durch SET ersetzt, berichtet der Text in Gen 4:17 zunächst von KAINs Erbfolge. So setzt er die aus der Schöpfungserzählung bekannte Archetypenstruktur in Form von Menschen ins Bild. Die wichtige siebte Generation ist die des LAMECH. Sie berichtet vom Wesen der Sieben und seiner für das Dasein maßgebenden, weil fortwährenden Spiegelfunktionen, welche die fraktalen Strukturen hervorbringen. Was in der Welt verursacht wird, das spiegelt die Sieben alias die Gottheit in die Welt zurück. Die ewige Wechselwirkung von Diesseitigem und göttlichem Jenseitigen lässt in der Welt (4) stets neue Manifestationen erscheinen. Das ist die Botschaft des LAMED an seine ihm gebärenden zwei Frauen: „ADA und ZILLA höret meine Rede, ihr Weiber LAMECHs, merkt auf, was ich sage: „Einen Mann erschlug ich für meine Wunde und einen Jüngling für meine Beule. KAIN soll siebenmal gerächt werden, aber LAMECH siebenundsiebzigmal” (Gen 4:23f).
LAMECH selbst verkörpert ein Fraktal in dieser Ordnung (Gen 5:31). Darauf verweist später Gen 5:31, wo wir erfahren, das LAMECH insgesamt 777 Jahre alt wird.¹ Die Frauen LAMECHs verkörpern die Fruchtbarkeit der Welt (4). Sie gebären ihm vier Kinder, die Söhne JABAL, JUBAL, TUBAL-KAIN und die Tochter NAAMA.
Die Vierzahl der Kinder ist eine archetypische. Sie zeigt, wie das Weibliche und das Männliche zu einer neuen Ganzheit verschmelzen, in welcher das scheinbar Zweitrangige, das dem Weiblichen über die Figur der EVA möglicherweise noch anlastet, verschwindet. Die das Erste (ADAM) gleichsam nur begleitende Zweite (EVA) wird in der Entwicklung zur Tochter NAAMA zur letzten und höchsten Qualität. Die erste Toledot greift darin den scheinbaren Mangel des zweiten Schöpfungstages auf. Ihm fehlt die Huldigungsformel „… und Gott sah, es gut war“. Der sechste und letzte Schöpfungstag (am siebten schöpft die Gottheit nicht mehr) hingegen erklärt das notwendig Fehlende durch die erweiterte Huldigungsformel „Und Gott sah, es war SEHR gut“.
Die in der ersten Toledot nur wenig sichtbar werdende hohe Würde des Weiblichen findet eine Parallele in der Würdigung KAINs, des zweiten männlichen Geschlechts. Seinen höchsten Entfaltungsgrad erreicht dort das Männliche in der Figur von TUBAL-KAIN.
KAIN und TUBAL-KAIN haben nicht nur einen aufeinander bezogenen Namen. Sie bilden im Bezug auf die Männlichkeit die Klammer der ersten Geschlechterfolge (Toledot). KAIN ist das erste männliche Geschlecht nach ADAM und TUBAL-KAIN das letzte. Die erste Toledot entwickelt ihre Botschaft vor dem Hintergrund des Brudermörders KAIN und gibt den Leser einen ersten Einblick in das Wesen der Männlichkeit und der Aktivitäten. KAIN wird aktiv. Er übt seine Aktivität jedoch noch mangels Bewusstsein gänzlich undifferenziert aus und tötet dadurch seinen Bruder ABEL. Über seine völlige Selbstwahrnehmung nicht hinausschauend handelt KAIN empathielos und erschafft einen Schatten, der notwendig schwer auf ihm lasten wird. Dennoch mündet seine Aktivität endlich im Wesen des TUBAL-KAIN. Der hat die hohe Fähigkeit entwickelt, die mangelnden Qualitäten seiner zwei Brüder JABAL und JUBAL zu einem neuen Ganzen zu vereinen. JABAL ist erdbezogen. Er ist der „Vater des Zeltebewohnens und Viehzüchtens“. Ihm fehlt im Vergleich zu JUBAL das geistige Erheben. JUBAL hingegen ist ein Geistesmensch und darin der „Vater jeglichen Handhabens von Zither und Flöte“. Ihm fehlt der praktische Bezug zur Substanz. TUBAL-KAIN kann beides und eröffnet darin ein neues, höheres Dasein. Er kann das Reduzierende ins Positive wandeln. Er kann „schärfen“ und „das Schneidende aus Erz und Eisen“ hervorbringen. Über TUBAL-KAIN kann man das Motiv JHWHs verstehen lernen, der den Anlass für den Brudermord lieferte.
Reflektiert und akzeptiert man das stets rechte Verhalten der Gottheit JHWH, die den Brudermord ausgelöst hat und so ABEL hat verloren gehen lassen, so erkennt man darin den Anstoß zu einer notwendigen Entwicklung. Sie wird im Vergleich der Bewusstseinsebenen der KAIN-Erzählung und der LAMECH-Erzählung deutlich. Handelte es sich bei der ersteren noch um die Unterscheidung zwischen einem Ackerbauer und einem Viehzüchter, so stehen bei den LAMECH-Söhnen nun die Tätigkeiten des Viehzüchtens, des Künstlers und des Schmiedes zur Diskussion. Aus der einstigen Gegenüberstellung zweier Berufe wird im Fortgang der ersten Todedot die Ganzheit von drei bzw. vier Berufen, sofern man die „fruchtbringende Tätigkeit“ dar NAAMA einbezieht.
TUBAL-KAIN verkörpert in der ersten Geschlechterfolge nicht nur das letzte, sondern darüber hinaus das 10. männliche Geschlecht. Die Zehnzahl ist die Neuerstellung des Ersten und vollkommenen Ganzen auf einer höheren Existenzebene (1 à 10). Später wird dessen Qualität in Form der Tetraktys (1+2+3+4 = 10), der Deutung des Gottes-Namen JHWH und den Zehn Geboten an Bedeutung gewinnen. Hier geht es darum, zu sehen, worin die archetypische männliche Aktivität endlich gipfelt. Durch welche Qualität sie zustande kommt, das eröffnet der Name JHWH (10+5+6+5 = 26) sowohl über die in ihm hervortretende Funktion (6), die gegeneinander gerichtete Subjekte miteinander verbindet (5 + 5 = 10) als auch über seine Summenzahl 26. Letztere symbolisiert als zweistellige Zahl die aus der Zweizahl hervorgehende zweiseitig verbindende Funktion (6). Der Text der ersten Toledot macht in seinem letzten Satz auf diesen Zusammenhang aufmerksam:
„Und dem SET, auch ihm wurde ein Sohn geboren, und er gab ihm den Namen ENOSCH. Damals fing man an, den Namen JHWH anzurufen“ (Gen 4:26).
SET füllt die Fehlstelle des erschlagenen ABEL aus. Er ist seine „zweite Ausgabe“. Sein Sohn ENOSCH ist der Zweite des Zweiten“ (siehe 22= 4) und verkörpert nach dem Gesetz der Vier deshalb den eigentlich Ersten – die Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit. Deshalb begann man mit seiner Geburt den verbindenden und verbindlichen Namen JHWH anzurufen.
Fußnoten
¹ Die Information über die Lebenszeit LAMECHs entstammt der zweiten Toledot. Dort ist der maßgebende Archetyp die Zwei. Die dort genannten Geschlechter weichen von denen der ersten Toledot bewusst ab. An die Stelle der vier Kinder JABAL, JUBAL, JUBAL-KAIN und NAAMA tritt nun der eine Sohn LAMEDs, NOAH. NOAH steht für die weitere Entwicklung aller Geschlechter:
(1) ADAM, (2) Set, (3) Enosch, (4) Kenan, (5) Mahalalel, (6) Jered, (7) Henoch, (8) Metuschelach, (9) Lamech, (10) NOAH
Werden in der 1. Toledot vor allem noch die Gesetze der Drei, der Vier und der Sieben ins Bild gesetzt, so geht es in der zweiten Toledot nun um das Erheben eines neuen Bewusstseins und somit um die Fünf und deren Erscheinungen. Der Hintergrund der neuen Sicht ist die Tetraktys (1+2+3+4 = 10) und die JHWH-Formel (10 = 5+5), welche auf zweierlei Weise die mit der 10 beginnende, neue Ebene veranschaulichen. Über sie wird das allgegenwärtige Erhaltungs- und Additionsgesetzt beschrieben.
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