Was diese Zahl erzählt:

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Die Fünf und das Anthropische Prinzip

von Michael Stelzner

Das Anthropische Prinzip geht von der seltsamen Tatsache aus, dass es im Universum eine außerordentliche Feinabstimmung der Naturgesetze gibt. Würden die von uns messbaren, sogenannten Naturkonstanten von ihren Werten nur geringfügig abweichen, wäre unser Leben nicht möglich. Das bedeutet umgekehrt: Weil es uns als Beobachter gibt, muss das uns vorausgehende Universum Eigenschaften besitzen, die unsere Existenz zulassen oder sogar erfordern. Kurzum: Das Anthropische Prinzip verknüpft die Eigenschaft des Universums (4) mit der Notwendigkeit der Existenz eines bewussten Beobachters (5), der dieses Universum zu erkennen vermag.

Je nachdem wie konsequent die Denker diese Verknüpfung auffassen, unterscheiden sie ein schwaches von einem starken Anthropischen Prinzip. Ersteres geht davon aus, dass die Eigenschaften des Universums unsere Existenz lediglich zulassen. Das starke Anthropische Prinzip ist konsequenter. Weil die zu beobachtenden Eigenschaften des Universums derart unwahrscheinlich und nicht aus der Vernunft heraus durch Zufall zu erklären sind, bleibt nur die Erklärung durch eine ziel- bzw. zweckgerichtete Existenz – die Teleologie.

Aber auch schon das schwache Anthropische Prinzip hat bereits eine entscheidende, selektive Wirkung. Es rückt das Bewusstsein ins Zentrum der Betrachtung, denn es lässt nur solche kosmologischen Theorien – bis hin zu einer Weltformel – zu, die mit der Existenz von Beobachtern verträglich sind. 

Die Feinabstimmung des Universums ist eine prinzipielle! Aus physikalischer Sicht erfolgte sie so „frühzeitig“, dass sie nicht physikalisch erklärt werden kann. Das Anthropische Prinzip geht über die Begrifflichkeit von Substanzen hinaus. Es basiert auf der Existenz von Bewusstsein und überschreitet mit der teleologischen Komponente den methodisch zulässigen Horizont der herkömmlichen Naturwissenschaften. Letztere berücksichtigen nur kausale Zusammenhänge im Sinne der causa efficiens und nicht der causa finalis. Das aber führt die Naturwissenschaften an ihre Grenzen, denn das neu entdeckte Quantenuniversum verletzt auf vielfache Weise die Vorstellung solcher Kausalität. In ihm geschehen immer wieder Dinge, für die man keine Ursachen mehr in Raum und Zeit angeben kann. Dabei wissen wir inzwischen, dass dies ein essenzieller Zug unserer Wirklichkeit und der sie beschreibenden Quantenmechanik ist und nicht etwa nur auf eine ungenügende Messgenauigkeit zurück geführt werden kann. So bleibt endlich die Suche nach einer Theorie, die vor die Existenz von Raum und Zeit zurückgeht und deren Entstehen einschließt – eine Wissenschaft der Prinzipien.

Manche Naturwissenschaftler wie beispielsweise STEVEN WEINBERG argumentieren gegen das Anthropische Prinzip mit unserer Unwissenheit über andere Universen. In anderen Universen könnte das, was wir die Naturkonstanten oder sogar die Naturgesetze nennen, tatsächlich völlig anders aussehen. Jenes Argumenten hält jedoch an dem von den herkömmlichen Naturwissenschaften methodisch gesteckten Horizont fest und geht über das Wesen des Bewusstseins hinweg, das seiner prinzipiellen Konstitution nach auf Einheit ausgerichtet ist. Alle nur denkbaren Theorien münden immer in die ursprüngliche und eine – die Einheit an sich. Sie folgt darin der Vielzahl der Zahlen, welche alle nur sind, weil sie ein Vielfaches der an ihrem Anfang stehenden Eins sind. Unter den Theorien kann es nur eine wahre und letzte geben, die uns eine letzte Beziehung nahebringt, die man „Weltformel“ nennen könnte.

s.a. Bekannte Wissenschaftler und das Anthropische Prinzip.

Fußnoten

¹ Steven Weinberg lehrte theoretische Physik an der University of Texas in Austin. Er vereinte zwei der vier Naturkräfte in einer Theorie und erhielt dafür 1979 den Nobelpreis.

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