Was diese Zahl erzählt:

Was diese Zahl erzählt:

Die Legende von der Bloody Mary

von Michael Stelzner

Das angelsächsische Märchen erzählt von der Bloody Mary (4) und einem Spiegel (7). Danach lauert hinter jedem Spiegel der Geist der blutigen Maria. Die Unglückliche hatte sich vor über 100 Jahren bei einem bösen Unfall das Gesicht zerschnitten und verblutete. Physisch aus der Welt gerissen durchwandert sie diese nun als böser Geist. Wer im Dunkeln vor einem Spiegel steht und 3mal ihren Namen ruft, dem erscheint ihr schrecklich zugerichtetes Antlitz. Nur wenn man schnell davonläuft rettet man sich davor, von ihr in den Spiegel gezerrt zu werden und ebenfalls das Gesicht zerschnitten zu bekommen.

Das Märchen erzählt in Wirklichkeit ein historisches Ereignis um Heinrich VIII., dem König (1) von England (1509-1547) und seiner ersten Tochter (4) Maria Tudor (1516-1558). Doch erzählt es die einstigen Ereignisse aus der Perspektive von wirkenden Archetypen. Es führt die äußere Wirklichkeit auf das Spiegel- und Schattenprinzip zurück und malt darin völlig andere „Oberflächen-Bilder“ . 

Heinrich VIII. lehnte die protestantische Lehre Luthers ab. Als aber der Papst nicht in die Scheidung von seiner Frau einwilligte, weil diese ihm keine männlichen Nachkommen schenken konnte, brach er auch mit dem Papst. Dessen Aufgabe war es, die Einheit zu erhalten. Heinrich hingegen gründete die anglikanische Staatskirche.

Am Ende folgte ihm doch seine Tochter auf dem Thron. Maria Tudor repräsentierte die neue und andere Generation. Sie wollte die Einheit neu manifestieren (4) und England zum Katholizismus zurückzuführen. Die sogenannte „Queen Mary“ wurde jedoch als ‚Bloody Mary‘ bekannt, weil sie aus ihrem religiösen Eifer heraus in ihrer kurzen, fünfjährigen Regierungszeit mehr als 300 Protestanten auf dem Scheiterhaufen verbrennen ließ. Die schrecklichen Ereignisse wären ohne das Fehlverhalten des Vaters nicht geschehen. Vater und Tochter haben ein Spiegelverhältnis, das unter Inkaufnahme des Blutes die ursprüngliche Einheit erscheinen lassen will. Ihr Verhältnis ist das in der Vierzahl zum Ausdruck kommende, das die Existenz völlig unterschiedlicher Oberflächen alias Gesichter miteinander verbindet. Der Geist, das Bild und sein scheinbar hässliches Spiegelbild eins werden zu lassen, ist seiner Herkunft nach göttlicher, d.h. vollkommener Natur. Der Geist beruht auf der Triade und wird über sie aufgerufen.

Das Märchen von der Bloody Mary erzählt von der Einheit auch in der größten Unterschiedenheit. Selbst ein weit Zurückliegendes und das noch nicht erschienene Zukünftige werden von der Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit umfasst und erweisen sich als nur zwei Gesichter ein und des gleichen. Wenn jemand etwas »ahnt«, dann wird er von etwas scheinbar in der Zukunft Liegendem erfasst. In Wirklichkeit aber erfasst ihn das Zurückliegende über den Umweg des „Himmels“. Dessen Symbol ist die Siebezahl. Über sie erhalten die einstig handelnden »Ahnen« eine Wirkung.

Fußnoten

¹ Die den Subjekten jeweils erscheinenden Oberflächen-Bilder werden von den schauenden Subjekten (5) weitgehend selbst entwickelt. So besteht die höchste Weisheit darin, das ihnen im Außen Begegnende auf ein urgöttliches Gesetz zurückzuführen, das den Geist der Gottheit in allen Erscheinungsformen sichtbar werden lässt. Bei diesem Gesetz handelt es sich um das Gesetz der Vierheit. Die Bibel beginnt deshalb mit einem aus vier Sätzen bestehenden Prolog, dem sogleich die Vorstellung der 7 Tage-Ordnung der Welt folgt. Der Prolog beschreibt zum einen die sich durch alles Dasein hindurchziehende Polarität und Widersprüchlichkeit (2) und er beschreibt zum anderen die Wandlung der den Subjekten erscheinenden Oberflächen von der „Finsternis“ zum „Geist der Gottheit“:

((1))   Im Angang schuf die Gott die Himmel und die Erde.

((2))   Und die Erde, sie war Verlangen und Gegenverlangen.

((3))   Und Finsternis war über der Oberfläche der Urtiefe.

((4))   Und der Geist Gottes schwebte über der Oberfläche der Wasser.  (Gen 1,1f)

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