Was diese Zahl erzählt:

Was diese Zahl erzählt:

Die Physik, der Widerspruch und die Zahl 4

von Michael Stelzner

Inhaltsverzeichnis

Gingo Biloba / J. W. v. Goethe 

Dieses Baums Blatt, der von Osten 

Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten, 

Wie’s den Wissenden erbaut,

Ist es Ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?

Sind es zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt?


Solche Frage zu erwidern,

Fand ich wohl den rechten Sinn,

Fühlst du nicht an meinen Liedern,

Daß ich Eins und doppelt bin?

1. Die Krise der Physik

Im Jahr 2012 wurde mit dem Large Hadron Collider (LHC) in CERN das Higgs-Teilchen, das letzte der 25 Teilchen des sogenannten Standardmodells der Quantenphysik gefunden. Das wurde erwartet. Doch man hoffte vor allem, sogenannte supersymmetrische Partnerteilchen zu finden. Die Erwartung trat nicht ein. Die Entdeckung der Supersymmetrie sollte die Pforte zur Theorie einer Quantengravitation sein. Nach diesem ernüchternden Ergebnis wurde das Dilemma einer seit langen stagnierenden Physik deutlich. Die allg. Relativitätstheorie ist mehr als 100 Jahre alt. Das Standardmodell wurde in den 70er Jahren abgeschlossen. Seitdem gab es trotz hoher Erwartungen nichts grundlegend Neues. Bis heute wird die Physik von dem schmerzhaften Widerspruch zweier Grundtheorien bestimmt. Das ist einerseits ein Tiefpunkt. Er zwingt uns andererseits, den Blick auch für andere, über die Physik hinausgehende Dimensionen zu öffnen:

Das Problem der Physik ist die Existenz von zwei einander widersprechenden Theorien, der allgemeinen Relativitätstheorie und die Quantentheorie. Beide physikalische Theorien erweisen sich stets und auf vielfältige Weise im Experiment als wahr. Aus den Anwendungen beider Theorien ziehen wir enormen praktischen Nutzen. Doch ihre auf die Welt der Substanzen gerichtete Zweckdienlichkeit reicht uns nicht. Wir Menschen suchen mehr. Unser Bewusstsein begehrt die Einsicht in das Ganze. Wir suchen nach Sinn, nach der Bestimmung der Substanz und ihrer Beziehung zum Ganzen. In der Vorstellung der Physik würde die Einsicht in das Ganze aus einer vor ihrem Auge erscheinenden einzigen, alles übergreifende Urkraft bestehen, in der sie die Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit allen Seins erkennt.

Tatsächlich hat sich die Physik auf zweierlei Weise in einem linearen Denken verfangen, das den aufgezeigten Widerspruch immer schärfer werden lässt. Um sich aus ihm zu erheben, braucht sie einen neuen Denkansatz. Die Physik muss ihre Wurzeln und Voraussetzungen neu hinterfragen. Sie sind noch unverstandenen und liegen doch auf der Hand: Es ist die Natur der Zahlen. Die Zahlen bahnen die Wege des naturwissenschaftlichen Denkens. Sie sind der Schlüssel, den wir zu allererst in Augenschein nehmen sollten.

Die beiden Grundtheorien der Physik stehen sich diametral gegenüber, wie die Zahl 2 der Zahl 1 gegenübersteht. So wie die Eins für Einheit Ganzheit und Vollkommenheit und die Zwei für den Bruch und das (Ver)Fehlen stehen und ihrem Wesen nach unvereinbar miteinander erscheinen und doch zusammen die ersten beiden Zahlen des ganzen Zahlenstrahles bilden und diesen in seiner Existenz begründen, so verhält es sich mit den beiden Grundtheorien der Physik. Auf sie kann die Naturwissenschaft ebenso wenig verzichten, wie der Zahlenstrahl auf die 1 und die 2. Nur beide zusammen erklären den Fortlauf der Dinge.

Die Physik scheitert seit Jahrzehnten an der Urweisheit aller Metaphysik, der Dualität von Einheit und Polarität. Die Weisen der Vergangenheit haben sie von Zeit zu Zeit wiederkehrend beschrieben und GOETHE hat der Dualität allen Seins in seinem Gedicht Ginkgo Biloba ein poetisches Denkmal gesetzt. Die Physik benennt diese auch von ihr gesuchte Wirklichkeit die „Theorie der Supersymmetrie“. Nur sie könnte den naturwissenschaftlichen Geist befriedigen. Die metaphysische Sprache der Zahlen aber vermag noch mehr. Sie kann uns das Wesen des Widerspruchs auf eine Weise nahebringen, in der wir ihn nicht mehr als störend sondern als lebenserzeugend wahrnehmen. Nur eine solche „Theorie“ kann uns die ersehnte Gewissheit geben.

2. Die allgemeine Relativitätstheorie oder Quadratur des konkreten Da-Seins.

Die allgemeine Relativitätstheorie ist eine Theorie über die Schwerkraft, die sie aus dem Zusammenwirken von Raum und Zeit definiert. Die unserem Denken eigenen vier Dimensionen, die drei Raumdimensionen und die Zeitdimension lassen uns die Phänomene Raum und Zeit in dem von Einstein formulierten Quadrat der Raumzeit (Raumzeit2 = Raum2 + Zeit2) als Einheit begreifen. Das Geheimnis dieser Einheit ist die Symmetrie. Pythagoras hat sie uns in der archetypischen Weise der Formel 32 + 42 = 52 nahegebracht. Wenn die moderne Kosmologie im Dasein und in den Bewegungen des Universums einen umfassenden Pythagorismus bestätigt, dann sollten wir auch dessen archetypisches Wesen hinterfragen. Es spricht von der besonderen Qualität der Vierzahl, die in Form des Quadrats vor unserem Auge erscheint! Für Pythagoras war die Zahl Vier Symbol und Archetyp für das konkret Erscheinende und somit für alle Substanz. Der Substanzbegriff und die Vierzahl waren für ihn identisch. Nicht zufällig begegnen wir dem Wesen des Quadrats auch in dem Prinzip das den Kosmos formt. Das Quadrat beschreibt nicht weniger als den geheimnisumwobenen Logos der Alten. „Was im Quadrat wirkt“ ist Ausdruck seiner grundlegenden Existenz.

Im Unterschied zu Pythagoras erkennen die Physiker im Quadrat und seiner Vierzahl nicht das Prinzip, das die konkreten Erscheinungen erschafft. Für sie ist die Zahl Vier nur eine zählende und keine erzählende Zahl. Weil sie in ihr nicht das grundsätzliche Konkret-werden an sich erschauen, entgeht ihnen der Logos allen Seins, nämlich die in der Vier wirkende Supersymmetrie. Sie ist es, welche die Quantelung der Natur hervorbringt. Die gesuchten Pakete alias Quanten des Daseins existieren in der allgemeinen Relativitätstheorie nur als eine nicht zu unterscheidende Gesamtsubstanz, als ein einziges So-Sein. Es befindet sich alles, wenn man so will, im gemeinsamen Quantenzustand der Vier. Alles was die Physiker dort finden wollen, sind „Partikel“, die sogenannten Elementarteilchen. Wer aber in Partikeln, Teilchen alias Substanzen und nicht auch in den ihnen vorgelagerten Prinzipen und ihren Botschaften denkt, der findet nichts anderes. Allerdings stößt der so Denkende notwendig an die Grenzen seines Denkens.

Das Denken der Physiker ist ein lineares Denken. Ihr Dimensionsbegriff ist enggeführt und erreicht die darüber hinaus gehenden Dimension nicht. Die von ihm ausgehenden Bilder sind quasi Bilder der zweiten Dimension. Aus der geometrischen Perspektive der allgemeinen Relativitätstheorie erweist sich das Universum tatsächlich als eine Ebene. Die schnell gefundene Erklärung dafür ist trügerisch und greift zu kurz, weil auch sie aus der niederen Dimension heraus erfolgt. Es erscheint logisch zu sein, dass wir das Universum als Ebene wahrnehmen, weil wir Betrachter im Gegensatz zu der unendlichen Weite des Universums extrem klein sind und dessen Krümmung mit unseren natürlichen Sinnen nicht wahrnehmen können. In Wirklichkeit aber vermag unser Bewusstsein auch in sehr abstrakte und übergreifende Dimensionen vorzudringen anstatt sich von einer niederen Dimension gefangen nehmen zu lassen. 

Der Physiker findet in der Welt der allgemeinen Relativitätstheorie keinerlei Hinweis, dass die Schwerkraft gequantelt ist. Das kann er nicht, weil er sich in der immer gleichen Dimension bewegt oder besser formuliert, weil er sich an einen räumlichen Dimensionsbegriff bindet. Seine Berechnungen hingegen basieren auf den Zahlen, „den Quanten des Logos. Aus der Sicht des Physikers ist eine Quantelung der Schwerkraft nur physisch denkbar und nur eine solch portionierte Schwerkraft würde ihm die von ihm gewünschte Theorie der Quantengravitation möglich machen. Da er aber das Wesen der Zahlen, insbesondere das der Vierzahl nicht hinterfragt, realisiert er zunehmend den Widerspruch in Form der in ihr wirkenden Distanz. Konkret wird er mit einem extremen Dimensionsunterschied und damit mit dem Problem der Dualität konfrontiert. Die Schwerkraft ist um den Faktor 1036 kleiner als die anderen drei Grundkräfte. Das führt die Technik und Verfahren an ihre physischen Grenzen. Die Frage, ob die so extrem kleine Schwerkraft in ihrem Inneren „doch noch irgendwie“ portioniert ist, lässt sich auf diese Weise nicht beantworten. So geht buchstäblich ins Leere. So sucht der Physiker weiter das Wesen der Vier und ihre „Portionen“. 

3. Die Quantentheorie oder die gezählte Natur

Genau umgekehrt als in der allgemeinen Relativitätstheorie stellen sich die Existenzen in der Quantentheorie dar. Die Quantentheorie entstand nicht wie die allgemeine Relativitätstheorie aus dem Blick auf das Große, den Kosmos sondern in der Erforschung der konkreten Substanz. Sie beschreibt die Materie in ihren Erscheinungsformen und unterteilt sie dabei in die sogenannten Elementarbausteine. Auch das Denken der Quantentheoretiker ist ein dingliches Denken. Es basiert auf einer Engführung das Substanzbegriffes des Aristoteles, der im Gegenständlichen und seinen formellen Erscheinungen tatsächlich ein Erstes sah, das nicht mehr hinterfragt werden könne. Aristoteles war sich aber im Gegensatz zu den heutigen Physikern der ihr vorausgehenden Trias und seiner Botschaft bewusst. Das von Aristoteles und den Physikern zu einem Anfang erklärte „Eine“ erweist sich für die Physiker jedoch ausnahmslos als ein zusammengesetztes Vieles, da sie es nicht als Trias, d.h. als Funktion deuten sondern als Substanz und darin engführen. Alles was sie finden, ist portioniert. Die Quantentheorie findet und bestätigt überall und ausnahmslos eine Quantelung der Natur. 

Was Quanteneigenschaft besitzt, das ist Teil und dient in seiner Teilhaftigkeit voll und ganz der vorherrschenden aber verborgenen Ganzheit. Durch das Teil wird das Ganze ansichtig. So gilt für alles, was Quanteneigenschaften besitzt, das Unschärfeprinzip nach HEISENBERG. Danach sind zwei komplementäre Eigenschaften eines Teilchens nicht gleichzeitig beliebig genau bestimmbar. Das sogenannte Unschärfeprinzip schließt nicht, wie es sich zunächst anhört, primär etwas aus, sondern demonstriert, dass das vom Ganzen notwendig unterschiedene Teil ganz und gar der Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit dient. Denn: Es bringt die Einheit und Ganzheit zur Anschauung! Der Zustand von Quanteneigenschaft berichtet von der Urweisheit aller Metaphysik, nämlich von der Untrennbarkeit von Einheit und Polarität unter der Vorherrschaft der Einheit. Das ist ein anderes Verständnis von Zweiheit als das, welches uns unser linearlogisch funktionierendes Differenzierungsvermögen vermittelt. Aus der Sicht der herkömmlichen Physik und der Welt der Gegenstände machen solche „Teilchen“, die hinter diese konkrete Welt zurückgehen, Eigenartiges. Sie können beispielsweise an zwei Orten zugleich sein und die sogenannte Verschränkung zweier Teilchen verbindet beide zu einer funktionellen Einheit ohne den Einfluss der Parameter von Zeit und Raum. Kurzum: Die Quanteneigenschaft wird von der Zwei, vom Zweisein beherrscht. Sie unterliegt der Zweiheit. Solche Zweiheit ist aber eine, welche der Einheit und ihrer Ansicht voll und ganz dient. Unter diesem Blickwinkel wird das eigentümliche Verhalten der Quantenteilchen einsichtig. Die zwei Eigenschaften einer Komplementarität vertreten jede für sich die Einheit und in jeder der zwei wird die Einheit erkennbar.

4. Die Vier, die Symmetrie und die Schönheit

Es gibt neben der allgemeinen Relativitätstheorie und der Quantentheorie noch eine dritte Theorie. Das ist die Überzeugung von der Regie der Schönheit. Sie wurzelt tief im Menschen und wird auch von Nichtnaturwissenschaftlern geteilt. Wir erleben die Schönheit vor allem im Phänomen die Symmetrie. Platon hat uns die Schönheit in seiner Definition vom „Schönen, Guten, Wahren“ als regieführende Allgegenwart nahegebracht. Seitdem gehört sie zu unserem kulturellen Gedankengut. Tatsächlich ist auch jede Theoriefindung in den Naturwissenschaften von ihr durchdrungen. Für den Naturwissenschaftler gilt der Grundsatz: Wenn man unter mehreren Theorien wählen kann, sollte man die schönste wählen. Die Kriterien der Schönheit sind Einfachheit, Natürlichkeit und Eleganz. Das Kernkriterium ist die Einfachheit. Sie wiederum entfaltet sich in unvergleichlicher Weise in der Symmetrie. Die Symmetrie wertet die Zweiheit, den Bruch nicht ab – im Gegenteil. Sie führt die scheinbaren Gegensätze wieder zu einer Einheit zusammen. 

Symmetrie wirkt auf allen Ebenen. Davon profitiert die Mathematik. Das macht sie zur grundlegenden Wissenschaft und zum mächtigsten Instrument der Physiker. Die allgemeine Relativitätstheorie und die Quantentheorie erfassen zwei extreme Existenzebenen, das ganz Große und das ganz Kleine und beide leben von mathematischen Symmetriebildungen. Der Widerspruch beider verlangt folgerichtig eine Supersymmetrie. Hier erkennt man, dass nicht der Widerspruch das Problem ist. Er ist geradezu die Voraussetzung einer Supersymmetrie. Was die Physiker hoffnungsvoll Quantengravitation nennen, das kann aber nach den Regeln der Symmetrie nur realisiert werden, wenn sie weder von der herkömmlichen Vorstellung von Quanten noch von der herkömmlichen Vorstellung der Gravitation beherrscht wird. Das jeweils Dritte verlangt nach deren Abstraktion. Was der Physik fehlt, ist eine neue, abstrakte Denkebene in welcher die Leistung der Dreizahl sichtbar manifest ist. Wir finden sie im Wesen der Vierzahl. In ihr wird der scheinbar existierende Widerspruch zwischen Gegensätzlichen als ein Ganzes (be)greifbar. Die Vierzahl verrät uns die prinzipielle Konstitution von Materie.

5. Die Supersymmetrie und die Metaphysik

Die Supersymmetrie ist die Hoffnung der Physik. Sie hofft zurecht, dass über den Kraft- und Materieteilchen noch einmal eine Symmetrie besteht, welche die Unterscheidung von Kraft und Materie aufhebt. Würde man eine solche Ebene erfassen, würde die ihr zugehörige Theorie auch erklären, was dunkle Materie ist. Das Verstehen der Vierzahl ist nicht nur der Schlüssel zu dem, was die Religionen den Logos der Welt nennen, sondern auch der Schlüssel zum Erkennen der Einheit der zwei Grundtheorien der Physik, der allgemeinen Relativitätstheorie und der Quantenphysik. Die sie vereinende Supersymmetrie ist mehr als nur Physik. Sie ist Metaphysik und deren „supersymmetrischen Teile“ sind die Zahlen.

Betrachtet man die sich widersprechenden physikalischen Theorien aus einer solcher Ebene, dann fällt die Vierzahl als Schlüsselzahl auf. Die allgemeine Relativitätstheorie – die Theorie über die Schwerkraft – berichtet von der Quadratur des Seins und darin vom Wesen der Polarität in seiner konkreten Erscheinung in der Vier – dem Quadrat. Auch die Quantentheorie läuft auf das Erkennen des Wesens der Vier zu. Von ihren vier Grundkräften ist es wieder die Schwerkraft, die zur Pforte wird, die aus dem linearlogischen Denken herausführt. Sie ist die vierte und kleinste Kraft der vier Grundkräfte der Physik. Mit ihrer extremen Kleinheit fordert sie den Physiker auf, über Sinn und Wesen der Kleinheit an sich nachzudenken.

Die Kleinheit (2) ist dem Großen, der Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit (1) nachgeordnet und erhebt (3) diese durch ihre Existenz zum sichtbaren Raum (4). Der ist „zweifelsfrei“ – weil „eineindeutig“ – schön. Er ist schön, weil die Zweiheit in ihm das wahre Wesen ihres Archetyps entfaltet. Der physische Raum und seine komplementäre Manifestation, die Zeit erscheinen jedoch nur solange schön, solange der Forscher ihre Einheit reflektiert. Verliert er sie aus dem Blick, dann steht er vor scheinbar unüberwindbaren Problemen. Das ist der Zustand derzeitiger Physik. In solcher Zeit sieht die Welt anders aus, weil man nichts findet, was die ewige Erwartung auf Schönheit erfüllt. Die Erfüllung bedarf eines Bewusstseins, das die Einheit von komplementären Erscheinungen erschaut. Am Ende ist das die Einheit von Physik und Metaphysik.

6. Ein Ausblick: Die Physik und ihr geisteswissenschaftliches Potential

Die Physik und die Mathematik sind Leitwissenschaften. Ihre Resultate verändern die Welt und das Bewusstsein der Menschen. Sie stehen deshalb in einer besonderen Verantwortung. Bisher haben sie primär von der Frage nach dem „wie“ gelebt. Ehrlich und selbstbezogen werden sie aber erst, wenn sie ebenso konsequent auch nach dem „warum“ fragen. Das ist die Frage der Philosophen und der Religionen, zu deren Klärung die Naturwissenschaften einst angetreten sind. Sie hatten es auf dem berauschenden Weg eines – wenn auch hochintellektuellen – Funktionalismus vergessen. Inzwischen aber stoßen sie an die von ihnen einst selbstgezogene Grenze. Doch es kommt noch schlimmer. Die Grenzen zu den „Jenseitigen“ verschwimmen und erzwingen von beiden Seiten eine Auseinandersetzung. Beiden Seiten ist im Grunde klar, dass es zwischen ihnen eine Art Supersymmetrie geben muss. Die aber bedarf einer gemeinsamen Sprache. Die einstigen Gegner und zukünftigen Partner finden sie im Wissen um die Existenz von Zahlenarchetypen. Sie zu erschließen, eröffnet die Sicht auf die Einheit allen Seins. 

Was die Physik findet, ist nicht losgelöst vom Menschen und seinem Bewusstsein. Es gibt bezüglich des Logos keine wirkliche Trennung von Substanz (4) und Bewusstsein (5). Sie sind die beiden Grundaspekte einer Trias und verkörpern das, was wir Lebens (6) nennen. Bewusstsein ist fortentwickelte Substanz. Das besagt das den Logos hervorbringende, allgegenwärtige Additionsprinzip, das schon ganz „am Anfang“ mit der Existenz der Zweizahl wirksam wird. Wie die Eins in der Zwei gegenwärtig ist, so ist auch die Substanz im Bewusstsein gegenwärtig. Das erstmals in der Zweizahl existierende Additionsprinzip entfaltet sich und wird Substanz. Deren Archetyp ist die Vierzahl. Im wiederum aus ihr hervorgehenden Bewusstsein wirkt der Logos ebenso, wie schon zuvor in der Substanz, denn die Gesetze sind universell. 

Wenn die Physik ihrer Verantwortung gegenüber den Menschen und der Suche nach seiner Identität gerecht werden will, muss und kann sie die Antworten auf all seine Fragen liefern. 

Machen wir uns an den nachfolgenden Beispielen klar, was die Physik den Menschen mitzuteilen hat, wenn wir auch die geisteswissenschaftliche Seite ihrer Resultate empfangen:

  • ALLES was existiert, ist Teilchen und Welle     … also auch der Mensch und sein Bewusstsein! 
  • Tod und Leben sind in einer letzten Schau nicht wirklich zu trennen. Das zeigt „Schrödingers Katze“     … aber auch die Würde des Menschen.
  • Jedes Teilchen ist mit einem Partnerteilchen verschränkt. Die Bewegung des einen ist identisch mit der symmetrischen Bewegung des anderen und zwar unabhängig von Raum und Zeit     … das würdigt den über Zeit und Raum hinausdenkenden Menschen. Es würdigt ihn über die Würde des Anderen.
  • Die Raum-Zeit-Formel verrät uns, wie wir über die uns beschränkenden Parameter Zeit und Raum hinaus zu einer höheren Dimension kommen. Das Geheimnis ist die Zahl 4 – das Quadrat. Es verlangt, das Beschränkende, die Zweizahl und den Zwist anzunehmen und in der Wirkung auf sich selbst zu erfüllen. Die so entstehende Vier, das Kreuz oder das Quadrat sind der Boden, von dem aus sich Bewusstsein (5) erhebt.

Fußnoten

¹ Zum Dilemma der Physik

  • Sabine Hossenfelder, Gabriele Gockeler: Das hässliche Universum, Warum unsere Suche nach Schönheit die Physik in die Sackgasse führt, S. Fischer Verlag 2018
  • https://youtu.be/oRkdykLZbWs  youtube v. Harald Lesch
  • https://youtu.be/EJyvHNiDVKk  youtube v. Harald Lesch
  • https://youtu.be/99hVAu1k6G8   youtube v. Sabine Hossenfelder, Frankfurt Institute for Advanced Studies, Vortrag 29.04.2019 Universität Stuttgart: Was läuft falsch in der gegenwärtigen Physik?

² Die triadische Zahlenordnung der 9 Zahlenarchetypen gibt die Trias von Substanz (4), Bewusstsein (5) und deren Interaktion (6 / Sex) zu erkennen.

Weitere Beiträge