Was diese Zahl erzählt:

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Die prähistorischen Venusfiguren und die archetypische «Formel Vier»

von Michael Stelzner

Die prähistorischen Venusfiguren sind kleine Statuetten weiblicher Körper. Sie sind mehrere Tausend Jahre alt. Die «Venus von Hohlefels» und die «Venus vom Galgenberg» sind mindestens 35.000 Jahre alt. Die heute als Venusfiguren bezeichneten Statuetten sind keineswegs selten. Mehr als 130 solcher Plastiken wurden bis heute in Europa und bis hin nach Sibirien gefunden. Zweifelsfrei sind sie frühe Kunstwerke. Ihre Bedeutung ist allerdings unklar. Man sieht in ihnen einerseits ein Fruchtbarkeitssymbol und andererseits ebenso die Abbildung einer Göttin.

Der Kopf der ausgeprägten weiblichen Körper hat kein Gesicht und ist oft auch deutlich als Phallus ausgebildet. Die Figuren erfassen nichts Subjektives oder gar Individuelles, sondern etwas Grundsätzliches. Das führt zu der Frage nach der Existenz von Archetypen, die es uns möglich machen, die Aussagen dieser sehr frühen Kunst zu verstehen. Die von den Plastiken gebildeten Formen können tatsächlich Licht ins Dunkel zu bringen.

Der weibliche Körper der anstelle des Kopfes einen Phallus trägt verbindet das Weibliche mit dem Männlichen. Insofern handelt es sich einerseits um die Darstellung der Zusammengehörigkeit, d.h. der Einheit von Gegensätzen. Andererseits ist die ganze Gestalt die einer Frau. Die prähistorischen Venusfiguren sind offensichtlich Symbole der perfekten, weil fruchtbaren Weiblichkeit. Was in ihnen als Widerspruch erscheint, ist aus der Sicht der Archetypen die Darstellung des Vollkommenen. Die Frau ist hier das Symbol für das vollkommene Wesen der Vier. Wie die Vier das Eine (1) mit dem Anderen (2) zu einer greifbaren, konkreten Gestalt manifestiert, so vereinen die prähistorischen Venusfiguren das männliche und das weibliche Prinzip.

Während der obere Bereich einen Phallus symbolisiert, ist der untere Bereich dreieckförmig gestaltet. Darin erfasst er sichtbar das typisch Weibliche. Doch symbolisiert die Einheit von männlichem (1) und weiblichen (2) Prinzip nicht allein das Wesen der Vierzahl als Archetyp, wie es die an anderer Stelle beschriebene «Formel Vier» (1+2→4) abstrakt erzählt. In Gestalt der Frau erzählt die Figur vor allem auch vom Wesen der Sechs, das in der Sexualität und Fruchtbarkeit der Frau sichtbar wird. Die prähistorischen Venusfiguren beeindrucken also vor allem deshalb, weil sie das Wesen der Zweiheit und Polarität über die Vier hinweg entfalten und deren verborgene Dynamik endlich über die Sechs und die Sexualität anschaulich machen (siehe 2 → 4 → 6). Darin bringen die Plastiken das Urwissen der Menschheit schon in frühester Zeit in Formen der Kunst auf den Punkt.

Abb.:  Venus von Dolní Věstonice (ca. 25.000 bis 29.000 Jahre alt)

Die Deutung, dass die so frühen Kunstwerke tatsächlich die Erkenntnis über das Wesen der Polarität (2) illustrieren und sie als Kern der ewig fruchtbaren Natur, wie dem weiblichen Körper erkennen, ist offensichtlich. Dass sie darin auch archetypisch korrekt die Entfaltung der Polarität (2) über das Körperhafte (4) hin zur Sexualität (6) darstellen, ist beim Betrachten der «Venus von Dolní Věstonice» wahrscheinlich. Die Rückseite des Frauenkörpers weist auffällig stilisierte Speckfalten auf, die nicht nur einfach die Fülle der Substanz augenscheinlich machen, wie sie der Archetyp 4 symbolisiert. Es sind auch vier an der Zahl. Der frühe, zur bewussten Schau fähige Mensch hat bereits Zusammenhänge wahrgenommen und manifestiert, die Jahrtausende später von den Pythagoreern als Archetypen erkannt und als solche von PLATON beschrieben wurden.

Abb. 2 links: Venus von Langenzersdorf (ca. 7000 Jahre alt)

            rechts: Venus von Strelice (ca. 5000 – 7000 Jahre alt)

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