Das hebräische Wort «sehr» und seine Zahlenfolge 40-1-4
Das hebräische Wort «sehr» und seine Zahlenfolge 40-1-4 von Michael Stelzner Inhaltsverzeichnis 1. Das Steigern und «Huldigen» und die gesteigerte Huldigung Die biblische Genesis erzählt
Das Bewusstsein über den Lauf der Sonne und die «Questenfeste»
von Michael Stelzner
Der Mensch (5) schaut auf die Natur (4) mit ihren sich stets wiederholenden Jahreszeiten. Unabhängig von seinem Aufenthaltsort nimmt er wahr, dass der für das Leben maßgebende Sonnenlauf von vier astronomischen Zeitpunkten bestimmt wird, die aus zwei gegenpolaren Paaren bestehen. Das sind zum einen die zwei Sonnenwenden, die Sommer-Sonnenwende um den 21.03. und die Wintersonnenwende um den 21.12. eines Jahres. Der Tag der Sommer-Sonnenwende ist der längste und der Tag der Wintersonnenwende der kürzeste Tag des Jahres. Beide Größen zeitigen entgegengesetzte Phänomene. Das eine Mal bestimmt vorwiegend der helle Tag und das andere Mal vorwiegend die dunkle Nacht das Leben.
Die beiden Extreme liegen maximal auseinander und doch kann der Mensch die beiden als ein Ganzes erkennen. Er kann es, weil er das Große, sozusagen den gesamten Jahresverlauf im Blick hat.
Das Ganze, das durch das Zusammenkommen von Gegensätzen erfahrbar wird, kann man nun aber nicht nur im Großen, d.h. im Jahresverlauf, sondern bereits im Kleineren, nämlich im Verlauf eines Tages und dessen zwei Hälften, dem hellen Tag und der dunklen Nacht erkennen. Neben dem schon genannten Paar Sommer-Sonnenwende und Winter-Sonnenwende erlebt der Mensch an zwei einzelnen Tagen im Jahr, wie das Helle und das Dunkle ihrem Phänomen nach in einem Tag zusammenfinden, also «gleich werden». Das sind die Tage der Tagundnachtgleichen. Ungefähr am 21.03. und am 21.09. sind Tag und Nacht jeweils gleich lang.
Abb. 1 Die Vier, den Lauf der Sonne (1) bestimmenden, astronomischen Größen
Die zweimalzwei, ihren Phänomenen nach entgegengesetzten, aber ihrem Inhalt nach verbundenen Rhythmen verlangen nach dem Dritten bzw. Fünften, die Einheit schaffen. Den gibt es, wenn man nur den Blick erhebt und eine größere Perspektive eröffnet. Hinter der Vierheit des Sonnenrhythmus verbirgt sich eine größere Polarität, die uns ihrerseits das weitaus größere Ganzes vor Augen führt. Sie erscheint vor unserem Auge, wenn wir zweierlei reflektieren. Zum einen unterhält die Sonne (1) den Rhythmus und zum anderen sind wir es, die Subjekte (5), die das Zusammenwirken der Teile als ein Ganzes beobachten. Es ist das Bewusstsein (5), das alles erschaut. Die Sonne und das Bewusstsein reflektieren einander. Hier begegnet uns die praktische Auswirkung der Beziehung 1—5, die wir in der Flussform der Zahlen erkennen können.
Setzt man die zwei dem Bewusstsein möglichen Perspektiven ins Verhältnis zueinander, dann tritt die Schau der Phänomene (4-5) gegenüber der Schau des wirklich Ganzen (1—5) zurück. Was bleibt, das ist die Bewegung. Die vom Bewusstsein wahrgenommene Bewegung in den Phänomenen wird zu seiner inneren Bewegung. Sie ist der Gegenstand aller Religionen.
Um diese großen Zusammenhänge zu erhellen, müssen die Religionen sie sichtbar manifestieren. Das geschieht in Ritualen, vor allem aber bei der Errichtung sakraler Bauten oder dem Verfassen heiliger Schriften. Dabei haben sie immer wieder das stets herausgeforderte Bewusstsein in Beziehung zu einen der vier genannten astronomischen Zeitpunkte gestellt. Die Geburt Jesus in der dunkelsten Zeit des Jahres und das Johannisfest am 24.03., dem Tag der Geburt des Täufers sind wohlbekannt. Weniger bekannt sind die Hintergründe alter Sakralbauten, die einen deutlichen Bezug zum Sonnenlauf haben oder die von alten Sonnenritualen, wie wir sie noch heute bei den sogenannten «Questen-Festen» – den Festen, der in der Vier verborgenen Fünf – erleben können. Der Begriff der «Queste» transportiert das Element eines tiefgründigen Suchens. Das lateinische «quaestio» und auch das altfranzösische «queste» bedeuten «Forschung» oder «Frage». Auch das englische Wort «quest» vermittelt die Aufgabe im Sinne der Suche im Rahmen einer größeren Herausforderung. Heute dafür gebräuchliche Synonyme sind beispielsweise die «Mission» oder die «Heldenreise».
Wir begegnen den Questen-Festen in zahlreichen skandinavischen Traditionen, bei den Feiern der Wicca, im Driudismus und sogar im fernen Balinesischen Hinduismus. Die Kulturen der alten Ägypter, Griechen und Römer machen da keine Ausnahme. Viele indigene Völker auf der ganzen Welt, einschließlich der amerikanischen Ureinwohner, haben ebensolche Traditionen zur Feier einer Sonnenwende. Ihre Rituale umfassen beispielsweise Schwitzhüttenzeremonien, Gebete und Tänze.
In dem Zusammenhang besonders beindruckend sind alte historische und prähistorische Sakralbauten, die so errichtet wurden, dass an einem solchen Tag das Licht durch eine besondere Öffnung fällt und einen Gegenstand oder eine Person beleuchtet. Das finden wir beispielsweise in Newgrange in Irland bei einem prähistorischen Hügelgrab, das etwa 3200 v. Chr. erbaut wurde. Am Tag der Wintersonnenwende fällt dort das Licht auf den Beigesetzten und verbindet das ewig Lebendige mit dem Toten.
In Stonehenge / England erhebt sich die Sonne am Tag der Sommersonnenwende direkt über dem Heel Stone und das Licht scheint in die Mitte des Kreises.
Die Maya-Pyramide El Castillo (auch Kukulcán-Pyramide genannt) im mexikanischen Chichen Itza erzeugt zur Sommersonnenwende spezielle Licht- und Schatteneffekte, die die Erscheinung einer Schlange entlang der Treppen der Pyramide darstellen. Die Effekte symbolisieren die Verbindung zur Gottheit Kukulcán.
In der Inka-Stadt Machu Picchu / Peru tritt zur Sommersonnenwende (das ist in der südlichen Hemisphäre die Wintersonnenwende) der sogenannte Intihuatana-Stein auf, auf den die Sonne in einer bestimmten Weise trifft und so die astronomischen Ereignisse markiert.
Auch in Deutschland finden wir derartig markierte Phänomene. So finden wir im Goseck-Kreis eine neolithische Kreisgrabenanlage, in welcher der Kreis so ausgerichtet ist, dass das Licht der Sommersonnenwende durch spezielle Tore scheint und bestimmte Punkte innerhalb des Kreises beleuchtet.
Einer der größten Tempelkomplexe des alten Ägyptens ist der Karnak-Tempel in Luxor. Zur Sommersonnenwende scheint das Sonnenlicht entlang der Hauptachse des Tempels und beleuchtet das innere Heiligtum, was als Akt der Verehrung der Sonnengottheit Ra verstanden wird.
Ähnliches erlebt man im Ramses-Tempel in Abu Simbel, der wegen der Errichtung des Assuan-Staudamms auf spektakuläre Weise versetzt worden war und so besonders bekannt wurde. Die Ortsveränderung musste das in ihm zu beobachtende Lichtspiel wieder einfangen, wie es am alten originalen Standort, der heute unter der Wasseroberfläche liegt, zu beobachten war.
Am 21.-23. Juni, zur Sommersonnenwende, fällt für kurze Zeit das Licht der Sonne tief in den Tempel hinein und bestrahlt einmal im Jahr den gottgleichen Pharao (5). Das geschieht genau in dem Augenblick, indem die Sonne ihren „jährlichen Niedergang“ beginnt. Der Niedergang der Sonne wird in diesem Schauspiel mit dem Erhellen des Bewusstseins (5) verbunden. Man könnte metaphorisch sagen, dass der Mensch erleuchtet wird, der (auch) im Untergang erstrahlt.
Abb. 2 Die kosmische Lichtumkehr zur Sommer-Sonnenwende vermag jenen göttlichen Menschen zu erleuchten, der Auf- und Untergang als Erscheinungen des ewig Ganzen erkennt.
Im Schauspiel von Abu Simbel antwortet der Mensch auf die Ansprache der Natur (4) mit dem «Über-Natürlichen» (5). Den in der Natur erlebten Untergang des Lichtes verwandelt der Erleuchtete zum Aufgang seines inneren Lichts. Im „Über-Natürlichen“, der Kunst im weitesten Sinn, findet er Heimat.
Zusammenfassend heben die auf einen der vier astronomischen Zeitpunkte bezogenen Kulte und Rituale «nur» die Bewegungsumkehr der Sonne ins Bewusstsein. Das Brisante und Entscheidende aber ist, dass diese nicht nur die Sonne, das höchste Symbol betrifft, sondern damit zugleich auch die angebetete Gottheit und schließlich den Beter selbst. Hier lauert die höchste Erkenntnis, das Erkennen der Allgegenwart der Zwei und ihres wahren Wesens, des Wesens des scheinbar Kleinen.
Das vom Menschen ersehnte Sicherheit, alias das Beständige bleibt dennoch, doch verwandelt es sich in solcher Schau zu einer triadischen Gottheit. Das «Eine» wird mit dem Zweiten und scheinbar Geringen eines und zu einem Dritten, zu einem dynamischen Prinzip. Der Kontext dieses Einen wird größer. Der bewusste Beobachter sieht nun mehr: Wenn die Sonne umkehrt, steht sie für einen gefühlten Augenblick still. Im Konkreten ist der nicht wirklich greifbar und doch ist gerade er es, welcher der Wirklichkeit am nächsten kommt. Aus ihm erwachsen alle Dimensionen und alles strebt ihm zu.
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