Das Wesen des sechsten Archetyps besteht im Verbinden und Erleben der zuvor aufgebauten Gegensätze. Die Genesis artikuliert jenes gipfelartige Erheben mit der sogenannten erweiterten Huldigungsformel «Und es sah die Gottheit alles was sie gemacht hatte. Und schaue, es war SEHR (40-1-4) gut». Die den 6ten Tag abschließende und erweiterte Huldigungsformel setzt das «Gipfelerleben in der Sechs» sprachlich über das «SEHR» ins Bild. Das Wort macht zweierlei. Es unterscheidet und verbindet zugleich. Das illustriert der hebräische Text über die Folge seiner drei Zahlen «40-1-4». Ihr Kern ist die Vier, die sich hier in drei Erscheinungen zeigt und deren verbindendes Geheimnis die Allgegenwart der Eins und Einheit (1) ist, wie ich sie an anderer Stelle in Form der Formel der Formeln, der «Ur-Formel 1-4» schon vorgestellt habe. Was die Formel hier erstmals greifbar «formuliert», das bringt die Sechs darüber hinaus aus der Perspektive der Funktionen zum Ausdruck.
Nach dem Vorbild der Ur-Formel behebt der Archetyp der Sechs/Sex den Mangel des zwiespältigen zweiten Archetyps, der durch dessen differenzierende Eigenschaften scheinbar hervorgetreten war. In heilender, d.h. in «ganzmachender» Weise verwandelt er das Fehlen in Fruchtbarkeit. Jenes Potential ist dem in der zweiten Hälfte des 6ten Tages geschöpften menschlichen Bewusstsein eingeschrieben.
Aus Sicht einer linear erzählten Schöpfung schließt das Wort «sehr» den 6ten Tag ab, denn nach ihm wird nur noch die übliche Abschlussformel «Und es-wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag» genannt. Das «Sehr» ist faktisch das Resultat der Existenz des menschlichen Bewusstseins. Sein Prinzip, das Erheben und Steigern war allerdings in larvierter Form schon die Grundlage aller anderen Schöpfungsakte vor der Existenz des Menschen. Der 6te Tag erzählt nun aber, dass es auch den Menschen in seinem besonderen Bewusstsein konstituiert.
Stellt man das alles in Rechnung, so erkennt man in den drei Zahlen «40-1-4» des «sehr» den Schlüssel für die Konstitution des Menschen. Es handelt sich um die gleichen drei Zahlen, die auch das Wort «Adam» (1-4-40) bilden, das sowohl «Erdboden» und auch «Mensch» bedeutet.
Die noch unkultivierte, blanke Erde (1-200-90 / s. Gen 1:1) erfährt durch ihre Kultivierung zum fruchtbaren «Erdboden» (1-4-40) eine ebensolche Steigerung, wie sie das Tier in der Erhebung zum «Menschen» (1-4-40) erfährt. Nach der Erschaffung der drei Arten der Erdentiere (Kriechtier, Herdentier und Wildtier) ist der Mensch ein Viertes. Das ist von Bedeutung, denn es erzählt, dass der «Erdling» Mensch zunächst als eine Manifestation (4) zu werten ist, die in ihrem weiteren, nun bewussten Erheben zur Fünf und im verbindlichen Tun in der Sechs selbst wieder manifestiert (4). Der bewusste Mensch fügt das zuvor Getrennte auf neue und nun bewusste Weise zusammen. Der Archetyp und Akt Sechs/Sex ist der Gipfel der Schöpfung insofern sein Wirken über das jeweils in der Linearität Existierende hinausweist.
Der Mensch ist das erhobene, «vierte Tier». Das ist kein Zufall. Die Vier erhebt durch ihre zwei Enden alias ihre zwei Verbindungen. Die eine ist die Rückverbindung zur Eins und die andere ist die vorwärts gerichtete Verbindung zur 40. Die erste verbindet zum Urgrund, der Eins (1), «Einheit» und «Ganzheit», analog der «Ur-Formel 1-4». Die andere verbindet zur höheren Daseinsform der 4. Die gesteigerte und zur 40 erhobene 4 zeigt einen Dimensionsgewinn an. Der wiederum zeugt und bezeugt Fruchtbarkeit – vergleichbar mit dem Wasser, das dem Erdboden Leben spendet. Die 40 ist aus der niederen Perspektive das «völlig Andere», wie auch der 13te Buchstaben des Alphabets, das «Mem» ( d ) gegenüber der geltenden Ordnung der 12 (12ter Buchstabe ist das Lamed ( l )) ein völlig anderer ist. Auch das «Mem» hat deshalb nicht zufällig den Zahlenwert 40.
Bevor das Wort «sehr» am 6ten Tag erscheint, erscheint die Verbindung ihrer drei Zahlen 1, 4 und 40 bereits dreimal. Erst ihr viertes Erscheinen im «sehr» macht die in ihr angelegte Steigerung auch wörtlich und somit dinglich anschaulich. Erstmals finden wir die Verbindung der drei Zahlen in Gen 1:25. Dort hat sie noch die Bedeutung von «Erdboden». Danach finden wir sie in Gen 1:26-27, wo sie archetypisch korrekt gleich zweimal das Wort «Mensch» formt. Beide Sinnzusammenhänge, der von Erdboden und von Mensch greifen auf die Ur-Formel 1-4 zurück und beide stellen sie in eine Beziehung zur 40, zur höheren Form der Vier.
Wird das menschliche Bewusstsein mit der «Formel der Ganzheit» konfrontiert, ist das zugleich eine Konfrontation mit dem Zwiespalt. Der Anblick der Formel macht ihn aus gleich zwei Perspektiven sichtbar. Das wird deutlich im Unterscheiden der Wörter «Mensch» (1-4-40) und «sehr» (40-1-4). Während die 40 in der Bezeichnung «Mensch» alias «Erdboden» der Ur-Formel 1-4 folgt, stellt das Wort «sehr» die 40 der Ur-Formel nun nochmals steigernd voran. Das besagt, dass die Steigerungen «sehr» bereits vor dem Menschen existiert haben. Die evolutionären Stufen vor der Existenz des Menschen lassen das im Nachhinein auch erkennen. Der Mensch kann sie nun aber erschauen!