Die 5 Finalbuchstaben des hebräischen Alphabets
Die 5 Finalbuchstaben des hebräischen Alphabets von Michael Stelzner Inhaltsverzeichnis 1. Das Wesen der Finalbuchstaben Das aus 22 Buchstaben bestehende hebräische Alphabet kennt fünf Buchsstaben,
Der 6te Finger in der Bildenden Kunst
von Michael Stelzner
Die Begriff Hexadaktylie bedeutet „Sechsfingerigkeit“ und meint damit das Vorhandensein von 6 anstatt 5 Finger oder Zehen an einer Hand bzw. einem Fuß. Die Sechsfingerigkeit ist medizinisch gesehen eine Fehlentwicklung. Sie ist keineswegs selten und kommt isoliert oder zusammen mit anderen Fehlbildungen in mehr als 90 verschiedenen, komplexen Krankheitsbildern vor. Isoliert, also als Einzelsymptom tritt sie in Europa, Amerika und Asien einmal bei 3.000 Geburten auf. In Afrika findet man sie sogar einmal bei 300 Geburten.
Das Phänomen der Sechsfingerigkeit hat sich wegen seines auffälligen Zahlen- und zugleich Menschenbezugs schon früh als ein Deutungsmotiv in der Bildenden Kunst angeboten. Zudem erwähnt die Bibel es in 2. Sam 21,20ff und 1. Chr. 20,6ff. Dort werden die Riesen, die sogenannten „langen Männer“ mit der Zahl 6 im Sinne der ihnen anhaftenden, verhängnisvollen Linearität identifiziert. Der Riese ist übergebührend in der Substanz verhaftet. Im Gegensatz zum Zwerg überwiegt bei ihm die Substanz mit ihrem noch fehlenden Bewusstsein.
Das rechte Verstehen der Zwei und der aus ihr sich entfaltenden Sechs symbolisiert David, der zweite König der Israeliten. Er durchschaut das wahre triadischen Wesen der Zweiheit und bringt es über die Sechs zur rechten Funktion (siehe Abb. 2-6). Das Siegel Davids ist deshalb das Hexagramm. Ihm gegenüber stehen die Riesen, die „langen Männer“. In 1. Sam 17,4-7ff erlegt David den Riesen Goliath, der in seiner linear gedeuteten Welt verhaftet ist und der wahren Sechszahl nicht gerecht werden kann.
Abb. 2-6 Die Entfaltung der Zweiheit und des Widerspruchs (2) zur fruchtbaren, weil verbindenden Funktion der Sechs ist bei den arabischen Zahlzeichen in Form ihrer Spiegelbeziehung erkennbar.
Die biblische Symbolik stellt das wahre, triadisch zu deutende Wesen der Sechs dem linear gedeuteten und verhängnisvollen gegenüber. Das Unterscheiden und Verstehen der beiden Weltsichten ist von so hoher Bedeutung, dass es im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung des Johannes thematisiert wird. Johannes führt es u.a. am Beispiel der Zahl 666 aus (Off 13,18), die er dort als die „Zahl des Tieres und des Menschen“ bezeichnet. Sowohl das Tier als auch der Mensch leben in der konkreten, ihnen linear erscheinenden Welt und beide müssen mit der Linearität umgehen. Doch hat die offensichtliche Linearität der Zahl 666 für das Tier eine andere Bedeutung als für den Menschen, denn der Mensch durchschaut sie als eine verkürzte Darstellung eines mehrdimensionalen Geschehens. Er kann sich über die Linearität erheben, sofern er nicht mehr als Tier west.
Der lineare Blick aus der teilhaftigen Welt heraus verfehlt die wahre dritte und erhabene Dimension. Wollte man die drei Sechsen der 666 triadisch darstellen, so müsste man sich der Geometrie bedienen und ein Dreieck zeichnen, dessen drei Ecken eine Sechs tragen.
Abb. 666 Die verfehlende, lineare und die richtige, triadische Sicht auf die 666
Die zwei Seiten der Sechs, die tierische und die göttlich-menschliche thematisieren Künstler, wenn sie das Phänomen der „Sechsfingerigkeit“ darstellen. Will man ihre Botschaft verstehen, muss man beide Aspekte, den linearen und den triadischen in ihrem unauflösbaren Zusammenhang interpretieren. Das ist insofern höchst anspruchsvoll, da jede Sechs mit ihrem negativen und positiven Aspekt den Betrachter immer herausfordert, auch den linearen Aspekt positiv und fruchtbringend zu deuten. An zwei Heiligenbildern mit dargestellter „Sechsfingerigkeit“ möchte ich das aufzeigen. Das eine ist die im Jahre 1504 von Raffael gemalte „Hochzeit der Jungfrau“, auch Vermählung Mariens genannt. Auf ihm hat der rechte Fuß des heiligen Josef sechs Zehen. Das andere Gemälde ist das Gnadenbild der sogenannten heiligen Maria Sechsfinger am linken Altar in der Wallfahrtskirche in Maria Laach am Jauerling (Wachau, Österreich), erstellt um 1480 von einem unbekannten Künstler. Auf dieser Darstellung hat die Hand der Gottesmutter, die das Jesuskind hält, sechs Finger.
Abb.: links – Ausschnitt des Gnadenbildes der Gottesmutter Maria Sechsfinger
Rechts – Die Vermählung Mariens von Raffael
Einmal wird Maria und das andere Mal wird Josef mit der durch Linearität verkürzten Sechs verbunden. Der Schlüssel, um die triadische Sechs mit der linearen Sechs zusammendenken zu können, liegt nicht im Gegensatz von männlich und weiblich, der ein horizontaler ist, sondern vielmehr im vertikalen Gegensatz von profan und heilig, denn die von der „Sechsfingerigkeit“ Betroffenen sind beide heilige Figuren in einer Erdenszene. Beide leben ganz konkret in der scheinbaren Linearität der realen Welt und ihre Handlungen erfüllen dennoch die Forderungen der höheren, göttlichen Sechs.
Darstellungen von „Sechsfingerigkeit“ bei Heiligen kommen aus dem Byzantinismus und sind dort keine Seltenheit. Neben sechs Fingern findet man auch Marien mit drei Händen. Das führte zu der Erklärung, dass die Künstler lediglich die außergewöhnliche Natur der Gottesmutter zeigen wollten. Die Erklärung bleibt aus mehreren Gründen unbefriedigend. Zum einen galt damals ein mit einem 6ten Finger geborenes Kind als missgeboren und dämonisch. Zum anderen waren den Künstlern zu jener Zeit die Bedeutung der Sechs und ihrer Schattenseite sehr gegenwärtig.
Maria ist das Weiblichkeitssymbol schlechthin. Oft wird sie auf dem Mond oder auf einer Muschel stehend abgebildet und trägt nicht, wie etwa ein Herrscher ein rotes, sondern stets ein blaues Gewand. Die Details ihrer Abbildungen beschreiben die weiblichen Archetypen 2, 4 und 6 und darin die ewige Vollkommenheit und Fruchtbarkeit der Mutter Natur. Der Name Maria bedeutet „geliebt von Gott“. Der Name spiegelt die anderenorts beschriebene Formel 1-4. Der Name Maria, das Meer und der Begriff der Materie verweisen gemeinsam auf den Archetyp der Vier.
Obwohl es sich bei der Vier um das ewig fruchtbare Ur-Element handelt, bleibt es in seiner einfachen Vollkommenheit ohne ein Bewusstsein. Ein solches muss erst aus dem Weiblichen heraus geboren werden und ihm gewissermaßen entgegentreten. Das geborene Bewusstsein finden wir im Jesuskind (siehe Pyramidensymbolik 4—5). Der Knabe ist zu ihr ein weltliches Gegenüber. Was die Maria (4) geboren hat, das kommt aus dem Numinosen und ist „von der Gottheit selbst gegeben“. Diese Urbeziehung setzt die Formel 1—4 ins Bild und erklärt den aus dem Ägyptischen kommenden Namen Maria als die „von Gott geliebt“.
Die Gottesmutter bildet wie die Zahl Vier die Grundlage zum Verstehen der vollkommenen göttliche Ordnung. Ihr Wesen mündet in die Dynamik des Archetyps der Sechs, der seinerseits die Gangart der Schöpfung ist und vom ewig fruchtbringenden Fluss der Dinge erzählt. Die Sechszahl ist, wie es auch die „Flussform der Zahlen“ abbildet, der „Gipfel der Welt“ auf dem Ekstase entsteht und über den nichts Weltliches mehr hinausgeht.
Dass auch der Gottesmutter Maria der Weg zur Sechs eingeschrieben ist, davon berichtet die Bibel ausdrücklich, denn „im 6. Monat ward der Engel Gabriel zu der Jungfrau Maria gesandt“ (Lukas 1,26) und verkündet ihr ihre Empfängnis. Die Erzählung ist eine aufwärtsgerichtete. Sie beginnt mit dem Weiblichkeits- und Polaritätsprinzip (2), erfasst die göttliche Vollkommenheit der Substanz (4) und führt endlich zur Sechs. Die gleiche Sechszahl (Hexagramm) verfügt aber auch über eine zweite, eine abwärts gerichtete Dynamik. Nur beide zusammen machen die Sechs aus (+ = ✡ ). Von der Abwärtsdynamik erzählt die leidende Maria (Maria dolorosa), die zusieht wie ihr Kind dem Tod entgegengeht.
Die andere Sicht ist die aus der höheren Dimension, die Sicht des sich über die lineare Welt erhebenden Sohnes. Hinter ihr bleibt die Sicht Marias und ihre zwar vorhandene aber noch larvierte Vollkommenheit zurück.
Maria erlebt den Archetyp der Sechs nicht in einer triadischen, sondern in einer linearen und somit schmerzhaften Weise. Sie muss zusehen, wie ihr Sohn am 6. Wochentag (Freitag) in der 6. Stunde (15 Uhr) ans Kreuz geschlagen wird (Mt 27,45; Mk 15,33; Lk 23,45). Der Gottes-und Menschensohn (2) betritt die Welt über das Wesen der 6, und er verlässt die Welt auch über das das Wesen der 6.
Das erleben Marias sowie ihre Sicht auf die Sechs bleiben unvollkommen im Sinne von unverständlich und mysteriös, denn sie kann die höhere Dimension in der niederen nicht vollständig erfassen. Sie erlebt das Höhere nur in seiner Projektion auf die Substanz, welche die 6 in einer „deformierten“ Weise abbildet. Der 6te Finger ist ein solches Abbild. Zu ihm gehört auch das Jesuskind, das in der Welt erscheint. Dessen Füßchen – Symbol für dessen Grundpolarität – sind auf dem Bild auffällig „verdreht“.
Von theologischer Bedeutung ist die Tatsache, dass der Rosenkranz von der Hand mit den 6 Fingern gehalten wird. Der Rosenkranz ist das substanzielle (lineare) Pendant zur göttlichen Vollkommenheit. Auch er ist wie alles in der Welt eine Reduktion des Geistigen, das durch die Reduktion in der Substanz erscheinen kann.
Das Ereignis der Vermählung Mariens wird im apokryphen Evangelium des Jakobus erzählt. Um die biblische Erzählung jedoch zu verstehen, muss man folgendes Wissen vorausschicken:
12 ist die Zahl der göttlichen Ordnung, weil sie die zwei ersten Archetypen Eins und Zwei hierarchisch korrekt miteinander sichtbar zu einem Ganzen verbindet. Diese anfängliche, ordnende Verbindung ist die Grundlage für jede fruchtbare Fortentwicklung. Letztere besteht im Hinzufügen des dritten Archetyps. Das aber ist eine große Herausforderung, denn man muss genau den Archetyp zur 12 hinzufügen, der seinem Wesen nach bereits ein erhobener ist, der die Linearität des Konkreten und Erdhaften überwunden hat. Das konkrete Dasein bedient sich in aller Regel aber der linearen Darstellungsform. Kurzum: Das Hinzufügen muss ein triadisches und kein lineares sein (siehe die Bibelzahl 1-2-30 anstatt 1-2-3).
Das Jakobus-Evangelium greift in der Erzählung von der Vermählung Mariens diese Symbolik auf. Maria war 12 alt, als sie zum Zwecke der Aufrechterhaltung der Ordnung vermählt werden sollte. Der Hohepriester ließ auf Rat eines Engels alle Witwer des Volkes zusammenkommen, wobei jeder einen Stab mitbringen musste. Der Stab ist ein Symbol für das Gesetz und die ihm notwendig innewohnende Linearität. Die Stäbe der Bewerber gaben entsprechend zu erkennen, welchen Umgang sie mit dem Gesetz pflegten. Auch Josef kam. Er aber hatte, wie der Text berichtet, zuvor „seine Axt beiseitegelegt“. Josef hatte sinngemäß die vom Spalten zwischen oben und unten lebende Linearität des „Stabes“ überwunden. Das machte ihn zum rechten Mann für Maria (4), die in ihrer Dimension schon das gleiche Muster einer fruchtbaren Zweiheit (siehe Formel 1+2 → 4) erfüllte.
Josef weigerte sich zunächst, da er schon alt, aber Maria noch sehr jung war. Diese Überlegung – das machte ihn der Hohepriester deutlich – hatte einen linearen Charakter, den es zu überwinden galt. So nahm Josef die Maria in seine Obhut. Sein Verhalten symbolisierte einerseits sichtbar das Wirken von Sechs. Andererseits musste er ihre ebenso vorhandene höhere Dimension verwirklichen, die in der von der Linearität gezeichneten Welt oft als Fehlbildung erscheint. In Josef wirken zwei „Standpunkte“. Raffael hat sie künstlerisch umgesetzt, indem er an dessen rechten Fuß eine sechste Zehe hinzufügte.
Raffael hat das Bild in der Zentralperspektive gezeichnet. Der Fluchtpunkt ist ein „zweifacher“, denn er liegt in den zwei hintereinander liegenden und geöffneten Türen des Tempels. Die Botschaft lautet: Das Eine (1) wie die Andere (2) alias der Eingang wie auch der Ausgang des Raumes der Ganzheit und Vollkommenheit gehören zusammen und sind ihrem Wesen nach eines. Ein weiteres Symbol für das in sich geschlossene Ganze ist der verbindende Ring, den Josef der Maria gibt. Sein Platz ist die horizontale Bildmitte. Aus der vertikalen Dimension heraus kennzeichnet er die Existenz der göttlichen Proportion alias den goldenen Schnitt in der Welt in ihrem konkreten Dasein (siehe Anhang / Propotionsstudie /PopUp-Fenster). Über ihn und der Welt steht nur noch das von der Zweizahl getragene Himmelsgewölbe, das am 2ten Tag geschaffen und in Gen 1:6 als „Feste“ bezeichnet wird.
Zusammenfassend zeichnen alle Symbole eine triadische Struktur, welche die profane Linearität überwindet und die Menschen im Sinne der 6 dynamisiert. Bei einem der Verlierer der insgesamt 6 männlichen Bewerber kommt die Lehre sichtbar an, denn er zerbricht seinen Stab und macht so aus dem erfahrenen Mangel etwas Fruchtbares. Darin überwindet er das Lineare und die Profanität der Gesetze.
Raffael hat zur Darstellung der biblischen Erzählung die Zahl 12 und die zweiseitige 6 verbildlicht. Die Menschengruppe vor dem Tempel besteht aus zweimal 6. Links stehen 6 Frauen und rechts stehen die 6 männlichen Bewerber. Die zwei Sechsheiten werden durch den die Mitte ausfüllenden und einer höheren Dimension zugehörigen Priester verbunden.
Fußnoten
¹ „Und wieder kam es zum Kampf bei Gat. Da war ein langer Mann [Riese], der hatte sechs Finger an seinen Händen und sechs Zehen an seinen Füßen, 24 an der Zahl. Und auch er war dem Rafa [dem Geschlecht der Riesen] geboren worden. Und er verhöhnte Israel. Da erschlug ihn Jonatan, der Sohn Schammas, des Bruders Davids. Diese vier wurden dem Rafa in Gat geboren. Und sie fielen durch die Hand Davids und durch die Hand seiner Knechte“ (2. Sam 21,20-22 / Elb).
„Und wieder kam es zum Kampf bei Gat. Da war ein langer Mann [Riese], der hatte <je> sechs Finger und Zehen, <zusammen> 24; und auch er war dem Rafa [dem Geschlecht der Riesen] geboren worden. Und er verhöhnte Israel. Da erschlug ihn Jonatan, der Sohn Schimas, des Bruders Davids. Diese wurden dem Rafa in Gat geboren. Und sie fielen durch die Hand Davids und durch die Hand seiner Knechte“ (1. Chr. 20,6-8 / Elb).
² „Und ein Vorkämpfer trat aus den Lagern der Philister heraus, sein Name war Goliat, aus Gat. Seine Größe war 6 Ellen und eine Spanne. Und er hatte einen bronzenen Helm auf seinem Kopf und war mit einem Schuppenpanzer bekleidet. Das Gewicht des Panzers betrug 5000 Schekel Bronze. Und er hatte bronzene Schienen an seinen Beinen und ein bronzenes Krummschwert auf seiner Schulter. Und der Schaft seines Speeres war wie ein Weberbaum, und die Spitze seines Speeres <wog> 600 Schekel Eisen. Und der Schildträger ging vor ihm her (1. Sam 17,4-7ff).
³ »Hier ist die Weisheit! Der Habende des Verstandes berechne die Zahl des Tieres!
Denn sie ist die Zahl eines Menschen und seine Zahl ist 666« (Off 13,18).
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