Die Legende von der Bloody Mary
Die Legende von der Bloody Mary von Michael Stelzner Das angelsächsische Märchen erzählt von der Bloody Mary (4) und einem Spiegel (7). Danach lauert hinter
Das Gemälde «Die Sixtinische Madonna» von Raffael, oder die höchste Unterweisung
von Michael Stelzner
500 Jahre existiert sie nun, die Sixtinische Madonna von Raffaelo Santi. Berühmt war sie schon immer. Doch während vor einigen Jahrzenten noch Diskussionen darüber stattfanden, ob es sich bei diesem Kunstwerk um eine so genannte Sacra Conversazione (heilige Unterredung) handelt und welche Botschaft der abgebildete Papst von Maria empfängt, wird heute allenfalls darüber diskutiert, ob Sixtus II. neben den zwei deutlich hervortretenden Fingern der rechten Hand, dem Daumen und dem Zeigefinger auch einen fragwürdig angedeuteten 6ten Finger hat.
Die heutige Berühmtheit und Beliebtheit des Werkes gehen von einem im wörtlichen Sinn eher niederem Niveau aus, denn sie basieren vorwiegend auf den beiden Puttenfiguren (Raffaels Engel) am unteren Bildrand, die aus ihrer Gesamtheit herausgelöst heute millionenfach Poster, Postkarten oder Einzelskulpturen zieren. Das ist insofern bedauerlich, da der Anspruch des Werkes kein geringerer ist als in der Bildsprache des Christentums das religiöse Zentralgeheimnis als solches zu transportieren. Das ist eine gewaltige Botschaft für ein Kunstwerk. Doch wird in unserer heutigen Zeit eine solche gar nicht mehr für möglich gehalten und deshalb auch nicht mehr nach ihr gefragt.
Reicht die von den Betrachtern des Kunstwerks zumeist als übereinstimmend empfundene, ausgeprägte Harmonie allein schon aus, keine weiteren Fragen mehr stellen zu wollen? Oder ist es schlichtweg ein Zeichen unserer Zeit, Kunstwerke nicht mehr nach ihrer Botschaft zu hinterfragen? Was auch immer der Grund ist, die Sixtina transportiert eine Botschaft, die man mit Fug und Recht als das religiöse Zentralgeheimnis bezeichnen muss. Das bedarf einer Erklärung.
Kurz und ohne Umschweife: Es geht um das Zahlengeheimnis der weiblichen Zahlen 2, 4 und 6 und ihr dynamisches Verhältnis zueinander. Es geht um die Entfaltung der Zweizahl und Polarität zur Sechszahl, der Zahl, welche die höchste Zahl in der von der Polarität (2) geprägten, konkreten Welt (4) ist. Sechs ist die Gangart der Evolution. Ihrem Wesen kann sich niemand entziehen, auch und vor allem nicht der Bischoff von Rom. Die Sechs bringt die Welt durch die ihr eigene Fruchtbarkeit voran und sie erzwingt jegliches Opfer. Sixtus II. unterwirft sich ihm und legt seine Tiara (Papstkrone und Würdezeichen) ab (s. li unten).
Das Wirk- und Erhaltungsprinzip der Sechs erwächst aus der Polarität. Ohne das Wissen um das wahre Wesen der Zweizahl und deren Verhältnisse wird auch das Wirkprinzip der Sechs fehlgedeutet und bleibt schicksalhaft. Deshalb schließt die biblische Genesis gleich zu Anfang diese Lücke und erfasst die so wichtige Beziehung in der Gegenüberstellung der Schöpfungstage 2 und 6.
Der 2te Schöpfungstag ist scheinbar fehlerhaft. Ihm fehlt die den übrigen Schöpfungstaten eigene Huldigungsformel „Und Gott schaute – es war gut.“ Doch wird das „Ver-FEHLEN“ des zweiten Tages am 6ten Tag mehr als ausgeglichen, denn Letzterer wird mit der sogenannten erweiterten Huldigungsformel versehen. Sie besteht im Hebräischen aus zwei Sätzen bzw. aus sechs Wörtern: „Und Gott schaute alles an, was er gemacht hatte. Und schau – es war SEHR gut“.
Die das Leben erschaffende und das Leben erhaltende Spannung zwischen der Zwei und der Sechs ist die Botschaft der sixtinischen Madonna. Ihre Basis bildet die Zweiheit der Putten am unteren Bildrand. Wie dem zweiten Tag noch die Huldigungsformel fehlt, so fehlt ihnen noch die erst später eintretende Reife. Aus ihrer Existenz aber erwächst die Sechs, die ihrerseits zum Wirk- und Erhaltungsprinzip der Evolution wird.
Das Muster der Sechs ist das Muster der Sixtina. Das Gemälde enthält deshalb nicht zufällig genau 6 Subjekte. Die gesamte Bildkonstellation zeichnet ein Hexagramm. Einem Betrachter fällt jedoch zunächst die Kreuzform der Anordnung ihrer Figuren ins Auge. Der Archetyp der Vierzahl symbolisiert die Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit aller Erscheinungen. Aus ihm erwachsen die Religionen und in der Gottesmutter Maria bekommt er seine menschliche Gestalt. Maria alias die Vier adeln die Zwei und ihre Gegensätze (siehe Formel 1-4) und Maria ist es auch, die dem Gemälde seinen Namen gibt.
Maria erfüllt die Bildmitte. Sie vermittelt die weiblichen Wesenheiten Zwei und Sechs (2-4-6), das scheinbar Unvollkommene (2) mit dem Vollkommenen (6) und darin auch das Männliche (1) mit dem Weiblichen (2). Jener Gegensatz wird in der horizontalen und somit „weltlichen Achse“ über Sixtus II. und die heilige Barbara verkörpert. Er schaut nach oben, sie nach unten. Barbara hat einen Erdenbezug, Sixtus II. hingegen einen Himmelsbezug.
Trotz ihrer unterschiedlichen Blickrichtung eint sie ein Drittes. Beides sind heilige Figuren. Das Heilige und Ganze führt sie in ihren unterschiedlichen Blickrichtungen zusammen. Über ihren Gegensatz entwickelt sich jedoch die vertikale, die „himmlische Achse“ und mit ihr eine neue Dimension. Getragen wird sie vom Fortschreiten der Polarität. Den zwei Putten am unteren Rand stehen oben Maria mit dem Kind gegenüber. Beide verkörpern je eine Zweizahl, die in sich und zueinander eine Hierarchie und mit ihr eine Dynamik zur Anschauung bringen. Die so dynamisierte Zwei bringt die Sechs und den ihr zugehörigen heiligen Sechsstern (Hexagramm) hervor (s. Abb.: 2).
Abb. 2 (li) Die Kreuz- und Sechseckstruktur des Gemäldes
(Mitte) Die wolkenartigen, zahllosen Engelsköpfe als Hintergrund
(re) Der fragwürdige 6te Finger an der rechten Hand von Sixtus II.
Die Botschaft ist brisant, denn die neue und höhere Dimension des Göttlichen kann nur durch den enormen Gegensatz zwischen Sixtus II. und der heiligen Barbara entstehen, der größer nicht sein könnte. Die heilige Barbara ist tief in der Linearität des Konkreten und ihrer Substanzen verankert. Die ihr allgemein zugeschriebenen Attribute sind das Buch, die Fackel oder auch die Kanone, alles Werkzeuge der praktischen Durchsetzungskraft. Der zur Madonna aufschauende Sixtus II. hingegen orientiert sich am Ideal, dessen Kern die Archetypen sind.
Deren Kern wiederum besteht, wie es die Genesis erzählt, in der Vereinigung von Gegensätzen durch das Wesen der Sechs. Sixtus II., genannt „Xystus“ (grch. „der Geglättete“, lat. „der Sechste“) war nicht nur der Name dieses Bischoffs von Rom. Der Name entsprach ganz und gar seiner Haltung. So erfahren wir in „Stadlers Vollständigem Heiligenlexikon“, dass Sixtus II. die Leiber der zwei hl. Apostel Petrus und Paulus, in deren Nachfolge er stand, in Sicherheit brachte. Auch beendete er den Ketzer-Taufstreit, den Streit seines Vorgängers Stephan mit den afrikanischen und östlichen Gemeinden über die Taufe von reuigen Häretikern. Sixtus II. war vom 30. August 257 bis zum 6. August 258, also 11 Monate und 6 Tage Bischof von Rom. Am Ende starb er – hingerichtet von Kaiser Valerian – als Martyrer, weil er sich widersetzte, den Abgöttern, namentlich dem Mars zu opfern.
Die Bischöfe von Rom erhielten später den Titel des Papstes. Sixtus II. war insofern der erste Papst, der den gleichen Namen wie ein früherer führte. Auch das ist ein Ausdruck der Sechs und der Zwei in seinem Namen.
Raffael bringt in dem Gemälde nicht einfach nur Polaritäten zur Anschauung. Er ordnet sie vielmehr hierarchisch und sich gegenseitig ergänzend an und zeichnet darin das Bild einer fraktalen Ordnung. Der in aller Welt sichtbare horizontale Gegensatz wird durch den zunächst verborgenen aber doch hinzutretenden vertikalen Gegensatz zwischen den Engeln und der göttlichen Maria ergänzt. Auch wenn die Gottesmutter und das Kind den vorläufigen Gipfel abbilden, so enthält dieser zugleich eine weitergehende und noch gewaltigere Polarität, den Gegensatz von Maria und ihrem Sohn, den Gegensatz von Menschensohn und Gottessohn.
Das Bildnis verweilt nicht im Aufzeigen von Polaritäten, sondern entwickelt eine Dynamik und Richtungsweisung, wie sie die Zahl Sechs erzählt. Durch ihr Wirken erhebt sich über Maria und durch das Kreuz (4) ein Neues und Fünftes, das göttliche Kind. In ihm erwacht ein Bewusstsein (5), dessen Dimension den anderen vier Positionen noch fremd ist (siehe Pyramidensymbol).
Erst diese Gesamtschau gibt den Blick für die Botschaft des Bildes frei. Erst in ihr erhalten die sich öffnenden und rahmenden zwei Vorhänge ihre tiefe Bedeutung. Sie besteht im Wesen der Schau an sich, die einerseits viele Gesichter hat, andererseits aber von den immer gleichen, auf die Einheit gerichteten Archetypen erzählt. Genau diese Botschaft hat Raffael zum Hintergrund seines Werks gemacht. Aus größerer Entfernung glaubt man Wolken zu sehen. Die nähere Betrachtung zeigt jedoch zahllose Engelsköpfe. Engel sind „Geistwesen“ wie Archetypen, die sie metaphorisch „verkörpern“.
Fußnoten
¹ Der Betrachter kann sowohl einen sechsten Finger oder auch einen mächtigen Handballen erkennen, der als Finger gedeutet werden kann (s.o. Abb. 2). Nicht die Entscheidung ist hierbei wichtig, sondern die unklare Beziehung zwischen der Zwei (Daumen + Zeigefinger) und der Sechs (sechster Finger), die Hauptgegenstand des Bildes ist. Raffael hat die unbedingt aufzuklärenden Beziehung auch in seinem Gemälde „Die Vermählung Marias“ durch eine sechste Zehe am Fuß des Josef thematisiert.
² Die Heilige Barbara (Barbara, von griech. βάρβαρος, „die Fremde“) ist der Legende nach eine aus dem 3. Jh. stammende Jungfrau, die von ihrem eigenen Vater enthauptet wurde. Ihrer Zeit „fremd“ war sie, weil sie sich standhaft geweigert hatte, ihre herausragende Schönheit und Klugheit dem profanen Leben hinzugeben. Viele Männer hielten vergebens um ihre Hand an. Sie aber wurde zum Symbol eines besonderen Unterscheidungsvermögens, nämlich eines Auserwählens in Hinblick auf ein noch höheres Ganzes. Die Heilige Barbara entscheidet sich gegen die Widerstände des Profanen und wird zum Symbol für eine notwendig geforderte Wehr- und Standhaftigkeit.
Barbaras Vater sperrte die sich so entschiedene Tochter in einen eigens dafür gebauten Turm ein. Während ihrer Gefangenschaft ließ sie den beiden schon vorhandenen Fenstern ein drittes hinzufügen. Der Vater bedrohte die sich weiterhin standhaft weigernde Tochter schließlich mit dem Tod. Barbara konnte zunächst vor ihrem Vater fliehen. Zur unerwarteten Hilfe wurde dabei ein Felsspalt, der sich vor ihren Augen öffnete und in den sie eintreten konnte. Dem Vater zunächst entkommen wurde sie ihm dann aber doch wieder, diesmal durch Verrat, ausgeliefert.
Barbara wurde sodann so grausam misshandelt, dass ihr die Haut wie Fetzen vom Körper herunterhing. Schließlich wurden ihr auch die Zeichen ihrer Weiblichkeit genommen und ihr die Brüste abgeschnitten. Am Ende enthauptete der Vater seine Tochter selbst.
Die heilige Barbara zählt wegen deren übergeordneten Zahlensymbolik zu den 14 Nothelfern. Darüber hinaus wird sie sehr oft mit zwei anderen heiligen Jungfrauen und Märtyrinnen in einer Dreiheit dargestellt, der heiligen Katharina und der heiligen Margareta. Diese weibliche Dreiheit stellt ihrerseits eine Einheit her, denn diese drei Jungfrauen sind die drei einzigen weiblichen unter den 14 Nothelfern. Ihre Symbolik entwickelt das Prinzip des Weiblichen, des Anderen und Gegensätzlichen – mithin das Prinzip der Zweizahl – in eine Dynamik und somit in eine Dreiheit hinein, die sich am Ende als Einheit und Ganzheit offenbart. Das tun die drei weiblichen Nothelferrinnen jede auf ihre spezifische Weise.
Die die Heilige Barbara begleitenden Bilder symbolisieren eine durch Härte und Widerstandsfähigkeit geprägte „Gegen-Ständlichkeit“ und Zweiheit, die sich in eine Dreiheit und Dynamik verwandelt, welche die Offenbarung von Einheit und Ganzheit zum Ziele hat. Der ursprünglich zweifenstrige Turm, dem Barbara ein drittes Fenster hinzufügt oder der klaffende Felsspalt, dessen Mitte sie durch sich zur Dreiheit wandelt, sind Beispiele dafür. Die anderen ihrer Attribute, wie das Buch, die Fackel oder die Kanone bedeuten Werkzeuge, welche die Durchsetzungsfähigkeit ihres göttlichen Widerstandes symbolisieren.
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