Der König SALOMO und seine legendäre Weisheit
Der König SALOMO und seine legendäre Weisheit von Michael Stelzner Der König SALOMO ist der Inbegriff für höchste Weisheit und darüber hinaus auch für Macht
Das Orakel von Delphi – der Mittelpunkt der Welt
von Michael Stelzner
Der Göttervater Zeus lies von den zwei Enden der Welt zwei Adler aufeinander zu fliegen. Sie begegneten sich in Delphi. Die Begegnung der Gegensätze machte den Ort (4) zum Mittelpunkt der Welt. Die bis dahin linear erscheinende Welt wurde einer höherdimensionalen Welt. Aus der Streckenperspektive und ihren Begrenzungspunkten Anfang und Ende wurde eine Flächenperspektive. Ihr Parameter ist das Zentrum. Die Geometrie beschreibt die Beziehung der beiden Sichtweisen im Kreisgleichnis, das von der Beziehung des linear begrenzten Kreisradius zu der aus ihm hervorgehenden Kreisfläche erzählt. Aus der Sicht der Zahlenarchetypen wirken zwei sich gegenüberstehende Entitäten zusammen und manifestierten (4) das «Gesetz der Vier» (1+2➔4).
Der Mythos beschreibt den Übergang der Dimensionen durch einen Machtwechsel zweier Gottheiten. Vor der Begegnung der beiden aufeinander zufliegenden Adler herrschte an dem Ort die Pythia, eine geflügelte Schlange mit hellseherischen Fähigkeiten. Die Schlange symbolisiert das Lineare und die Vorstellung von Anfang und Ende. Die Polarität von Kopf und Schwanz ist nur eine von vielen im Schlangensymbol enthaltenen Polaritäten. Ihr Erscheinungsbild ist deshalb ein «zwielichtiges». Hinter der äußeren, linearen Erscheinung (1-2) der Schlange verbirgt sich jedoch eine dem einfachen Bewusstsein nicht zugängliche, höhere Dimension. Der Mensch erahnt sie in der ihn befremdenden Art ihrer Fortbewegung (3). Ohne Füße zu haben bewegt sie sich überaus schnell und das nicht nur in die vermutete Richtung. Das (Ver)Fehlen ist für sie offensichtlich kein Makel – im Gegenteil. Ihre unvermutete Funktion erhebt sie in der Welt ihrer Mitgeschöpfe. Aus deren Sicht schafft sie einen Zugang zu einer anderen und höheren Dimension.
Die Erhabenheit des mythischen Wesens ist von körperlicher und geistiger Art. Die körperlich sichtbare und doch eigenartige Erhabenheit übersetzt der Mythos durch die Macht der Schlange, weissagen zu können. Das Wesen beherrscht die Welt der Polaritäten. Es verbindet nicht nur die horizontalen Pole Anfang und Ende miteinander, sondern auch die vertikalen Pole, Himmel und Erde. Die ihm zugeordneten Flügel machen die außerordentliche Fähigkeit auch für das fleischliche Auge anschaulich.
Sowohl in der Schlange als auch im Adler verbirgt sich eine Ganzheit, die der Polarität bedarf, um sichtbar zu werden. Weil dem herkömmlichen Bewusstsein die Existenz und Wirkung der vertikalen Polarität noch verschlossen ist, folgt der Mythos vom Orakel in seiner Erzählung einer natürlichen, hierarchischen Struktur. Die Potenz der Hierarchie vermag das wahre Wesen der Polarität ans Licht zu bringen und mit ihr die Einheit von Gottheit (1) und dem sie erschauenden Bewusstsein (5) zu erhellen.
Vor der Bewusstseinserweiterung durch die Begegnung der zwei Adler war der Name des Ortes Pytho. Erst die Begegnung macht Pytho zu Delphi. Das griechische Wort «δελφύς» (delphys) bedeutet die «Gebärmutter». Was hier geboren wird, das ist die Folge und Frucht eines früheren Zwists zwischen der weiblichen Urgottheit Gaia und deren Enkelin Hera, der Frau des Zeus. Wohlgemerkt, es ist ein Zwist, der zur Geburt von Delphi führt. Die Ereignisse erzählen von einem Persepktivwechsel auf die Zwei, auf die Weiblichkeit und das Mutterprinzip, das im Prinzip Erde auf archetypische Weise sichtbar und (be)greifbar wird.
Der ursächliche Streit der zwei Frauen pflanzte sich über die Generationen fort und eskalierte schließlich im Tod der Pythia, den Apollon zu verantworten hatte oder der sie sogar selbst getötet hatte. Der Tod ist Ausdruck des Archetyps der Zwei und der dient der Entfaltung der Einheit und Ganzheit. Insofern ist er aus inhaltlicher Sicht ein relativer. Im Mythos überträgt das von Apollon vergossene Blut deshalb die hellseherische Fähigkeit der Pythia auf den Ort, der zum Ort Delphi wird. Kurzum: Funktion (3) und Vermögen manifestierten (4) sich. Der Archetyp der Drei geht in den Archetyp der Vier (3➔4) über. Aus dem neuen Spannungsverhältnis von Geist (3) und Substanz (4) erwächst aus ihrer rechten Verbindung das Bewusstsein (5), um das es in jedem Mythos geht und das im allbekannten pythagoreischen Urdreieck geometrisch zur Anschauung kommt.
Das Symbol für die Manifestation des neuen Geistes und des neuen Bewusstseins ist der Tempel. So wurde der einstige Tempel der Pythia zum Tempel des Apollon. Die Orakelsprüche kamen nun nicht mehr unmittelbar von der Pythia, sondern tönten aus wechselnden Gestalten und Personen. Hinter ihnen wirkte aber immer noch die Pythia. Die Wahrsagenden saßen dabei auf einem Dreifuß (3) über einer Erdspalte (2). Aus ihr stiegen berauschende Dämpfe auf, welche die «Pythia» in Trance versetzten. Auch in diesem Bild geht es wieder um die Begegnung der Dimensionen. Der Spalt (2) entfaltet Wirkung (3) und die manifestiert sich (4) im Bewusstsein (5) der Beteiligten. Sie manifestiert sich auf die dem Bewusstsein zugehörige, subjektive Weise. Natürlich entsprachen die Botschaften und Wirkungen (3) der Archetypenfolge, was bedeutet, dass sie sich jetzt im Archetyp der Sechs (✡) niederschlugen. Das führt zu Konsequenzen. Die Botschaften durften nun nicht mehr auf «einfältige» Weise interpretiert werden, sondern verlangten danach, ganzheitlich interpretiert zu werden (△ + ▽ = ✡). Daran scheitern in den Erzählungen die das Orakel Befragenden regelmäßig. Ihr Scheitern aber ist Botschaft und Wegweisung zugleich.
Das Scheitern wie das (Ver)Fehlen dienen dem Wachstum. Der vom Licht der Gottheit Apollon Beschiene steht in einem ganzheitlichen Licht, das Nichts ausblendet. Die dem Fragenden im Außen erscheinenden Probleme sind Teil seines eigenen Wesens. Das vom Orakel vorhergesagte Schicksal ist kein zufälliges. Es ist das Wirken des ungreifbaren, göttlichen Ganzen, das vom Archetyp der Sieben ins Bild gesetzt wird. In diesem Zusammenhang erklärt sich der Rhythmus, dem das Orakel zu Delphi folgte. Anfangs gab es einmal jährlich am 7. Tag des Monats Bysios – dem Geburtstag Apollons – Auskunft. Später sprach es am Siebten jeden Monats. Die zunehmende Fülle der Auskünfte ging notwendig – dem Gesetz der Drei-Einheit folgend – mit einer Reduktion einher, denn mit der Änderung legte das Orakel nun jährlich eine Pause von 3 Monaten ein.
Die hinter dem Orakel von Delphi wirkenden Archetypen begegnen den Fragenden noch bevor er den eigentlichen Tempel betritt schon am Eingang oder im Vorraum des Tempels. Das ist notwendig, da ihre Kenntnis die Voraussetzung ist, die Antworten des Orakels einordnen und verstehen zu können. So sollen der Legende nach dort zwei Inschriften gestanden haben. Die erste soll gelautet haben: «Erkenne dich selbst». Die zweite hatte warnenden Charakter: «Nichts im Übermaß». Eine heute zumeist unbekannte dritte der sogenannte apollonischen Weisheiten wurde nach PLUTARCH möglicherweise nur mündlich übermittelt. Sie sagte: «Du bist».
Die so entstehende Dreigliederung der apollonischen Weisheiten macht Sinn. Sie entfaltet die grundsätzliche Drei-Einheit in ihre nächsthöhere Dimension, in der das fragende Subjekt (5) in eine unmittelbare Beziehung zur Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit rückt (1—5), analog der «Flussform der Zahlen».
Die erste Botschaft spricht die Selbstreflexion des Subjekts (5) an. Sie erweitert das grundsätzliche Dreieck in ein größeres, in dem die Beziehungen des Subjekts anschaulich werden. Das fragende Subjekt wird zum Mittelpunkt des Geschehens, wie auch der Ort Delphi zum Mittelpunkt der Welt wurde. Mit anderen Worten: Die Botschaft entfaltet das Gesetz des Ortes (1-4) zum Gesetz des Subjekts (1—5). Die zweite Botschaft ist eine Botschaft über das wahre Wesen der Zwei und damit eine Botschaft über die Notwendigkeit der Begrenzung (2) im Dienst des Ganzen (1). Die dritte Botschaft verbindet die zwei ersten und übersteigt dabei die dingliche Ebene und wird zu einer «gehörten» oder «erschauten» Botschaft. Sie erfasst das Sein an sich und darin auch dessen Manifestation im Dasein des menschlichen Bewusstseins.
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