Was diese Zahl erzählt:

Was diese Zahl erzählt:

Der Agnostiker - unreif oder feige?

von Michael Stelzner

Der Agnostiker beruft sich auf die Unerkennbarkeit und Unbegreifbarkeit eines Gottes. Der griechische Begriff «gnōstikós / γνωστικός» bedeutet „Erkennen, Einsehen. Der Agnostizismus ist sonach die «Lehre von der Unerkennbarkeit» Gottes. Agnostiker behaupten, dass weder die Existenz noch die Nichtexistenz einer Gottheit oder auch nur einer höheren Instanz klärbar sei. Agnostizismus kann man deshalb nicht als Religion bezeichnen. Die «Rückverbindung» der «Re-ligio» reist ab. Der Agnostizismus ist vielmehr eine Weltanschauung, deren Credo ist: «Ich weiß es nicht» oder «ich kann es nicht wissen». Der Agnostiker glaubt, durch seine Annahme und somit seiner Haltung – wörtlich seinem «Halt» – vor der letzten Frage weder in Konflikt mit dem Atheismus, noch mit dem Theismus zu kommen. In Wirklichkeit verschanzt er sich m.E. hinter seinem Nichtwissen. Die Tatsache, dass der Mensch nur ein begrenztes Wissen hat, verschont ihn nicht vor der Forderung, die aus seiner Anlage (Talent), ein Bewusstsein zu haben, erwächst. Er kann sich der Forderung nicht entziehen, sich selbst (5) zu reflektieren und früher oder später wahrhaftig handeln zu müssen und zu einem wahrhaftigen Wesen (25)¹ zu werden. Das Wesen des Bewusstseins ist es, Gewissheit erlangen zu müssen! Die Weigerung zur Entscheidung – die Weigerung zu einem Bekenntnis zu einem Ja oder Nein – in der letzten Frage trennt den Agnostiker von der Dynamik ab, die durch ein Drittes, durch die Drei-Einheit möglich wird. Da das nach deren Gesetzen aber nicht wirklich möglich ist, löst der Agnostiker durch seinen Halt vor der entscheidenden Frage eine negative, eine «nach unten» gerichtete Dynamik aus. Er verpasst den «Aufzug des Bewusstseins» und seiner Transformation und geht einen Umweg.

Der Agnostiker spürt mehr oder weniger, dass sein Halt vor der letzten Frage inkonsequent ist und ihn endlich unbefriedigt zurücklässt. Mancher Wissenschaftler bezeichnet sich deshalb als «gläubiger Agnostiker», wie das bei dem Mathematiker Prof. Dr. Rudolf Taschner (Wien) der Fall ist. Gleichwohl weist dieser scharfsinnige und somit philosophische Mathematiker in vielen seiner Formulierungen daraufhin, dass Zahlen eine Qualität besitzen und nicht nur die ausschließlich zählenden Quantitäten sind, die die das Handwerk der Mathematik möglich machen.

Das Zurückweichen vor der letzten Schwelle verhindert, das wahre Wesen der Zwei, den «Fehler» und das «Fehlende» zu erkennen und somit die auch die wahre Beziehung zwischen der Eins und der Zwei. Sie ist der ewige Gegenstand zahlreicher Mythen. Vom Fehler und Verfehlen erzählt auch die Parsifal-Legende. Als Parsifal das erste Mal die Burg des kranken Königs erreicht, versäumt er es, ihm die entscheidende Frage zu stellen. Sie wäre gewesen: «Was fehlt dir Oheim?» Diese Frage stellt er erst später, bei seinem zweiten Besuch auf der Burg dem kranken König. Mit der Frage und vor allem seinem Entschluss, die Frage zu stellen, erlöst er den König, den sichtbaren Repräsentanten der Einheit und Ganzheit von seiner Krankheit.

Die «Theologie» des Atheisten und der Glaube

Der Agnostizismus ist aufgrund seiner Weigerung bzw. Neutralität gegenüber der Frage nach der Gottheit keine Religion. Er kann aber den Anspruch erheben, eine Weltanschauung zu sein. Wer die Haltung zu Ende denkt, wird erkennen müssen, dass die scheinbar völlige Neutralität des Agnostikers eine vorgetäuschte ist, wie das bei dem «gläubigen Agnostiker» offensichtlich wird. Der Agnostiker versteckt sich hinter einer Theorie, die – wie viele Theorien – in der Praxis versagt. Das Leben beruht auf dem Wesen des grundsätzlichen Entscheidens (2), das in der Frage nach dem Höchsten, der Gottheit auf den Punkt gebracht ist und dem dort nicht mehr ausgewichen werden kann. Josef Ratzinger alias Papst Benedikt XVI. formuliert: In dieser Frage sei «dem Menschen Neutralität nicht eingeräumt». Er könne «Ja oder Nein sagen und dies jeweils mit allen Konsequenzen bis in die kleinsten Dinge des Lebens hinein.»²

Wer sich konsequenter verhält, der Agnostiker oder der gläubige Agnostiker, das kann niemand entscheiden. Beide sind in Anbetracht der Beantwortung der größten aller Fragen auf ihre Weise inkonsequent. Doch hält sich der selbstdefinierte «gläubige Agnostiker» erkennbar das Türchen zur Gottheit offen. Seine Scharfsinnigkeit scheint ihm das zu ermöglichen, denn als Agnostiker, so glaubt er, kann er auch an eine Gottheit glauben, deren Existenz er nicht für gesichert hält. Die offensichtlichen, theologischen Purzelbäume könnte man in Anlehnung an Schopenhauer als dezenten Theismus bezeichnen, der in umgekehrter Weis den Pantheismus als «dezenten Atheismus» bezeichnete. Die Lösung könnte in der Beantwortung der Frage liegen, was man unter dem Begriff «Glaube» versteht.

Ein Glaube hat jeder, selbst der hartgesottene, atheistisch eingestellte Naturwissenschaftler. Der Glaube ist eine Grundhaltung des Vertrauens. Sie ist eine Voraussetzung im Dasein des Menschen und für sein Denken und Handeln. Es gilt zu erkennen, was dieses Offensichtliche, auch einfach «A Priori» genannte sein kann?

Das allbekannte «A priori» bedeutet «vom Früheren her» oder «von vornherein». Es bezeichnet ein Gegebenes oder Erkanntes, das außerhalb der gewöhnlichen Erfahrung liegt und bei allen weiteren Überlegungen vorausgesetzt werden muss. Das ist im Grunde bereits ein Urteil. Was kann das «A priori» seinem Wesen nach konkret sein? Was kann man überhaupt jemals voraussetzen? In der Kunst der Zahlen ist die Antwort die Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit und die ist mit der Zahl Eins identisch. Bei genauerem Hinsehen ist sie jedoch eine Drei-Einheit, die sich im Wesen der Vier manifestiert.

Fußnoten

¹ «Wahrhaftig zu sein» bedeutet, das einmal im Außen Erkannte auf sich selbst zu beziehen. Eine der mathematischen Funktionen, welche Wahrhaftigkeit abbilden, ist die Bildung des Quadrats. Im Bezug auf das Subjekt (5) symbolisiert die Zahl 25 Wahrhaftigkeit. Aber auch andere Rechenarten machen das in der Zahl 5 angelegte Wesen der Wahrhaftigkeit sichtbar. So kann man ihren in Bezug zur 5 und zur Ganzheit (1) in folgenden Formeln weitergehend nachspüren:

5+5= 10;   5-5= 0;   5×5 = 25;   5:5 = 1;   1+2+3+4+5= 15;

   1, 1, 2, 3, 5  (∑ 12);      1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55  (∑ 143)

² Joseph Ratzinger: Agnostizismus – eine lebbare Option? Aus: Auf Christus schauen. Einübung in Glaube, Hoffnung, Liebe. Herder, Freiburg 1989, S. 16–18.

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