Der Kalender, die Ordnung und die Archetypen
Der Kalender, die Ordnung und die Archetypen von Michael Stelzner Inhaltsverzeichnis 1. Was ist ein Kalender? Ein Kalender ist der Versuch, die Zeitenteilung zu ordnen.
von Michael Stelzner
In Einweihungslehren geht es stets um den Blick auf das Ganze, der zuvor durch einen „Vorhang“ verschlossen war. Den Vorhang zu entfernen, ist ihr Ziel. Erreicht wird es durch die rechte Schau auf das wahre Wesen der Zwei, dem Archetyp des Zwiespalts, des Zwists und des Zweimachens und „Zerreißens“. Wer erkennt, dass die Zweiheit und Polarität im Dienst der Einheit und Ganzheit steht, der wird ihr Wirken mit dem Sichtbarwerden der Ganzheit und Vollkommenheit identifizieren.
Der Weg zum Sichtbarwerden der Einheit führt über mehrere Dimensionen hinweg. Von ihnen erzählen die vier Evangelien auf archetypische Weise. Entsprechend zerreißt bei ihnen der Vorhang zum Allerheiligsten durch unterschiedliche Handlungen, die ebenso unterschiedliche Erkenntnisstufen beschreiben.
Im ersten Evangelium, dem des Matthäus zerreißt der Vorhang durch den finalen Schrei Jesu beim Eintritt des Todes. Das Hervortreten und Erheben und die mit ihm einhergehende Lautäußerung eröffnen den notwendigen Blick. Im Rahmen der Einweihungsrituale ist es ein noch sehr emotionaler Blick auf das Leben und das Sterben.
Im zweiten Evangelium, dem des Markus gibt es keinen Schrei mehr. Bei ihm zerreißt der Vorhang durch das laute, schreiende Fragen – dem „Warum“. Der Weg des Zweiten geht immer über das ihn jeweils zur Ganzheit Fehlende. Der Schlüssel zum Weiterkommen und zum Aufstieg liegt in der rechten Frage und die ist stets an das größere Ganze, die Gottheit gerichtet.
Im dritten Evangelium, dem des Lukas zerreißt der Vorhang erst nach der rechten Handlung (3) und die besteht in der Würdigung der Fähigkeit des rechten Unterscheidens. Der am Kreuz erhobene Jesus erkennt, dass einer der zwei mit ihm gekreuzigten Übeltäter zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden vermag. Der Übeltäter ist ein „Zweimacher“ und wenn dessen Wesen der Einheit dient, eröffnet er Leben. So richtet Jesus bewusst das zweite seiner drei Kreuzigungsworte an ihn. Jesus eröffnet ihm im Blick auf das Paradies (4) Zukunft. Unmittelbar nach diesem zweiten, die Zwei erlösenden Kreuzigungswort zerreißt der Vorhang zum Allerheiligsten. In der Schau auf das Ganze kann auch Jesus seinen eigenen Geist weiter aufsteigen lassen und ihn in die „Hände des Vaters“ befehligen.
Das vierte Evangelium, das Evangelium des Johannes kennt weder eine exakte Todesstunde noch einen Vorhang. Sie entfallen, weil der Erzählende das Wesen der Zwei durchschaut, es als einen Teil des Ganzen erkennt und in ganzheitliche Bilder umsetzt. In ihnen erscheint sowohl die substantielle als auch die geistige Ebene im neuen Licht. Die Symbole, welche das Wesen der Zwei allein auf das Trennen und Spalten lenken, werden gegenstandslos und entfallen. Zu ihnen gehören die Herrschaft des Todes sowie der trennende Vorhang. Die Gegenstände der neuen Erzählung und neuen Dimension erscheinen alle im Licht des Gesetzes – im Licht der Vier.
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