Was diese Zahl erzählt:

Was diese Zahl erzählt:

Die Koran-Zahl 19 und ihre Ableitungen

von Michael Stelzner

Inhaltsverzeichnis

1. Die Zahl 19 und das Mysterium der Einheit von Anfang und Ende

Der Koran erzählt von der mehrfach rätselhaften Verbindung einer allumfassenden Ganzheit alias Gottheit und dem Menschen, welcher mit dem stetigen Niedergang der Schöpfung und seiner selbst konfrontiert ist. Es ist eine paradoxe Verbindung. Der in die Zahlensymbolik Eingeweihte kennt dafür eine Zahl. Es ist die 19. Die Eins oder Einheit ist das Symbol für die allumfassende Gottheit und die Neun das Symbol für den vom Subjekt wahrgenommenen Niedergang. In der 19 verschmelzen die an sich scheinbaren Gegenpole Eins und Neun zu einem größeren Ganzen und überwachsen dabei die zu einfach gedachte Linearität des Zahlenstrahls. Dass man auch die stets entstehenden, neuen und höheren Qualitäten immer wieder auf lineare Weise niederschreiben kann, ist dem besonderen Unterscheidungsvermögen des Bewusstseins zu verdanken, das beispielsweise das Stellenwertsystem hervorgebracht hat. In der 19 kommt so der Eins in Form der Zehn ein hierarchisch höherer Wert zu als der Neun, die nur unter den einstelligen Zahlen des Dezimalsystems die höchste Zahl verkörpert.

In der Zahl 19 bilden die scheinbaren Gegenpole, Anfang (1) und Ende (9), Geburt und Tod alias Aufgang und Niedergang eine Einheit. Sie bilden sie durch eine eindeutige Hierarchie der Archetypen, in welcher die 9 der 1 nachgeordnet ist. Was in der 19 zum Ausdruck kommt, das hat sein Vorbild in der Zahl 12. Sie ist die «Zahl der Ordnung». Sie ist es, weil sie die zwei ersten denkbaren Archetypen, das Eine (1) und das Andere (2) zu einem Ganzen vereint. Ordnung «erzählt», dass das «Andere» (2) und Kleinere dem «Einen» (1) und Größeren dient. Die 19 erzählt von der gleichen Ordnung, doch erfüllt sie diese mit Dimension, denn sie umfasst die Welt der Archetypen 1 bis 9, aus denen sich alle Zahlen und ihre «Erzählungen» zusammensetzen. 

Abb. 1  Der lineare Fluss des Zahlenstrahls funktioniert, weil das Ganze (1) und der Bruch (2) eine größere Einheit bilden und Ordnung (12) erkennbar machen.

2. Die 19 und das (Ver)Fehlende im Koran

Die 1 ist das Göttliche, „das ewige Sein“. Die 9 ist der «Niedergang», bewirkt durch den totalen Zusammenfluss (6) der Entitäten. In diesem Fluss der Dinge (6) geht auch die Vorstellung des Menschen von «seiner Gottheit» unter. In der Erzählung der Zahlen ersteht sie jedoch in einer anderen Dimension in Form einer anderen Vorstellung wieder auf. Das thematisiert der Koran in seinen 114 Suren, welche die Gottheit auch genau 114mal durch die «Basmala», die sogenannte Anrufungs- oder Einleitungsformel preisen:

«Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Allerbarmers».

Die Würdigung ist ans sich eine durchgehende, bricht faktisch aber aus o.g. Gründen in der 9ten Sure zunächst unerwartet weg. Das Fehlen und der Untergang wird so zum Bestandteil des Ganzen. Damit die Einheit dennoch den Schein der Ganzheit bewahrt, nennt die Sure 27 die Basmala gleich zweimal. Die 27 macht den Fehler wett und der Koran weist so wieder 114 Basmallah auf. Bevor ich die Struktur der Basmallah nachfolgend im Einzelnen betrachte, möchte ich die Dynamik ihres Verschwindens und ihres Wiedererscheinens weiter erhellen. 

Wie erwähnt beginnen die 114 Suren des Koran (19×6), mit Ausnahme der Sure 9 («Reue») mit der Basmala. Die Sure 9 ist die eine Ausnahme. Ihr Name ist «Al-Baraat», was zumeist mit «Reue» wiedergegeben wird. Doch bedeutet der Name vielmehr «Freisprechung/ Lossprechung/ Immunität». Die fehlende Basmala erscheint als etwas «Fehlendes», als ein «Fehler» im Gefüge des Ganzen und doch wird der, wie es der Name der Sure 9 verrät, ausgesprochen positiv konnotiert.

Tatsächlich ist die fehlende Basmallah kein dauerhafter «Fehler». Das macht der Koran an den Zahlen 114 und 27 deutlich. Das Hinzufügen des Fehlenden in Sure 27 geschieht nicht zufällig oder willkürlich. Die Sure fügt es über das Wesen und Wirken der Drei («3 x 3 x 3» = 27) hinzu! Die Drei erhebt sich über die Niederung der Polarität, deren zwei Pole sich gegenseitig bedingen und in der jeder der Pole vom «Fehler» und jeweils «Fehlenden» des anderen lebt. Was in der Niederung der Linearität und Polarität vorübergehend zu fehlen scheint, verbirgt etwas Ganzheitliches, das «losspricht», wie auch die Sure 9 als ein Ganzes gesehen eine Lossprechung ist. Am Ende befreit der «Fehler» und das «Fehlende» den Menschen von seiner geistigen Engführung, zu der auch und vor allem die Vorstellung von seiner Gottheit gehört. Erst durch diese Konstellation von Fehlen und Ergänzen entsteht der Fluss des Lebendigen. Das Fehlen erhebt den Menschen. 

Durch welche Dynamik und welchen Fluss die Freisprechung erwirkt wird, das erzählt die Sure 27 – die verdreifachte Neun. Sie enthält zwei Basmallah und trägt den Namen «Die Ameisen». Über sie wird das vollkommene und göttliche Wesen der Zwei, des Zweiten, Nachgeordneten und Fehlerbehafteten wieder zu einem Fluss, in dem alle Subjekte den ihnen eingeschriebenen Dienst erfüllen und das neue Ganze erscheinen lassen. 

Das Freisprechen von der Vorstellung (!) der Gottheit «Allah» im Fehlen der Basmallah führt zu einer anderen und nun noch vollkommeneren Vorstellung von ihr. Das geschieht über die Zahl 19, welche über die Gefangenschaft in der Polarität der Dreiecke I–II (siehe Flussform der Zahlen / Abb. 2) hinausgeht und mit der 19 im Dreieck III beginnt. Die Zahl 19 wird erst viel später in Sure 74:30 genannt. Dort aber konkret und ausdrücklich. Die Sure trägt den Namen «Die Zugedeckte/Versteckte». «Zugedeckt» war die Gottheit und mit ihr die Göttlichkeit des Menschen. In Wirklichkeit aber wurde nur die Vorstellung des Menschen von der Gottheit zugedeckt und vor seinem profanen Auge versteckt! Jetzt erhebt sie sich über die 19 auf neue Weise. Die Sure sagt klar und deutlich: «Über ihm sind neunzehn (Engel)». 

Die Sure 74 erzählt noch viel mehr. Ihre ersten 7 Verse beschreiben das Wesentliche, das mit dem Erheben in eine neue Dimension einhergeht: 

V  1    Oh du Bedeckter

V  2    Erhebe dich und warne 

V  3    und preise deinen Herrn 

V  4    und reinige dein Gewand

V  5    und halte dich fern von den Götzen

V  6    und erweise dich nicht wohltätig, indem du Mehrung suchst.

V  7    … Und sei standhaft, um deines Herrn willen.

   

V 30.  Über ihm sind neunzehn (Engel).

   

Die in der 9. Sure fehlende Basmallah und der über sie erzählte, scheinbare Niedergang der Göttlichkeit wird in der 27 Sure mit Hilfe der Drei (3x 9 = 27) zielgerichtet eingeholt. Es ist der ihr 30ter Vers, welcher den scheinbaren Niedergang durch eine zweite, zusätzliche Basmala wett macht. Später erklärt die Sure 74 den Vorgang ebenso zielgerichtet und ebenfalls im 30ten Vers, indem sie die Zahl 19 konkret benennt. Die Erlösung des Fehlens und des Fehlers geschieht somit über das erhebende Prinzip der Drei. Wir erkennen es in der dreifachen Neun (27 = 3 x 9) und wir erkennen es in der 30, die nichts anderes ist als eine ebenfalls in eine höhere Dimension erhobene 3.

Die 30 ist der Zahlenwert des 12ten Buchstabens, also des Buchstabens, der von der hierarchischen Ordnung und Einheit zwischen der Vollkommenheit (1) und dem Bruch (2) erzählt. Sein Bildsymbol ist der «Ochsenstachel». Ein solcher ist ein Instrument, das aus einer höheren Dimension heraus in eine niedere hineinwirkt und die Ochsen alias die Ackerkräfte lenkend antreibt.

Analog der göttlichen Ordnung und ihrer Zahlsymbole 12 und 30, die vom Erheben erzählen, greift die Sure 74 in ihrem 30 Vers explizit die 19 auf. Sie erklärt die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der Spannung zwischen den Suren 9 und 27 und sie erklärt das Erheben mit seinen Folgen für die Erhobenen. Das Wesen der 19 ist nochmals von subtilerer Art als das der 12, das zur Zeit des Entstehens des Korans aus der Tora allzu bekannt war (s. Abb. 1). Der Koran verbirgt das erzählende Wesen der Zahlen nicht mehr. Vielmehr macht er deutlich darauf aufmerksam und erzählt darüber hinaus in Form seiner nicht zu deutenden, numinosen Vorbuchstaben von den zwei Seiten der Zahlen. Wer sie versteht, der scheitert nicht an ihnen und ihren letzten Widerspruch, denn der erweist sich bei genauerem Hinsehen als sehr fruchtbar. Er liefert die Voraussetzungen, die Zahlen wirklich zu verstehen. Er thematisiert den für uns so wichtigen Zahlenstrahl und die Archetypen 1 bis 9, die über seine und unsere eigene Linearität hinausweisen.

 Mit Hilfe der Archetypen gelingt vorübergehend die Bewegung in der augenblicklichen Ebene. Mit der Neun und den mit ihr einhergehenden, scheinbaren Niedergang erfolgt jedoch der Sprung in die andere, zweite und höhere Dimension, welche durch die 19, die neue Einheit in der Polarität angezeigt wird. In der «Flussform der Zahlen» beginnt mit der 19 das Dreieck III. Es entsteht aus der ihr vorangehenden Polarität der Dreiecke I + II.

Abb. 2  Die «Flussform der Zahlen» zeigt, warum die Zahl 19 die wesentlichen Zusammenhänge im Koran konstituiert. Sie zeigt das Erheben über die Polarität (I-II) an.

3. Die Konstitution der Anrufungsformel («Basmala»)

Die Basmala wird zumeist als Anrufungsformel bezeichnet. Tatsächlich erfüllt sie die Aufgabe einer im wörtlichen Sinn zu verstehenden Eingangsformel, denn sie wirkt wie ein Schlüssel für die Enträtselung der Mysterien, denen sich der Gläubige vertrauensvoll zuwendet. Der sie Sprechende nimmt ihre Mächtigkeit wahr, auch wenn er ihre Tiefe nicht versteht. Die Eingangsformel wirkt wie ein Samenkorn, das Zeit braucht, um sich zu entfalten. Die wahre Tiefe und Schönheit ihrer Konstitution lässt sich erst nach dem Studium der Folgetexte und ihrer Ordnung durchschauen. Das aber braucht das Wissen um das Wesen der Ordnung. Ihre Zahl ist die 12 und deren Wesen entfaltet sich, wie oben beschrieben in der höheren Dimension, in Form der 19. Sowohl die 12 als auch die 19 verbinden Gegensätze in vertikaler Weise, also über zwei Dimensionen hinweg. Prinzipiell finden wir das Verbinden von Gegensätzen bereits im Archetyp der Drei. Wirklich sichtbar und somit «offenbar» wird die Funktion jedoch erst durch die erste und archetypische Manifestation. Ihr Zahlenarchetyp ist die Vier. Der 4te Archetyp macht die Substanz in Form und Gestalt und somit auch die denkbar erste Formel, die von mir «Formel Vier» genannte Formel greifbar und begreifbar.

Was die «Formel Vier» in der Archetypenlehre bedeutet, das bedeutet die Basmala im Koran. Werfen wir einen Blick auf die Konstitution, d.h. auf die innere Ordnung (12) der Basmala, so entdecken wir sowohl die «Formel Vier» als auch die Zahl 19, die vom Entfalten der Ordnung (12) in der höheren Dimension erzählt und die Maßzahl des Korans stellt: Die Basmala besteht aus 4 Worten alias 19 Buchstaben (siehe Abb. 3).

4. Die Basmala, der Name Allah und der Name des jüdischen Gottes JHWH

Die Basmala entsteht nicht aus dem Nichts, sondern greift die Ordnung der Archetypen auf, welche bereits die jüdischen und christlichen Schriften schon vor der Existenz des Korans beschreiben. Der Name des alleinig herrschenden «Allah» (1-30-30-5) besteht wie schon der jüdische Gottesname JHWH (10-5-6-5) besteht aus 4 Teilen. Für ihn, den «Namen JHWH» wurde der erste Tempel, der sogenannte Salomonische Tempel errichtet. Er zeigt systematisch die ersten sieben Zahlenarchetypen auf und wurde so zum Vorbild aller ihm folgenden Tempel. 

Wohlgemerkt: Der Salomonische Tempel ist ein Tempel der Archetypen und er wird nicht für JHWH, sondern für dessen Namen errichtet, wie auch die Basmala nicht primär und unvermittelt von Allah spricht, sondern vom  «Namen Allah …»! 

Die Grundlage des Namen JHWH und der Basmala ist die «Formel Vier». Aus ihr und aus ihrem Gesetz erhebt sich das Bewusstsein (5). In der Verwirklichung ihres Wesens (siehe 1 + 2 4) entfaltet sich die Beziehung der Subjekte in Form der «Subjekt-Formel» (10 = 5 + 5). In der Formel der Substanz, der «Formel Vier» entsteht das Größere aus dem Einen (1) und dem Anderen (2). Analog entsteht in der Formel der Subjekte, der «Subjekt-Formel» das größte aller Subjekte – die Gottheit – aus dem Subjekt (+5) und seinem Gegensubjekt (-5). Was in der Substanzformel die 4 ist, das ist in der Subjekt-Formel die 10. Dass die Subjektformel die höherdimensionale Erscheinung der Substanzformel ist, verrät die sogenannte Tetraktys (1 + 2 + 3 + 4 = 10). Die seit jeher ein Synonym für den unaussprechlichen Gottesnamen JHWH ist.

«Die Substanzformel» «Die Subjekt-Formel»

          (1 + 2  4)         (5 + 5  10)

      1 +2 +3 + 4 = 10       (Die Tetraktys)

Abb. 3  Die Substanzformel und die Subjektformel folgen dem gleichen archetypischen Muster – den sich zu einem größeren Ganzen ergänzenden Gegensätzen.

Vier formt alles Dasein. Ohne sie kann Nichts gedacht werden. Das gilt auch für die Existenz, des alles umfassenden Namen JHWH und der alles beherrschende Basmala. Über sie tritt die Gottheit in Erscheinung und über ihre Allgegenwart erhält der Mensch einen Eindruck von ihr und ihrem Vermögen. Um sie zu erhellen, gibt es die Religionen. Diese ergreifen notwendig Partei und entwickeln ihren jeweils spezifischen Weg für das Erkennen der allgültigen Gesetze.

Die Wege bedienen sich unterschiedlicher Erzählungen mit unterschiedlichen Ankerpunkten und Ankerzahlen. Deutlich wird das bei sakralen Bauwerken, die offensichtliche Manifestationen des Heiligen sind und jeweils einer grundlegenden Maßeinheit folgen. Auch der Koran folgt einem solchen Maß. Seine Ankerzahl ist die Zahl 19. Über sie macht er die Vielzahl seiner Botschaften als ein Ganzes anschaulich.

So unterschiedlich die Gottesnamen Namen «Allah» und «JHWH» erscheinen, sie erzählen beide vom Wirken der Archetypen. Ihre gemeinsame Grundlage ist das Wissen um die Zahl Vier. Beide bestehen aus 4 Buchstaben alias Zahlen und beide Namen erzählen vom Zusammenhang von Substanzformel und Subjektformel. Die Zahl, die den Zusammenhang erkennen lässt, ist die Zahl 10. Mit ihr beginnt eine neue und höhere Dimension der Archetypen. In der Tora erkennt man ihr grundlegendes Gewicht beispielsweise an der Tetraktys und am sogenannten «Zehnwort», dem Dekalog – den 10 Geboten.

Der Koran erfasst das Gewicht der 10 als neue und höherdimensionale Grundlage in Form der Basmala. Sie wird aus 10 verschiedenen arabischen Buchstaben alias Zahlen gebildet. Das arabische Alphabet besteht aber aus 28 Buchstaben. Die Basmala bildet aus einem Teil des Ganzen ein Neues, das aus der anderen und höheren Dimension der Subjekte heraus ein noch Größeres und Vollkommeneres abbildet. Das Muster nach dem das geschieht, ist das Muster der Vier, das in der Vier selbst, in der Substanzformel, in der Subjektformel und in der Tetraktys sichtbar wird.

Die Tora beschreibt über jene erste Form das Wirken der Gottheit JHWH, das die gegeneinander wirkenden Subjekte (5) zu einem Ganzen werden lässt. Die Basmala erzählt Gleiches. Sie erzählt vor jeder Sure, dass der ihr nachfolgende Text endlich IMMER das Zusammenwirken der gegenteiligen Subjekte ins Bild setzt und so über den «Namen der Gottheit» das größte aller Subjekte offenbart.

Die Basmala bedient sich zur göttlichen Ehrerbietung vieler Formen. Die eine ist die der Vier, die andere die unter ihrem Vorbild vollzogene Unterscheidung der 2 x 5 Arten von Buchstaben, welche die Basmala bilden (s. Abb. 5). Eine dritte geschieht über die Koranzahl 19, die Gesamtzahl ihrer Buchstaben. Mit jener Ankerzahl erhebt die Basmala den Anspruch, zwei einander folgende Sichtweisen zu einem Ganzen zu verbinden. Die 19 übersteigt sowohl die einstelligen Zahlen des Zahlenstrahles als auch die 9 Archetypen der zweistelligen Zahlenreihe (Abb. 4). Die eine Zahlenreihe ist die der Archetypen 1 bis 9 und die andere die der ihr nachfolgenden 9 Zahlenwerte 10-90 der Buchstaben Ya (10) bis SSad (90). Mit dem 19. Buchstaben und seinem Zahlenwert 100 beginnt ein verbindendes Drittes in Form eines neuen Ganzen. Hier wird deutlich, warum das Bildsymbol des 19. Buchstaben das Nadelöhr ist. Wie das Nadelöhr den kleinen Faden mit dem großen Gewebe verbindet, so verbindet die 19 die Widersprüche (2) der Religionen im Bewusstsein ihrer Subjekte (5). 

  I

   1. Alif           1

  2. Be     2

  3. Dschim  3

  4. Del     4

  5.  He      5

  6. Wa     6

  7. Se        7

  8. HH      8

  9. Ta       9

 II

10. Ya           10

11. Kaf 20

12. Lam     30

13. Mim 40

14. Nun   50

15. Sin    60

16. Ain     70

17. Fe      80

18. SSad  90

III

19. Qaf       100

20. Ra 200

21. Schin 300

22. Te  400

23. The 500

24. Cha 600

25. Dhal 700

26. Dad 800

27. That 900

IV

28. Ghain 1000

 

Abb. 4  Die 28 Buchstaben des arabischen Alphabets haben einen zählenden Reihenwert und einen erzählenden Zahlenwert. Der 19. Buchstabe (Qaf / Nadelöhr) eröffnet eine III. Dimension.

Die 19 erzählt wie jedes Dritte vom Zusammenfluss des «Einen» mit dem «Anderen». Ihr vornehmliches Ziel ist es, die Linearitäten zu erkennen und zu überwinden. Da der 19 zwei Dimensionen des Lebendigen mit ihren zwei Linearitäten 1-9 und 10-90 vorausgehen, erzählt sie nicht nur vom abstrakten «Einen» und «Anderen», sondern vom wirklichen Erleben der begrenzenden Linearität in Form von «Anfang» (1) und «Ende» (9) einer konkreten Existenz. Die 19 überwindet sie. Die Abb. 4  macht das in der erhabenen Position der 19 sichtbar. Noch deutlicher tritt das Wesen der 19 in der «Flussform der Zahlen» in Erscheinung, in der sie mit Beginn des III. Dreiecks den Zusammenfluss der Dreiecke I + II abschließt.

5. Die Basmala und die Aufwertung des Anderen, des sogenannten «Restes»

Dass die «Formel Vier» (1 + 2 4) und die aus ihr hervorgehende «Formel der Subjekte» (10 5 + 5) die Basmala in den Archetypen verankern, das erschließt sich über die arabische Sprache, in der sie artikuliert ist sowie über die »Koran-Zahl 19«.

Die 4 Worte alias 19 Buchstaben der Basmala gehen über die profane Vorstellung von Einheit und Ganzheit hinaus, denn sie schließen auch das Prinzip des Widersachers ein, ohne das eine wirkliche Ganzheit nicht existieren kann. Die Worte und Buchstaben aus denen die Basmala besteht, verkörpern so nur ein Teil des arabischen Alphabets. Die Eingangsformel unterteilt dessen 28 Buchstaben in 10 plus 18. Indem sie nur auf 10 von 28 Existenzen zurückgreift, verbleibt ein «Rest». Der ist nominal groß, aber scheinbar von geringer Bedeutung. Doch ist dessen scheinbare Geringfügigkeit gleichwohl der Schlüssel, um das wahrhaft Ganze in mehrfacher Hinsicht zu erschauen. Nicht zufällig ist es immer wieder der «Rest», das scheinbar Abgespaltene, Zweite und Andere (2), das eine Entwicklung (6) in Gang setzt und eine stets höhere Perspektive ermöglicht. Überblickt man die Vielheit der Reste, so erblickt man eine fraktale Ordnung, in alle deren Teilen die Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit aufscheint.

Die Voraussetzung für diese Schau ist die Zahl 19. In der Basmala erfüllt sie zwei gegenläufige Funktionen (+ = ). Zum einen besteht sie aus 10 verschiedenen, «teilhaftigen» Buchstaben und als Ganzes dann doch aus insgesamt 19 Buchstaben, die im Kontext der Koranzahl 19 Vollkommenheit anschaulich machen. Zum anderen und Zweiten erkennt man durch die 19 zugleich den Rest des Alphabets, der fälschlicherweise überflüssig erscheint, nur weil er in der Basmala nicht vorkommt. In Wirklichkeit spiegelt sich das Ganze und Göttliche (1) im Bruch (2) und umgekehrt. So entsteht ein Fraktal.

Die Botschaft der Basmala ist aber noch umfangreicher als es der bloße Anblick eines Fraktals preisgibt. Sie erzählt auch und vor allem vom Bewusstsein der Subjekte (5) die das Fraktal erschauen. Die Beziehungen der Subjekte folgen der gleichen fraktalen Ordnung. Das gibt der Name JHWH (10565) über die von ihm transportierte Subjekt-Formel (10 = 5 + 5) preis. Betrachtet man eingehend die 19 Buchstaben der Basmala, dann offenbart sie die universale, fraktale Struktur des Daseins.

Die 4 Wörter der Basmala und die Folge ihrer 19 Buchstaben

Im Namen

Gottes

des Gnädigen

des Allerbarmenden»

Bismi

Allah

Al-Rachman

Al-Rachiem

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

Ba

Se

Mem

Alif

Lam

Lam

He

Alif

Lam

Ra

Ha

Mem

Nun

Alif

Lam

Ra

Ha

Ya

Mem

Die 10 (5 + 5) verschiedenen Buchstaben der Basmala

Diese 5 verschiedene Buchstaben

kommen jeweils nur einmal vor

Jene anderen 5 verschiedene Buchstaben

kommen jeweils mehrfach vor

Ba

Se

He

Nun

Ya

Ra (2x)

Ha (2x)

Mem (3x)

Alif (3x)

Lam (4x)

5 Buchstaben 

14 Buchstaben

Die 19 Buchstaben der Basmala

Abb.: 5   Die aus 19 Buchstaben bestehende Basmala wird mit «nur» 10 der 28 Buchstaben des arabischen Alphabets artikuliert. 5 von ihnen werden je einmal und 5 weitere jeweils mehrfach gebraucht.

Die heilige Basmala Von den 28 arabischen Buchstaben bildet nur eine Minderheit die Basmala. Die «Minderheit 10» ist jedoch weder zufällig noch strukturlos. Sie ist die mit Dimension erfüllte Eins, die aus zwei sich ergänzenden Subjekten (5) entsteht. Die 10 Buchstaben der Basmala erfüllen so die o.g. Formel 10 = 5 + 5, denn 5 Buchstaben kommen jeweils nur einmal und 5 weitere jeweils vielfach vor. 

In dem in der Basmala verborgenen, fraktalen Muster kommt dem «Lam», dem 12ten Buchstaben des arabischen Alphabets eine besondere Bedeutung zu. Die Basmala enthält ihn viermal. Er spiegelt im Kleinen, im sogenannten Rest den Archetyp wieder, der auch die Basmala, das göttliche Ganze formiert. Analog dem Prinzip Ordnung (12) und analog der «Formel Vier» verbindet er das Größte mit dem Kleinsten.

Die göttliche Ordnung (12) wertet in Gestalt des Lamed den jeweiligen «Rest» auf. Im Falle der Basmala und des sie bildenden arabischen Alphabets begegnen uns gleich zwei Reste. Der eine besteht aus den 18 für die Basmala nicht gebrauchten Buchstaben. Der andere ist Bestandteil der Basmala und besteht aus 14 «nicht einmaligen» Buchstaben, welche die «einmaligen» 2 x 5 Buchstaben ergänzen. 

Die scheinbare Bedeutungslosigkeit der Reste widerspricht ihrer nominalen Größe gegenüber den auserwählten Buchstaben alias den Zahlen. Die Klarheit der Basmala und ihre Konstitution verleihen ihnen über die Archetypen 4, 10 und 19 ein außerordentliches Gewicht, da sie jeweils vom Beginn einer neuen Dimension erzählen, die ohne den «Rest» nicht entstehen könnte. Das Neue und Höhere wird manifest, weil die Archetypen einstige Gegensätze miteinander verbinden. Und genau einen solchen Gegensatz findet man in der Rückschau auch in den «restlichen» 18 Buchstaben des arabischen Alphabets, denn der erscheint nur kleiner, weil er nicht direkt gebraucht wird, doch aber zugleich der nominal größere Teil ist.

Die Basmala erzählt in noch anderer und zwar in fortlaufender Weise vom scheinbaren «Rest» und dem Zusammentreffen zweier vertikaler Dimensionen. Die hinter ihr wirkende «Substanz-Formel» und ihre höherdimensionale Form, die «Subjekt-Formel» erzählen davon. Die Einleitungsformel greift stets die Urbeziehung 1-2 auf und entfaltet sie auf fraktale Weise. So kann man in immer weitere Details hinein auch noch die Untergliederung der 19teiligen Basmala in 5 + 5 im Bild eines fraktalen Grundmusters verfolgen. So stößt man beispielsweise auch auf den «Rest 14».

Der zweite aus den 5 Buchstaben Ra, Ha, Mem, Alif und Lam gebildete Block, enthält 14 Buchstaben (Abb. 5). Die fünf sind eine Einheit, weil sie in der Basmala jeweils vielfach vorkommen. Ein solches Vielfaches als Einheit zu erkennen, ist einerseits die Leistung des Bewusstseins (5) und andererseits die grundlegende Kernbotschaft der «Formel Vier». In der Basmala scheint sie in den 5 Buchstaben auf, die durch ihr vielfaches Erscheinen zur 14 führen. Mit anderen Worten: Die «Formel Vier» scheint in dem Bewusstsein (5) auf, das in Form der 14 erscheint. In welcher Beziehung die 14 zum Bewusstsein (5) und der Polarität steht, das lässt die «Flussform der Zahlen» erkennen. Über sie erschließt sich das Wesen der 14 (Abb. 6). 

Die 14 entsteht durch eine zweifache Entfaltung der Polarität über mehrere Dimensionen hinweg. Sie ist nach den Beziehungen 1—2 und 1—5 deren dritte Art. Das Dritte einer Art hat einen funktionellen und verbindenden Charakter. Die 14 verbindet das Bewusstsein (5) mit der Polarität alias dem ersten denkbaren Verhältnis, dem Ur-Verhältnis 1—2. Sie ist gewissermaßen deren dritte Dimension bzw. die zweite Dimension des Bewusstseins.

Abb. 6  Die Zahl 14 berichtet über drei Dimensionen hinweg von der Polarität (2) und ihrem Verhältnis zur Einheit und Ganzheit (1).

Die Zahlen 2, 5 und 14 reflektieren Ganzheit. Die dritte der Folge zeichnet sich durch den Aspekt der Funktion (3) aus. In Mythen hat die 14 deshalb einen bewusst heilenden und «ganzmachenden» Charakter. In solcher Funktion begegnen wir ihr im Christentum bei den sogenannten 14 Nothelfern. J. S. Bach verehrte sie besonders und verflocht ihr Wesen mit seiner Musik, weshalb sie mitunter auch die «Bach-Zahl» genannt wird.

Das Wissen um ihr Wesen ist aber noch sehr viel älter. Wir finden es in den Zu- und Eingängen zu den Pyramiden, die zum Erstaunen der Pyramidenforschung nicht in deren Mitte angeordnet sind, sondern ganz offensichtlich und bewusst 14 Ellen von ihr abweichen. Die 14 und das durch sie symbolisierte Bewusstsein ist die «Eingangsbedingung», um die Pyramiden und die «Wege der Einweihung» zu betreten. Die Botschaft am Eingang ist «eindeutig»: Wer die Gänge der Einweihung betritt, der muss das Prinzip der Differenz (2) durchschauen und es unter der Bedingung des «Gesetzes der Vier» interpretieren können.

6. Die Zahl 19 und die ominösen Vorbuchstaben in 29 der 114 Koran-Suren

Die Basmala eröffnet die einzelnen Koran-Suren. Die Botschaft der 19 Buchstaben der Basmala verbindet die 114 Perspektiven der Suren zugleich zu einem gemeinsamen Ganzen. Die das Ganze eröffnende Basmala findet ihr Ende in der 114ten Sure («Die Menschen»). Das aber ist wie jedes Ende nur ein Ende aus einer dinglichen und somit begrenzten Sicht. Das Ende trifft auf eine trennende und verbindende Grenze. Ihr Symbol ist die 6.

Die Begrenzung der Suren auf die Zahl 114 ist nicht zufällig. Sie ist das Produkt von 6 x 19. Was nach der 6fachen 19 kommt, kann mit den Instrumenten und Parametern der vorangehenden Dimension nicht erfasst werden. Das lehrt uns das Wesen der 7, das ein rein funktionelles und rückwirkendes, aber kein substantiell (be)greifbares ist. Jenen Weg von den Dingen zu den Nicht-Dingen beschreibt der Koran in seinen 114 Suren. Seine religiösen Botschaften bedienen sich dabei zunehmend subtilerer Formen, bis sie sich schließlich auflösen. Die letzte Botschaft, gewissermaßen die Kernbotschaft bedient sich einer Form, die kaum noch eine ist. Wir finden sie in den sogenannten «Vorbuchstaben».

Die sogenannten Koran-Initialen sind Vorbuchstaben bzw. Vorzahlen, die 29 der 114 Koran-Suren vorangestellt sind. Sie sind ungleichmäßig – von Sure 2 beginnend und mit Sure 68 endend – verteilt und wirken wie Fremdkörper ohne Sinn und Bedeutung. 

Keine Mathematik kann ihre Ordnung festmachen. Das wirkt tragisch, denn die Religionen versuchen die Ordnung zu erkennen und der in ihre Mysterien Eingeweihte weiß, dass jegliche Ordnung an der Zahl hängt, ohne die Ordnung nicht vorstellbar ist. Die Koran-Initialen bzw. Vorzahlen lassen den die Ordnung Suchenden nun aber auch noch an den letzten Entitäten scheitern. Sie erzählen ihm am Ende, dass sie gerade nicht die Entitäten sind, für die er sie aus seiner linearen Logik heraus hält. Weil das denkende Subjekt nun aber unwiderruflich einer Linearität bedarf, thematisiert die letzte Botschaft des Korans die Grenze selbst. Indem dem Denkenden auch noch sein letztes Zauberinstrument genommen wird, wird er auf sich selbst – den, der die Grenze setzt und die Grenze ist – zurückgeworfen.

Die scheinbar sinnlosen Vorbuchstaben sind die Hüter einer Schwelle zwischen dem göttlichen Sein und dem Dasein des Menschen. Jene Ur-Spannung erfasst der in die Archetypen Eingeweihte bereits im Verhältnis der Archetypen 1 und 2 alias der Einheit und Polarität. Das Ur-Verhältnis ist für alle nur denkbaren Verhältnisse maßgebend. Und so weiß er, dass das Geheimnis der Zahl über ihr mathematisches Potential hinausreicht. Er weiß, dass die Zahl in Form eines Archetypus ein erstes «Anderes»(2) gegenüber der göttlichen Einheit (1) ist.

Die mit der 2ten Sure beginnenden Koran-Initialen erzählen vordergründig vom «Hälftigen», vom «Fehlen» und vom «Fehler», der allem Dasein anhaftet, so auch den Zahlen im Koran. Der durch sie herausgeforderte Leser soll jedoch nicht auf diesem halben Weg stehen bleiben. Hinterfragt er weiter, so stößt er auf die Zahl 19, auf die maßgebende Zahl im Koran. Sie zeigt ihm, dass das göttliche Geheimnis nicht berechnet werden kann. Die 19 zeigt ihm, dass das Nichterkennbare eine Tatsache ist. Sie zeigt ihm aber auch, dass er «erschauen» (5) kann, WARUM die Nichterkennbarkeit existiert, welchen Sinn sie hat und wem sie dient. Wer das Wesen der 19 erschaut, der erschaut DAS, was über die Linearitäten hinaus geht.

Um einige der zahlreichen Aspekte der Initialbuchstaben zu erhellen, habe ich den Aufsatz «Die mysteriösen Koran-Initialen und das polare Wesen der Zahlen» verfasst. Hier geht es nur um den Zusammenhang zwischen der Zahl 19 und den Brüchen in den Linearitäten die das Leben formen und ihm Gestalt geben.

Wie alles existieren auch die Zahlensysteme durch Brüche. So unterscheiden wir beispielsweise das Dezimalsystem vom Sexagesimalsystem, Duodezimalsystem, Binärsystem usw. Jedes System hat seine Stärken und Schwächen. Alle aber nutzen das «Prinzip Zahl». Um das zu ergründen, bedarf es einer triadischen Sicht, wie ich sie in der «Flussform der Zahlen» vorgestellt habe und von der auch der Koran erzählt. Die triadische Flussform ermöglicht eine verbindende Schau der Zahl, die bei einem nur vorübergehenden Rückgriff auf das Dezimalsystem über die Vielheit der Zahlsysteme hinausreicht.

Was aus unserem Dezimalsystem heraus nicht unmittelbar ersichtlich ist, das bringt die Sprache des Korans wieder ans Licht. Sie kann das aufgrund von Besonderheiten leisten, die sie mit der hebräischen Sprache teilt. Beide Sprachen basieren auf einer Ordnung von neun grundlegenden Archetypen, die sich in wachsenden Dimensionen wiederholen. In dieser Ordnung besteht eine Identität zwischen den Buchstaben und den Zahlen. Buchstaben sind Zahlen und umgekehrt. 

Jene Sprache der Zahlen-Archetypen erfasst nun gleich zwei Zählsysteme, das Neuner- und das Zehnersystem (Dezimalsystem). Die neun Archetypen wiederholen sich jeweils in einer anderen Erscheinung. Durch die Folge von Dimensionen werden die scheinbar an der Linearität hängenden Archetypen in eine neue Ordnung erhoben, in die Ordnung der 10. Dort bleiben sie sowohl gegeneinander als auch in Bezug auf ihre augenblickliche Dimension unterscheidbar. Das gelingt durch die Besonderheit der Sprache, denn die in mehreren Dimensionen auftretenden Archetypen unterscheiden sich durch die ihnen zugeordneten, sogenannten Zahlenwerte. Jede Zahl hat danach einen zählenden Reihenwert und einen erzählenden Zahlenwert. Beide Werte sind bis einschließlich der Zahl 10 identisch. Ab der Zahl 11 tritt der Aspekt der zusätzlichen Unterscheidungen hinzu. 

Abb. 7  Die 28 Buchstaben des arabischen Alphabets und ihre 28 Zahlenwerte. Ihre Botschaften sind gewaltig aber begrenzt und münden in die Botschaft der «29 initialisierten Suren».

Die «erzählenden Zahlenwerte» (in Abb. 7 / grau hinterlegt) lassen erkennen, dass sie trotz ihrer speziellen Differenzierung noch der maßgebenden religiöse Ordnung der Neun folgen. Die zweifache Zuordnung lässt aber vor allem die besondere Stellung der 19 erkennen. Mit der 19 beginnt eine neue, verbindende dritte Seins-Art (siehe III), welche die vorangehenden zwei polaren Sichtweisen (I + II) übersteigt und zu einem neuen Ganzen verbindet.

Das Zahlen- und Buchstabensystem erfasst zwei Welten die sich auf eine wiederum höhere zubewegen. In der Ordnung der profanen, «gezählten Daseins-Dimension» wird der Wechsel (s.o. 110 alias I-II) mit der Zahl 10 angezeigt. In der heiligen, d.h. ganzheitlichen Ordnung und der von ihr «erzählten Seins-Dimension» zeigt die Zahl 19 den Wechsel zum Geistigen (I-II—III) an. Insofern wundert es nicht, dass die 10te initialisierte Sure ausgerechnet die 19te Sure ist (Abb. 8). Die Ordnung der Koran-Initialen verbindet die profane Weltsicht mit der Sicht auf das Ganze und Heilige. 

Die Koran-Initialen lassen den ernsthaften und in (zählenden) Linearitäten verhafteten Leser des Korans nicht entkommen. Der Koran besticht durch viele Linearitäten, die magisch wirken, sich aber endlich doch wieder zugunsten einer höheren auflösen. 

Linearitäten sind und bleiben Hilfsmittel, die gelesen, verstanden und schließlich doch überwunden werden müssen. Das beschreibt der Kontext der Offenbarungen, der davon erzählt, dass der Engel Gabriel den Propheten gewaltsam zwingt, einen Text auf einem durch Brokat hügelig (nichtlinear) verzierten Tuch zu lesen. Er kann es nicht. Erst der vierfache göttlichen Nachdruck bringt Mohammed dazu, den Inhalt dann doch noch «zu erschauen». 

Der letzte der Initialbuchstaben eröffnet die Sure 68. Er ist das «N(un)» mit der Bedeutung von Fisch. Der letzte Initialbuchstabe ist zugleich der erste, der offenbart wurde. Die Symbolik erzählt von der Einheit von Anfang und Ende. Sie erzählt dabei nicht nur von der Einheit von Geburt und Tod, sondern vor allem von der Einheit des Subjekts mit seinem ihm umgebenden Medium, analog der Bewegung eines Fisches im Wasser. 

Mit dem «N(un)», dem Fische-Symbol und seinem Zahlenwert 50 beginnt den Überlieferungen nach die 2te Offenbarung durch den Engel Gabriel. Die ihr vorausgehende 1te Offenbarung bestand aus 5 Versen bzw. 19 Wörter oder 4 x19 (76) Buchstaben. 

Die zweite Offenbarung bestand aus 2 x 19 und die dritte Offenbarung aus 3 x 19 Wörtern. Die zweigeteilte 4te Offenbarung ergänzt mit ihrem ersten, aus 4 x 19 Wörtern bestehenden ersten Teil die erste Offenbarung. Die erste Offenbarung und die erste Hälfte der vierten Offenbarung bilden die erste vollständig offenbarte Sure, die Sure 96 («Vom Geronnenen»). Sie besteht aus 19 Versen bzw. 5 x 19 Wörtern. Im so «Geronnenen» hat der vermeintliche Fehler, das «Fehlende» und «Umgekehrte» seinen fruchtbaren Platz eingenommen. Die Sure 96 ist die 19te Sure, sofern man sie umgekehrt, «von hinten» abzählt (s.u. «Das Wesen der Umkehr).

Abb. 8   29 der 114 Koran-Suren sind  durch sogenannte Vorbuchstaben «initialisiert». Sie kommen in 14 verschiedenen Formen vor. Die 19te Sure zeigt in ihrem Verlauf der initialisierten Suren einen Bruch an.

7. Die Zahl 29

Warum die letzte der initialisierten Suren gerade die Sure 68 ist, lässt sich nicht auf rechnende Weise erschließen. Jedoch erzählt uns die 19 mit Hilfe von Linearitäten etwas über das wahre Wesen des «Anderen» – über das Wesen der Zwei. Haben wir das erfasst, dann verstehen wir die Botschaft der 2ten Offenbarung («Der Schreibgriffel») und mit ihr auch das Wesen dessen, das wir mit dem Begriff «Ende» belegen und das der Koran in der 68ten Sure in Form des Endes der nicht berechenbaren Initialbuchstaben artikuliert.

Auch die Frage nach der endlichen Anzahl von 29 initialisierten Suren beantwortet sich durch das Erkennen des wahren Wesens der Zwei. Um die Botschaft der 29 empfangen zu können, bedarf es eines zweifachen Blicks. Der eine geht von der 28 und der andere von der 30 aus. Der eine ist der Blick «von unten», der andere der «von oben». Der Blick aus der 28 ist ein Blick aus der Sicht der linear geordneten 28 Buchstaben und Zahlen des Alphabets, über die man artikulierend erkennt. Der 28 aber muss nach ihrer eigenen Logik ein Anderes und Zweites folgen, das sich den herkömmlichen Instrumenten des Erkennens entzieht. Das ist die 29. Der Sprung von der 28 zur 29 ist der Sprung von der Berechenbarkeit zur Nichtberechenbarkeit. Die Offenbarungen durch den Engel beschreiben ihn als Sprung vom Lesen zum Schauen. Mohammed vermochte den heiligen Text nicht zu «lesen», denn es war kein linear verfasster Text auf einem geraden Blatt. Was er erschauen sollte, befand sich auf einem gewölbten und «mit Brokat verzierten Tuch». Was Mohammed nicht vermochte, das konnte er durch den Druck des Engels schließlich doch «erschauen». Erst der Nachdruck «von oben» («29») führte zur Schau auf das wahre Ganzen, zur Schau auf das Wesen der Gottheit.

Die 29 ist eine Primzahl und die 11. Fibonacci-Zahl. Als Anzahl der nichtberechenbaren initialisierten Suren markiert sie eine Grenze. Sie übersteigt die 28 Buchstaben des arabischen Alphabets mit denen der Leser des Korans dessen Weisheiten nach und nach erschließen kann. Die 29 bricht die Grenze der Herrschaft der Linearität auf und übertrifft somit deren Botschaften. Die neue und letzte Botschaft schließt das Nichtwissen und das Nichtberechenbare ein. Erst dieser Einschluss macht das Ganze zu dem wahren Ganzen, um das es in jeder Religion geht. Erst der fehlerbehaftete Mensch bekommt Zugang zum Ganzen und wird ihm teilhaftig.

Die Perspektive «von oben» auf die 29 ist eine göttliche und ganzheitliche, wie sie der bereits erwähnte Ochsenstachel ins Bild setzt, der die Ochsen, die Erdkräfte antreibt. Im Bild der Zahlen ist das die Zahl 30, der auch der Zahlenwert des 12. Buchstaben, des «Lamed» ist und Ochsenstachel bedeutet.

Die 29 berichtet vom relativen Zurückbleiben eines archetypisch Zweiten gegenüber dem Ersten. Die vom göttlichen Ochsenstachel angetriebenen «Erdlinge» folgen der Richtungsweisung, haben ihr gegenüber jedoch zeitlich und inhaltlich einen Schlupf. Den sollte kein Bewusstsein ignorieren, denn er erfüllt das konkrete Dasein mit Fruchtbarkeit (9) analog dem Verhältnis von Samen und Frucht oder auch dem Subjekt und der Gebärmutter (9), in welcher der Samen scheinbar „untergeht“ und schließlich doch zu einem neuen Subjekt führt. 

Was ich hier mangels eines besseren Bildes Schlupf nenne, fordert den Respekt des jeweiligen Bewusstseins heraus. Das erklärt, weshalb die 29 geheimnisvollen „Koran-Initialen“, deren Bedeutung niemand kennt, die aber ein offenbarter Teil der Schrift sind, stets mitrezitiert werden müssen.

Doch lohnt es sich, unter dem Aspekt des Schlupfes zweier Dimensionen die Zusammenhänge in Augenschein zu nehmen, unter denen die Zahl 29 im Koran auftaucht. Zu allererst ist da die Sure 29 zu nennen. Ihr Name ist «Die Spinne». Ohne hier auf weitere Details einzugehen, erschließt sich wohl jedem in der Metapher von der Spinne und ihrem Netz das schicksalhafte Zusammentreffen zweier unterschiedlicher Bewusstseinsebenen.

Der Vers 29 der Sure 29 spitzt die Botschaft im Hinblick auf die Selbstreflexion des Menschen und seines rechten Wirkens zu: „Mein Herr, hilf mir gegen das Volk der Verderbensstifter.“ Der Vers berichtet von Dreierlei. Zum Ersten berichtet er, dass das Wesen der Zwei und des Zweifels zweifelsfrei, d.h. «eindeutig» existiert. Zum Zweiten berichtet er, dass es archetypisch nicht dem Verderben dient, sondern im Dienst der Eins und Einheit steht. Die dritte Botschaft des Verses nimmt das Subjekt aktiv in die Pflicht. Sie richtet das Subjekt aus. Sie gibt dem Geist und dem Handeln (3) des Menschen eine Richtung. 

Der 29ste Vers einer Sure beleuchtet die Botschaft der 29 jeweils unter dem die Sure bestimmenden Aspekt. Da die Anzahl der Verse regelhaft abnimmt, ist der zuletzt vorkommende 29te Vers gewissermaßen die Quintessenz der 29. Wir finden ihn in Sure 89 («Die Morgenröte»). Er lautet: «Und tritt ein unter meine Diener

Schaut man mit dem Wissen vom fraktalen Sein der Schöpfung auf den Koran, so könnte man stets weiter in seine Details hinabsteigen. Jedes Bewusstsein würde früher oder später dabei an seine Grenze stoßen. Das gilt auch für den «Parameter Zahl» alias die «Zahlenkunst» Platons. Insofern stellt sich hier die Frage, ob die Sure 89 zufällig die letzte Sure mit einem 29ten Vers ist? Sollte das kein Zufall sein, dann müsste die Zahl 89 das Wesen der Teilhaftigkeit einer Vielheit auf einem sehr hohen oder gar letzten Niveau auf die Einheit und Ganzheit zurückführen.

Fündig wird man bei der Suche nach einer Antwort im Buch der Zahlen von Adam Spencer. Dort erfahren wir: Nimmt man eine beliebige Zahl und bildet die Quadratzahl ihrer Ziffern und addiert sie, so landet man am Ende immer bei 1 oder bei 89.

19 12 + 92 =   82 82 + 22 = 68 62 +82 = 100 12 + 02 + 02 = 1

29 22 + 92 =   85 82 + 52 = 89 

37 32 + 72 =   58 52 + 82 = 89

89 82 + 92 = 145 12 + 42 + 52 = 42 42 + 22 = 20 22 + 02 = 4 42 = 16 12 + 62 ¨

                      =   37 32 + 72 = 58 52 + 82 = 89

   

Auch die Botschaft der 29 kommt in der Sure 89 zu einem Ende. Um ihr nahezukommen, muss man sie nicht erst bis zur Sure 89 fortführen. Allein ihre zwei Teile, die Zahlen 2 und 9 verraten durch ihre Einheit ihr Wesen. Die 2 ist das Geteilte und Gebrochene. Die 9 hingegen ist der größte und höchste aller Archetypen. Er steht für Reife und Fülle, aber auch für die bewusste Selbstaufgabe, welche sie mit sich bringt. Die 29 ist in Kombination der beiden Archetypen 2 und 9 das Andere, Geteilte und Zerbrechliche, Unterschiedene (2), das mit dem Ganzen, der Fülle, Schönheit und Vollkommenheit (9) in Verbindung tritt und ihm stets dient, um es zur Erscheinung zu bringen. Der eine Teil ist der Verkünder des anderen Teil. In der 29 kommt die Zukunftsträchtigkeit des Kleinen zum Ausdruck. Es begreift sich als ein Heraustreten, eine Neugeburt ins Große hinein. 29 ist das «Kleine» in dem die Zukunft liegt. Es ist der relativ unscheinbare und kaum sichtbare Kern des Seins des Apfels. Es gleicht dem Ton als Bestandteil der Sphärenmusik oder einer Spektralfarbe als Künder des Lichtes.

8. Das Wesen der Umkehr bei der ein «Ende» zum «Anfang» wird und die Zahl 50

Der Koran nennt und gebraucht die Zahlen nicht nur in ihrer direkten und unmittelbaren Form. Er umschreibt solche auch, um einen anderen Blick auf sie zu eröffnen. Eine Art der Blickwendung besteht darin, eine Linearität von ihrem Ende her zu zählen. So nennt die Sure 29 in Vers 14 beispielsweise nicht die 950 Jahre, die Noah unter seinem Volk weilte, bis er sich mit Hilfe der Arche über die die Ebene der Frevler erhob.  Der Koran spricht von «1000 Jahre weniger 50». Der Wechsel der Blickrichtung zerbricht nicht einfach die Polarität. Vielmehr ist er ein notwendiger Schritt für das Erheben des Bewusstseins (5). Die Bilder der Noah-Erzählung machen seine Erhebung in eine neue Dimension (5 50) offensichtlich. Die umgekehrte Zählweise erhellt nicht nur die Zahlen 5 und 50. Sie erzählt auch von den Prioritäten dieser anderen Sicht, denn sie geht von dem größeren Ganzen, hier von der Rundzahl 1000 aus. Mit anderen Worten: Was in den Augen des Noah geschieht, das geschieht im Sinne der Gottheit in ihrer fraktalen Gegenwart. Versteht man das Denken Noahs nicht nur im Rahmen der einzelnen Erzählung, sondern als Prinzip, dann erfasst das Bewusstsein Noahs das Verhältnis des Menschen zu seiner Gottheit an sich. Die Gottheit ist sodann keine statische mehr, sondern eine dynamische. Im Bild der Zahlen verwandelt sich die Eins des Anfangs in einem fortlaufenden Prozess der Entfaltung zur Vielheit der Zahlen. 

Von diesem durch zwei gegenpolare Sichtweisen zustande kommende Fluss erzählt der Archetyp 6, der in der biblischen Genesis die Zahl der Schöpfungstage bestimmt. Was über sie hinausgeht ist die Sieben, der Tag der Gottheit. Die Wechselwirkung der Sechs mit der Sieben, dem Jenseitigen und Göttlichen erreicht mehr und mehr das Bewusstsein der Subjekte (5). Sie ist deshalb der wesentliche Gegenstand der biblischen Erzählungen. 

Von den Wechselwirkungen von Sechs und Sieben erzählt auch die Geometrie des Hexagramms. In seiner Mitte erhebt sich die Sieben in Form und Größe der Sechs. Bekanntlich hat der siebte Kreis, der Mittelpunkt-Kreis die gleiche Größe wie die anderen sechs ihn umfangenden Kreise. Mit ihm gewinnt das Göttliche, das im Bewusstsein der Menschen wie ein Punkt un(be)greifbar und dimensionslos ist, eine nun (be)greifbare Dimension. Der Kreis ist der mit Dimension erfüllte Punkt. 

So wie man die Geometrie des Hexagramms in ihre Dimensionen hinein entfalten kann, so entfalten auch die Religionen ihre Vorstellung vom Göttlichen in mannigfaltigen Dimensionen, in deren Zentren oft unterschiedliche Zahlen stehen. Die Abb. 10 zeigt, wie sich das Bild vom Wesen der 7 über den Fluss der Sechs zum Bild vom Wesen der 19 und weiter zum Bild vom Wesen der 37 fortentwickelt.

Der Islam erhebt sich aus zwei ihm vorangehenden abrahamitischen Religionen, dem Judentum und dem Christentum. Als eine dritte Religion erhebt er den Anspruch die Polarität zu verbinden. Dementsprechend erzählt er von der die Entfaltung des Bewusstseins über die «weiterführende» 19. Dass der Prozess dabei den gleichen Gesetzen von Linearität und deren fruchtbaren Bruch unterliegt, das muss man erwarten und ist tatsächlich auch der Fall.

Im Zentrum der koranischen Erzählungen steht die Gottheit mit dem Namen Allah. Dem Namen würdigen die Suren durch die an ihrem Anfang regelmäßig erscheinende Basmala. Ihr Fehlen in der Sure 9 bricht zunächst die Linearität. Zählt man von mit diesem Bruch an 19 Suren weiter, gelangt man zur Sure 27, in der die Basmala sodann zweimal vorkommt und so den Bruch wieder heilt. Die Heilung geht einher mit dem Hinzutreten dessen, was vorher fehlte. 

Abb. 9  Der Bruch in der Sure 9 und dessen Heilung in Sure 27 über die ganzheitliche 19.

Von der Heilung des Bruchs erfahren wir in Sure 27, die zwei Basmala enthält. Substantiell untermauert wird die Heilung aber erst in der Sure 74 und dort explizit im Vers 30, denn dort wird die Zahl 19 ausdrücklich und direkt genannt. Möglich wurde das durch eine inzwischen erfolgte Blickumkehr. Das erfahren wir wiederum durch die Zahl 19, denn die sie nennende Sure ist von hinten gezählt die 19te Sure des Koran.

Abb. 10  Sechs ist das Fluss- und Zeugungsprinzip allen Seins. Seine wachsenden

               Dimensionen 6, 66, 666 …  erzeugen die Mitten und «Gottheiten» 7, 19, 37 …

9. Die Initialbuchstaben, das «Halbe» und die von Zahlen ausgehende Gefahr

Das Kernthema jeder Religion ist der Perspektivwechsel auf das Wesen der Zwei und der veränderte Umgang der Subjekte mit ihr. Die Initialbuchstaben, die zugleich Zahlen sind, haben als Archetypen einen Doppelcharakter. In ihrem Zwei-Sein vereinen sie den Gegensatz von Zählen und Erzählen. In Form der Initialbuchstaben bringen sie das eigentliche, religiöse Zentralgeheimnis, das Urverhältnis zwischen Zwei und Eins konsequent und selbstlos auf den Punkt. Ihre Selbstlosigkeit lässt sie als Zauberinstrumente, für die sie oft gehalten und missbraucht werden, nicht mehr zu.

Anhang: Die Koran-Offenbarungen im Überblick

Fußnoten

¹ Erstmals wird die Dynamik vom Fehlen und Ergänzen in der Schöpfungserzählung vom Menschen in der Genesis erzählt. Die aus der Tora kommende Genesis wird von allen sogenannten abrahamitischen Religionen vollumfänglich anerkannt und gewürdigt. Dort erhebt sich das erste und archetypische Menschenpaar ADAM und EVA aus dem zuvor noch ungeschlechtlichen und ungeteilten «ADAM», was wörtlich der «Erdling» bedeutet. Erst die Trennung und die Erhebung der Geschlechterteilung ermöglicht den Fluss alles Lebendigen. EVA ist aus der linearlogischen Sicht eine Zweite und gerade über sie, deren Namen das «Leben» bedeutet, nimmt der Fluss des Lebens seinen Lauf. Auch er erscheint als «Zerfallserzählung» und auch er mündet in die Erlösung und Vollkommenheit.

Die Eingangsformel des Koran, die Basmala transportiert genau diese Botschaft, die eine Botschaft über das Wesen der Zwei ist. Auf den Punkt gebracht, besteht das Schöpfungsprinzip im «Hinzugewinnen durch Fehlen».

² Die Zahlenfolge des Namen JHWH ist 10-5-6-5. Übersetzt man ihre Dynamik (10565) im Angesicht ihrer Bildsymbole, so lautet die Botschaft des Namens: Die göttliche Hand (10 / Hand) führt zum Subjekt (5) UND (6) zu dem ihn ergänzenden Gegensubjekt (5). In der mathematischen Sprache schlägt sich die Botschaft des Namen JHWH in der Subjektformel 10 = 5 + 5 nieder. Ihr Zentrum ist die Zahl 6, deren Bildsymbol der verbindende Haken ist. Aus ihrem Archetyp heraus entsteht das Handeln der Gottheit. Sie wirkt stets auf ZWEI Subjekte.

³ Das «Lam» ist der 12te Buchstabe im arabischen Alphabet mit dem Zahlenwert 30. Im Hebräischen hat das ihm entsprechende «Lamed» ebenfalls den Zahlenwert 30, ist dort jedoch der 5te Buchstabe. In der Basmala ist das «Lam» nun wiederum der 5te Buchstabe.

⁴ J. S. Bach verehrte die 14. Im christlichen Kontext beschreiben 14 Tage bzw. 13 Weihenächte (Raunächte) den Übergang des alten Lichts zum neuen Licht. Die 14 beschreibt die Zeit, die zwischen der «Geburt des Lichts» und seinem «Hervortreten» vergeht. Die «Zeit zwischen den Jahren» benötigt das Bewusstsein, um das Wesen der Polarität zu reflektieren und bewusst zur Funktion werden zu lassen.

⁵ 1 1 2 3 5 7 11 13 17 23 29

⁶ Adam Spencer: Das Buch der Zahlen, dtv, München 2002.

Man beachte die in den Zahlen enthaltene wechselseitige Umkehrung der vermeintlichen Begrifflichkeiten «Anfang» und «Ende». 29 Suren sind initialisiert. Die letzte initialisierte Sure ist jedoch die Sure 68, die mit dem «N(un)» initialisiert ist. Aus der Sicht ihrer linearen Verortung ist sie ein «Ende». Doch ist es die 29 Sure, welche durch die Blickwendung zu einem neuen «Anfang» führt. 

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