Der auf die Erde geworfene Drache entwickelt dort seine Wirkmacht und löst, von fortlaufenden Polaritäten (2) getragen kaskadenförmige Funktionen (3) aus. Er steht auf dem „Sand des Meeres“ und somit auf der Vielfalt der Dinge und auf zweifelbehaftetem und zwiespältigem Grund. Seine Funktion ist das Verbinden der dort herrschenden Gegensätze, das „Meer“ und das „Land“. Aus jedem der beiden Pole steigt ein weiteres Tier auf, welches das Sinnen des Drachens trägt (Off 13; 1ff). Das erste Tier erhebt sich aus dem Meer und das zweite aus der Erde. Im Hinblick auf den Drachen entsteht das Bild einer Triade. Mit anderen Worten: Das Wesen des Erdhaften und Tierischen ist – wie alles Existierende – ein prinzipiell Dreifaches. Nur besteht sein Wesen im „Blick nach unten“ und der Verhaftung in der Substanz!
Schon das erste, dem Drachen folgende Tier ist von dreifacher Erscheinung. Es sieht aus wie ein „Panther“, ein „Bär“ und ein „Löwe“. Der Drache stattet es mit einer dreifachen Anlage aus, mit „Kraft“, einem „Thron“ und mit „Macht“. Die Tier-Triade und das dem Drachen folgende, nächstkleinere Tier aus dem Meer stehen in einer triadisch-fraktalen Beziehung zueinander. Der Drache und das Tier aus dem Meer verfügen substantiell wie funktionell über Wirkung hervorbringende Eigenschaften. Das zeigt ihre Ähnlichkeit. Wie der Drache selbst hat auch das Tier 7 Köpfe, die eigenartig und zunächst rätselhaft unterteilt sind.
Während die Drachenköpfe alle, die gehörnten wie auch die nichtgehörnten in Form von Diademen den Glanz der Ganzheit transportieren, ändert sich das bei dem ihm nachfolgenden und ihm ähnlichen Tier. Das fällt nicht „von oben“ herab, sondern steigt aus dem Meer empor. Trotz unterschiedlicher Wirkrichtungen folgt es dem Sinnen des Drachens. Wie er hat es 2 + 5 Köpfe. Die aber sind vielgestaltiger als die des Drachens und transportieren eine zusätzliche Botschaft.
Die 2 nichtgehörnten Köpfe tragen keine Diademe mehr. Das bedeutet: Beim nachfolgenden Zweiten, dem hier erstgenannten Tier kommt dem Nichtgehörnten nicht mehr der Glanz von Ganzheit zu. Umgekehrt ausgedrückt: Dem Nachfolgenden und Zweiten kommt der Glanz von Ganzheit nur zu, wenn es gehörnt, also wehrhaft ist, „polarisiert“ ist und einer Orientierung folgt! Das verlangt der Archetyp der Zwei, der stets der Einheit dient. Fehlt dem Zweiten scheinbar oder vorübergehend die Orientierung und Wehrhaftigkeit, so verschwindet der Glanz der Einheit und erscheint in jenen übrigen, „anderen“ Elementen, welche Wehrhaftigkeit erkennen lassen. Deshalb trägt das dem Drachen nachfolgende Tier auf jedem seiner einzelnen zehn Hörner je ein Diadem. Sein Glanz überstrahlt mit 10 Diademen sogar den des Drachens, der nur 7 Diademe auf seinen 7 Köpfen trägt.
Die Zahlen die das aus dem Meer emporsteigende Tier beschreiben, erzählen von einer heilenden, „ganz machenden“ Beziehung. Da jedes ihrer einzelnen 10 Hörner ein Diadem trägt, wird hier unausgesprochen das Symbol der 5 (Köpfe) mit dem der 10 (Diademe) verbunden. Die darin enthaltene Symbolik verweist auf die unausgesprochene Verbindung, die den Gottesnamen JHWH (10-5-6-5) konstituiert, der ebenso als „unaussprechbar“ gilt. Auch der die Zahlensymbolik des Gottesnamen JHWH erzählt vom Entstehen eines größeren Subjekts (10) aus der Polarität zweier scheinbar einander entgegenwirkenden Subjekte (5) analog der Gleichung 10 = 5+5. Das mit jener Symbolik verbundene Diadem ist ein Sinnbild für die Einheit in der Vielheit, denn es vereint die vielen, voneinander getrennten Diamanten zu einem beeindruckenden Ganzen. Die 10 Diademe erzählen vom Ideal, dem die 5 unterschiedlichen Köpfe folgen, obwohl sie paariger und somit widersprüchlicher Natur sind.
Das aus dem Wasser emporsteigende Tier ist ein Spiegel des JHWH-Prinzips. Wie ein Spiegel die Seiten verkehrt, so erscheint auch das Tier infolge seiner Verhaftung in der Substanz mit negativem Vorzeichen. Seine 7 Köpfe tragen „Namen der Lästerung“. Die aus dieser Sieben hervorgehenden Worte und Zeichen haben für die im konkreten Dasein existierenden Subjekte eine negative, verstörende und zerstörende Wirkung. Die aber ist aus dem Gesamtbild heraus betrachtet subjektiver Natur. Das erzählt die Zahl 10 der Diademe und der im Bild verborgene Name JHWH.
Das Tier hat eine zweifache Natur. Es ist fehlerbehaftet und in ihm wirkt eine Heilkraft, die Kraft des Ganzen. Einer der 7 Köpfe erscheint „wie zum Tode geschlachtet“ (Off ). Gleichwohl wird die Wunde geheilt, analog der Sieben, die Heil und Ganzheit bringt. Die Heilung beeindruckt jene, die auf der Erde wohnen. Sie beteten den Drachen und das Tier an. Das Tier erhält dadurch Macht und Aufmerksamkeit und kann „42 Monate lang Lästerungen gegen die Gottheit aussprechen“.
Die Zahl 42 erzählt von den zwei sich widersprechenden Qualitäten des Tieres, die da sind das Zweite, die Halbheit und Fehlerhaftigkeit einerseits und die vom Ersten verliehene Ganzheit und deren Heilkraft andererseits. Der herrschende Kontext des Tieres ist jedoch die Zweizahl und ihre Fehlerhaftigkeit. 42 Monate der Macht bedeuten 3 ½ Jahre und das ist die Hälfte ( ½ ) des durch die Siebenzahl repräsentierten Ganzen.
Den Erdenwesen entgeht das Wesen der auf die Vollkommenheit gerichtete Sieben. Ihre Sichtweisen und Urteile bleiben in der Linearität und Zweiheit verhaftet. Die scheinbar uneingeschränkte Herrschaft der Unvollkommenheit alles Zweiten führt zu einer fraktalen Erweiterung der Phänomene der Zwei. So steigt neben dem Drachen und dem Tier aus dem Meer noch ein weiteres, zweites Tier auf. Es steigt aus der Erde empor und bildet zum Tier aus dem Meer wiederum eine neue Polarität. Das zweite Tier ist noch mehr in der Substanz verhaftet. Seine Erscheinung ist ein regelrechtes Abbild der Zwei. Es hat „zwei Hörner wie ein Lamm, redet wie der Drache, dient dem ersten Tier und zieht die Anbetung derer auf sich, die auf der Erde wohnen“. Die leben in ihrer Vorstellung von einem „Bild von dem Tier“ (Off 13,14 ff) das nur „nach unten“ zu schauen vermag und werden immer abhängiger von ihm. Endlich tragen sie selbst das Zeichen des Tieres, ohne das sie nicht einmal mehr kaufen und verkaufen können, obwohl schon das den unvollständigen Umgang mit den Zahlen widerspiegelt. Ein jeder der das Zeichen nicht trägt, wird sogar vernichtet.
Das Zeichen dieses zweiten und „anderen“ Tieres ist die Zahl 666. Die Zahl ist insofern die Zahl der Zwei. Zugleich ist das zweite Tier ein Abkömmling des größeren Drachens und aus solch linearen Sicht zugleich auch ein drittes Tier. Aus der Perspektive ist die Zahl 666 eine Erscheinung der Drei. Um diesen Widerspruch geht es beim Verstehen der 666. Der geheimnisumwitterte Zusammenhang der Zahl 666 besteht in der Linearität die sie vermittelt, die aber auch und vor allem das Wesen der Drei in sich trägt. Die 666 gibt das Wesen der Drei schlicht und einfach nur sehr verkürzt wider. Sie wird der vom Erheben und der Erhabenheit erzählende, umfänglichen Qualität der Drei nicht gerecht.
Das Verwirrende und wahrhaft Diabolische in der scheinbar existierenden Perfektion der tierischen Welt ist die Tatsache, dass all ihre Erscheinungen den Zusammenhang der Archetypen Zwei und Sechs zwar aufzeigen, aber wegen ihrer Verhaftung auf der Erde die entscheidenden Dimensionsunterschiede nicht sichtbar machen und nicht vermitteln. Obwohl das Bild des Tieres „Feuer vom Himmel auf die Erde herabkommen lassen kann“ (Off 1313), wirkt es dem Erschließen einer neuen Dimension entgegen. Einerseits ist das Tier-Sein ein Gefangensein in der 666. Andererseits vermag es das Bewusstsein des Menschen, die in der Linearität verborgene, höhere Dimension zu erkennen, was die Zahl auch und vor allem zur „Zahl eines Menschen“ macht (Off 13,18).
Im Wissen um die Gefahr der Reduktion von Dimensionen erhält die schon in Off 12,4 vorangestellte Aussage über den Drachen und sein Wirken ihre notwendige Erklärung: „Und sein (des Drachens) Schwanz zieht den dritten Teil der Sterne des Himmels fort. Und er wirft sie auf die Erde“. (Off 12,4). Aus der Perspektive der Erd-Ebene ist die Zweiheit die alleinige Herrscherin. Ihre Darstellungsform ist die der Linearität. Die in ihr existierenden und von der Drei ausgehenden Projektionen erzeugen beim Nichtwissenden Angst und Schrecken.