Die Zahl 7 und das Zusammenkommen der Extreme
Die Zahl 7 und das Zusammenkommen der Extreme von Michael Stelzner Die Sieben erzählt davon, wie sich das Wesen der Polarität (2) im denkbar größten
Die Zahl 66
von Michael Stelzner
Um das Wesen der Zahl 66 zu erfassen, muss man das Wesen der 6 aufgreifen und es vor dem Hintergrund seiner polaren und gegenläufigen Wirkungen (6-6) interpretieren. Wie die 6 in ihrer Funktion die Polarität (2) erhöht und endlich erlöst (siehe 2➜6), so treten in der 66 zwei gegenläufige Wirkweisen in Erscheinung. Beide erhöhen die Zwei und beide bewirken Fruchtbarkeit. Doch der in der linearen Perspektive des Zahlenstrahles gefangene Blick eines Subjekts erlebt die Zweiheit und den Zwiespalt der 6 disharmonisch. Die nachfolgende, auf Linearität (einfache Addition) beruhende Gleichung demonstriert das. Sie stellt die 66 als die Summe der Zahlen 1 bis 11 dar.
1+2+3+4+ … … … +11 = 66
Die Zahl 11 ist ein Symbol für Symmetrie und Zweiheit, in der beide Pole ein Abbild der Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit sind. Über ihrer hierarchischen (11) und auf Einheit gerichteten Beziehung wirken sie fruchtbringend. Die offensichtliche Linearität und Polarität der ungeraden 11 kann potentiell das emotionale Gleichgewicht der Subjekte erschüttern. Die 66 entfaltet ihr Wesen und ermöglicht so einen neuen und erweiterten Blick auf sie, der gleichlaufend auch das Wesen der 66 erhellt.
Die 66 steht für eine zweifache, d.h. polar wirkende 6, deren Wirkungen in der Ebene und deren linearen Perspektive wahrnehmbar sind (6-6). Die Polarität der zwei Sechsen äußert sich in scheinbar gegensätzlichen Wirkungen von Geist und Substanz, im Aufgang und Niedergang oder Geburt und Tod. Obwohl beide Wirkungen dem Erheben und der Fruchtbildung dienen, empfinden sie die Subjekte, die in der linearen Perspektive verhaftetet und polar angelegt sind und selbst polarisieren als widersprüchlich und teilweise bedrohend. Die 66 nötigt sie dazu, ihren Blick zu erheben. Obwohl das Erheben ihres Blickes in ihnen angelegt ist, erleben sie auch den regelmäßigen Niedergang.
Eine Erzählung die das Bild der 66 vom Erheben des Blickes mit dem gleichzeitigen Niedergang der Substanz nachzeichnet, ist die biblische Erzählung vom Turmbau zu Babel. Die Erzählung ist die des 5ten Geschlechts (sogen. 5te Toledot). Sie erklärt die im Archetyp der 5 enthaltenen zwei Möglichkeiten des Schauens (5). Da die Art der Schau das Tun der Menschen bestimmt, geht es in der Erzählung vom Turmbau und seiner Motivation auch um die der Schau geschuldeten widersprüchlichen Ereignisse. Die Zahl 66 wird so zwar nicht ausdrücklich genannt, veranschaulicht aber den mit der Absicht des Erhebens einhergehenden Niedergang der Substanz.¹
Die in bester Absicht handelnden und gottesfürchtigen Menschen wollen die Einheit und Ganzheit ihrer Sippen sicherstellen und versuchen, mit Hilfe von «Ziegeln» der Gottheit zuzustreben.² Dabei versuchen sie zwei Ebenen zu erfüllen, die einfache substanzielle (66) mit Ziegeln und die höhere geistige (66) durch die Absicht, die Einheit ihrer Sippen zu sichern.
Die Gottheit aber lässt den geziegelten Turm einstürzen. Ihre Dynamik scheint eine der Unterwerfung und der Strafe für die vermeintliche Hybris der Menschen zu sein. Das sich aber wahrhaft erhebende Bewusstsein erkennt darin eine Hilfe zum Neuorientieren und zu einer Neuanbindung des Geistes. Das bewirkt die dritte Sechs. In keinem Fall lassen sich die Unvollkommenheit, das Zwei-Sein und Halb-Sein aus der Welt schaffen, im Gegenteil. Sie werden zum Fokus. Es ist wie in der griechischen Tragödie. Gleichgültig, welche Entscheidung man trifft, sie hat unkalkulierbare und potenziell fatale Nebenfolgen.³
Ein anderer Mythos, welcher das Wesen der 66 thematisiert, ist der vom sogenannten «Kollos von Rhodos», eines der sieben Weltwunder. Laut Überlieferung sollte der Leuchtturm 66 Jahre auf seinem Sockel gestanden haben und schließlich durch ein Erdbeben umgestürzt sein. Nur fand man im Meer keine Hinweise, was die Überlieferung in Frage stellt, denn ein Bauwerk dieser Größe kann nicht spurlos verschwinden. Der Kollos diente wie der Turm zu Babel der Orientierung. In Rhodos soll er den Eingang zum Hafen markiert haben. Dort aber fand man vom vermeintlichen Turm keinen einzigen Stein. Der «Hafen» des Mythos ist in Wirklichkeit ein geistiger Hafen und der ist nicht dinglicher Art.
Der sogenannte Koloss von Rhodos soll eine über 30 Meter hohe, «kollosale» Bronze-Statue des Sonnengottes Helios gewesen sein, die einst den Eingang zum Hafen gebildet habe. Den Legenden nach sei sie im 3. Jahrhundert v. Chr. mit einer Bauzeit von 12 Jahren errichtet worden. Das Monument galt schon in der Antike als eines der 7 Weltwunder. Doch laut Überlieferung soll es nur 66 Jahre auf seinem Sockel gestanden haben und bei einem Erdbeben an seinen Knien eingebrochen und umgestürzt sein. Nur fand man im Meer keine Hinweise. Da ein Bauwerk dieser Größe aber nicht spurlos verschwinden kann, muss man die Überlieferungen infrage stellen und vielmehr deren Botschaften hinterfragen.
Der Sonnengott Helios symbolisiert die Einheit und Ganzheit. Seine (über)lebensspendende Energie erwächst den Gesetzen der Archetypen nach jedoch nur aus der Existenz seiner ihm innewohnenden Zweiheit. Die Beschreibungen des Koloss von Rhodos zeichnen diese in allen seinen Details nach. Er bestand aus Bronze, einer aus zwei Metallen bestehenden «ganzheitlichen» Legierung. Die Bauzeit von 12 Jahren erfasst sein Entstehen mit Hilfe der 12, der Zahl der Ordnung, welche die Einheit und die Zweiheit über eine «eindeutige» Hierarchie zu einem Ganzen vereint. Der «Bruch an den Knien» durch die höhere Macht des Erdbebens erzählt nicht nur vom Zusammenwirken des Ganzen (1), des Bruchs (2) und der daraus erwachsenden Dynamik (3), sondern vor allem von dessen Erscheinen im Konkreten, das im Bild der Sechs sichtbar wird. In diesem Bild wirken gemäß der triadischen Sicht drei Sechsen zusammen, von denen aus der erdverhafteten und somit beschränkten Perspektive nur zwei (be)greifbar sind. Die dritte Sechs bricht in die Welt ein und zerbricht das vorherrschende linearlogische Fundament der Subjekte. Der Bruch geschah deshalb «schon» nach 66 Jahren und doch blieb der Kollos von Rhodos eines der Weltwunder. Er blieb es, weil er den Bruch, die Zwei als fruchtbaren Archetypus beschreibt, von dem der Archetypus der Sechs lebt.
Die Zahl 66 ist nach der geläufigen arabischen Zahlen- und Buchstabenlehre der Zahlenwert für die islamische Gottheit «Allah».⁴
A + L + L + H = 1 + 30 + 30 + 5 = 66
Die Gottheit ist demnach eine zweifache, d.h. polar wirkende 6, deren Wirkungen in der gewohnten, linearen Perspektive wahrnehmbar sind (6-6). Diese Polarität äußert sich in dem Gegensatz von Geist und Substanz oder auch Aufgang und Niedergang alias Geburt und Tod.
Diese islamische Gottheit «Allah» wird im heiligen Koran durch die 114mal genannte, sogenannte «Basmallah» gewürdigt. Die sogenannte Einleitungsformel «Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Allerbarmers» steht jeweils vor den einzelnen Suren. Sie leitet jede der Suren des Korans ein, mit Ausnahme der 9ten Sure. Bei ihr fehlt sie! Die Botschaft lautet: Das «Fehlen und Verfehlen» ist der Schöpfung immanent. Das betrifft auch die Vorstellung des Menschen von seiner Gottheit. Dennoch deren Wirken stets auf Einheit und Ganzheit hin ausgerichtet. Im Falle der fehlenden Basmallah in der Sure 9 wird das «(Ver)Fehlen» durch die Sure 74 wieder wettgemacht, denn dort erscheint sie ein zweites Mal, sodass die Ganzheit wieder hergestellt wird. Das anfängliche Fehlen und Verfehlen, das sich zur eigentlichen Fruchtbarkeit und zum ewigen, sich fortentwickelnden Fluss (6) entfaltet, ist die wahre Botschaft hinter der Basmallah und der Zahl 66, der Zahl «Allahs».
Fußnoten
¹ Prof. Dr. Ing. ALBRECHT KOTTMANN ist u.a. Autor des Buches «Vom Geheimnis der alten Meister». Sein Forschungsgebiet waren die Zahlenverhältnisse von historischen Bauten. Bei einem persönlichen Treffen teilte er mir einmal mit, dass er die Maße des mythischen Turmes zu Babel hätte ermitteln können. Das erste Geschoß soll 66 Ellen hoch und das siebte 30 Ellen hoch gewesen sein. Leider konnte ich vor seinem Tode keine Belege mehr bekommen. Der Hinweis hat dennoch meinen Blick auf die biblische Erzählung bereichert.
² «Sie sagten zueinander: Ans Werk! Wir machen Ziegel …» (s. Gen 11:3f).
³ In diesem Umstand liegt die wahre Botschaft der Erzählung vom Brudermord KAINs an ABEL. KAIN hat versucht, seinen Blick zur Gottheit zu erheben, aber die hat keinen Wohlgeruch empfunden. Danach hat er seinen Blick gesenkt. Aber auch das hat den Zwiespalt nicht erlöst, denn der vom Blut getränkte Erdboden treibt ihn in Richtung Osten, also zum aufgehenden Licht hin.
⁴ FREDY BOLLAG, «Der Name Allah und die Zahl 66», Verlag Spohr, 1995
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