Das Bewusstsein über den Lauf der Sonne und die «Questenfeste»
Das Bewusstsein über den Lauf der Sonne und die «Questenfeste» von Michael Stelzner Der Mensch (5) schaut auf die Natur (4) mit ihren sich stets
Phi, die Zahl des Goldenen Schnitts - ein geometrisches Gleichnis
von Michael Stelzner
Der Goldene Schnitt ist ein Teilungsverhältnis, das wir mit der Kennzahl Phi (0,6180… : 1) erfassen. Da wir das Teilungsverhältnis des Goldenen Schnitts in nahezu allen Teilen der Natur finden, liegt die Vermutung nahe, dass sich in ihm das eigentliche Geheimnis des Seins, des Daseins und der Evolution verbirgt.
Abb. 1 Der Goldene Schnitt beschreibt ein Teilungsverhältnis bei dem sich der größere Teil (Major) zum kleineren Teil (Minor) ebenso verhält, wie das Ganze zum größeren Teil. Die harmonische Proportion Phi garantiert, dass sich das Prinzip der Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit in allem Teilhaftigen kontinuierlich und harmonisch fortpflanzt.
Der Goldene Schnitt scheint etwas Grundsätzliches, also eine Art Archetyp zu sein, denn wie ein solcher scheint auch er nicht weiter reduzierbar zu sein und verkörpert wie ein Archetyp in Form eines Gleichnisses eine letzte Weisheit. Ich möchte zeigen, dass der Begriff des Archetyps tatsächlich das Wesen des Goldenen Schnittes erhellt und dass der Goldene Schnitt den Zahlenarchetyp der Fünf in seiner Wirkung auf die Substanz und auf die sie beobachtenden Subjekte beschreibt.
Da der Goldene Schnitt von einem Teilungsverhältnis „erzählt“, müssen wir zunächst das Wesen des Teilens an sich in Augenschein nehmen. Das Teilen und „Zweimachen“ beruht auf dem Zusammenwirken der ersten zwei Archetypen, dem der Eins, alias der Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit (1) und dem der Zwei, alias der Zweiheit, Polarität und der Gespaltenheit (2). Das Verhältnis dieser ersten zwei Archetypen ist das erste denkbare Verhältnis. Ohne es ist kein anderes Verhältnis denkbar. Das gilt auch für das Verhältnis des Goldenen Schnitts und die Goldene Zahl Phi 0,6180…. Da es sich aus linearlogischer Perspektive beim Ur-Verhältnis um das Maßverhältnis 2:1 handelt, wird der Goldene Schnitt sein wahres Geheimnis nur im Bezug zu diesem freigeben.
Um es vorwegzunehmen: Der Goldene Schnitt berichtet immer vom Verhältnis des Halben zum Ganzen, vom Halb-Sein zum Ganz-Sein, auch wenn wir in der für ihn typischen Zahl Phi nicht mehr unmittelbar das Verhältnis 1:2 finden. Um die tiefe Bedeutung des Goldenen Schnitts zu verstehen, müssen wir ihn in Hinblick auf sein Verhältnis zum Ur-Verhältnis 1:2 untersuchen und deuten.
Welche Beziehung zwischen dem Verhältnisse 1:2 und dem Verhältnis 1:0,6180… besteht und auf welche Weise sich das primäre Verhältnis im sekundären niederschlägt, erfahren wir, wenn wir eine weitere Dimension hinzuziehen. Die zweite und höhere Dimension übersteigt die Linearität des Gegenständlichen, welche bis dahin unsere Vorstellung von der Beziehung der Archetypen Eins und Zwei geprägt hat. Die neue Dimension erfasst die Existenz eines dritten Archetyps, die des Beobachters der Linearität. Geometrisch gesehen wechselt der Blickwinkel von der eindimensionalen Linie oder Strecke zur zweidimensionalen Fläche (s.u. I → II). Aus Sicht der Archetypen erhebt sich die Drei (▲) über die Polarität (·-·). Das macht sie über den zweifach rechten Winkel. Wie es das erste Bild der Abbildung GS zeigt, verbinden sich in der Drei alias dem Dreieck die sich scheinbar widersprechenden Archetypen Eins und Zwei. Mit anderen Worten: Die triadische Sicht erschaut das Halbsein, das Entzweite (2 bzw. ½) in seiner rechten Beziehung, d.h. in seinem rechten Winkel zum Ganzen und Vollkommenen (1). Dieser Logik folgen die Schritte der Abb. GS. Sie stellen das rechte Erheben in zwei Dimensionen vor. Der linke Teil der Abbildung bezieht sich auf das geometrische Gleichnis des Dreiecks. In ihm erhebt sich die Drei über die Linie und eröffnet damit die Dimension der Fläche. Der rechte Teil der Abbildung bezieht sich auf das Gleichnis der Pyramide, welches das Wesen der Triade in die Dimension des Raumes überträgt. Im Gleichnis der Pyramide erhebt sich die Fünf, der Archetyp des Lebendigen über die Ebene der Substanz (4) und konstituiert darin das Wesen des Bewusstseins. Wie die Drei die Eins und Zwei zu einer neuen Ganzheit verbindet, so verbindet die Fünf die vier einander widersprechenden Qualitäten der Substanz zu einer Ganzheit, welche sich durch die Fähigkeit der Schau auszeichnet.
Der linke Teil der Abbildung vermittelt das Entstehen des Goldenen Schnitts aus den triadischen Beziehungen der Linien zur Fläche und von dieser wieder zurück zur Ausgangslinie (1). Nach dessen Deutung werde ich die Vorgänge am Beispiel der Pyramide im rechten Teil der Abbildung nachzuvollziehen. Der Einfachheit halber und zum besseren Verständnis beziehe ich mich weiter auf das grundsätzliche, triadische Bild des Dreiecks und verzichte auf die komplexe Darstellung der Pyramidenzahlen, die einer gesonderten Beschreibung der Geometrie der Pyramiden vorbehalten bleiben soll. Hier genügt es, die Grundzahlen Eins und Zwei (1:2) durch die Zahlen Zehn und Fünf (1:2) zu ersetzen. Der Leser weiß, dass der Goldene Schnitt das Wesensmerkmal des Archetyps der Fünf ist und dass der Goldene Schnitt das Pentagramm, den Fünfstern formt und dass er in ihm zehnmal vorkommt.
Abb. GS Das Entstehen der Zahl des Goldenen Schnitts (Phi) durch den „rechten und verbindlichen Umgang mit den Gegensätzen“ aus der Perspektive der zweiten Dimension (links /Dreieck) und aus der Perspektive der dritten Dimension (rechts / Pyramide).
Zu A /links) Der rechte Winkel, ein Abbild „rechten Verhaltens“
Will man die widerstreitenden Archetypen des Ganzseins (1) und des Zweiseins (½) ins rechte Verhältnis zueinander bringen, so konstruiert man zwischen ihnen den rechten Winkel.
Zu B /links) Die höhere Dimension des Seins
Aus dem rechten Verhältnis (rechter Winkel) der Gegensätze 1 und ½ konstituiert sich die Hypotenuse. Sie ist das erhabene Dritte, das die Gegensätze und die neu entstehende Dimension der Fläche (A = ¼) potentiell zu „überschauen“ vermag. In diesem Vermögen (Ö5:4) verbirgt sich bereits der Archetyp der Fünf – der Archetyp der Schau.
Im Blick auf die neue Dimension, die Fläche überschaut das lebende und „schauende“ Subjekt das Wesen, das ihm im Verhältnis „Eins zu Vier“ gegenübertritt. Es ist nichts Geringeres als das »Gesetz der Vier«, das die in der Substanz (4) wirkende Ganzheit und Vollkommenheit (1) preisgibt. Aus jenem Verhältnis erwachsen auch die schauenden Subjekte selbst. Dem Subjekt (5) wird im Blick auf das Wesen der Substanz (4) und seiner Beziehung zu ihr (siehe 5:4) sein eigenes Wesen bewusst. Mit anderen Worten: Weil die Vier in allen ihren (Ober-) Flächen die Ganzheit abbildet und manifestiert, ist die Wurzel des Bewusstseins in seinem Verhältnis zur Substanz ebenfalls und notwendig ein Abbild der Ganzheit. Formell bildet sich all das im Maß der Hypotenuse (Ö5:4 = 1,1180…) ab.
Zu C /links) Sinn und Wirkung von Reduktion und ihr Erscheinen im Profanen
Die Folge rechten Erkennens ist ein anderer Umgang mit dem Halbsein und dem Entzweiten (½). Es wird nicht mehr als bedrohend, sondern als fördernd wahrgenommen und verarbeitet. Ein sich „recht verhaltendes“ Subjekt beeinflusst und verändert sein Dasein. Es verändert sein Erscheinen, seine „Größe”.
Die Geometrie verrät auch, worin die Veränderung im Konkreten besteht. Der rechte Umgang mit dem Halbsein bedeutet, es nach dem Vorbild der Vier zu behandeln und Wahrhaftigkeit walten zu lassen. Wahrhaftigkeit wiederum besteht aus wirklicher und wirkender Identität, d.h. im Wirken der Qualität des Halben auf sich selbst (die Polarität der Polarität). Konkret bedeutet das „Halbsein” daher Verzicht im Hinblick auf das Ganze. Im geometrischen Gleichnis des Goldenen Schnitts schlägt sich das in Form der mathematischen Reduktion der erhobenen Hypotenuse nieder. Über den Vorgang der Subtraktion enthebt sich das Halbe – und doch verborgene Ganze – seiner scheinbar bedrohenden, negativen Eigenschaft. Das mit solchem Bewusstsein wahrnehmende Subjekt reduziert seine Größe und Erscheinung auf ein Maß, welches wir als das des Goldenen Schnitts 0,6180… (= Ö5:4 – ½) kennen. Solches Maß reflektiert im Hintergrund stets das Ganze. Konkret sagt der Goldene Schnitt aus: Selbst die Zwei, die Polarität und das Entzweiende dienen dem Erscheinen des Ganzen.
Die Vorgänge von Erheben, Dimensionsgewinn und Reduktion laufen vor dem Hintergrund einer höheren und erhabenen Dimension ab. Das dort über die Fläche entstehende Maß schlägt sich sodann als ein lineares Phänomen in der profanen Ebene (1) nieder. Dort unterteilt es das ursprünglich Ganze (1) in Form der Proportion des Goldenen Schnitts. Sie ist nicht mehr profan, denn sie transportiert einen Geist. Wir finden ihn in der Natur aller Dinge und Subjekte. Sie alle sind von dem Goldenen Schnitt durchdrungen.
Zu A-C (rechts) Das Pyramidensymbol, der Goldene Schnitt und das Wesen des Subjekts (5)
Das geometrische Gleichnis des Goldenen Schnitts entsteht aus der rechten Beziehung (rechter Winkel) des Halben (½) zum Ganzen (1). Der rechte Umgang mit dem Entzweiten erschafft Fülle und Wachstum. Da dem Gesetz trotz möglicher Umwege endlich alles folgt, können wir den Kosmos bestaunen, den wir kennen. Das Gesetz formt alles Lebendige, auch das Subjekt und sein Bewusstsein (5).
Der Gipfel und Scheitelpunkt des Lebendigen ist der Mensch. Mit seinem Bewusstsein erhebt sich eine neue Qualität und ein neuer Widerspruch. Der tritt mit der Entzweiung der Subjekte mit sich und dem Ganzen zutage. Der Goldene Schnitt führt den Menschen gleichnishaft den Widerspruch seines Daseins vor Augen.
Der Mensch ist zweierlei. Es ist ein Abbild des Ganzen und er ist in seiner substanziellen Existenz ein Halber, ein Vergänglicher mit Anfang und Ende.¹ Das Muster des Zusammenwirkens jener scheinbaren Gegensätze ist auch hier das des Goldenen Schnitts. Um das geometrisch abzubilden, ergänzt und erweitert die rechte Seite der Abbildung GS das zum Goldenen Schnitt führende Verhältnis des Halben zum Ganzen (2:1) um den Zahlenarchetyp Fünf. Die Abbildung überträgt das Urverhältnis 1:2 auf das zwiespältige Wesen des Bewusstseins (5) und seines Widerspruchs zum Ganzen (10). Am Ende ergeben sich die gleichen Proportionen, die gleiche Schau auf das Ganze und seine Teile wie schon in der abstrakten Darstellung. Der Unterschied besteht aber darin, dass der Mensch seine Konstitution nun in den geometrischen Abbildungen erkennt.
Den inneren Widerspruch des Menschen nach dem Gesetz des Goldenen Schnitts zu lösen, bedeutet, das Prinzip der Zwei, das Prinzip des Subjektiven, das ein Prinzip der vordergründigen Reduktion ist, auf rechte Weise zur Wirkung zu bringen. Dank seines Erhaben- und Erhobenseins und der damit einhergehenden, potentiellen Schau auf das Ganze vermag der Menschen sich vom ihn bedrohenden Halbsein zu befreien. Je mehr er seine Mächtigkeit auf sich selbst erkennt, je mehr gelingt ihm die Befreiung vom negativ empfundenen Halbsein. Das Erkennen seiner Mächtigkeit ist ein Prozess des Selbsterkennens.
¹ Das ist der Grund, weshalb die erste Pyramide, die Pyramide des Cheops tief unter ihr eine Felsenkammer besitzt, die bewusst nur „zur Hälfte“ ausgebaut wurde. Sie bildet das unreife Bewusstsein (-5) ab.
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