Was diese Zahl erzählt:

Was diese Zahl erzählt:

Sein (1), Dasein (2) und Werden (3)

in Form von Substanz (4) und Bewusstsein (5)

von Michael Stelzner

Das Dasein (2) tritt aus dem ungreifbaren, numinosen Sein (1) heraus (lat. exsistere, heraustreten) und ihm ein Stückweit gegenüber. Insofern ist das Dasein ein Synonym für den Begriff der ersten Existenz, also der Existenz an sich. Mit der Polarität von Sein und Dasein existiert zugleich das Werden (3), das Entstehen und Vergehen. Die drei Entitäten, Sein, Dasein und Werden bedingen einander und sind für sich allein nicht konsequent und dauerhaft zu denken.

Mit dem Dasein und seiner Zugehörigkeit zur Triade geht die Konzeption von Endlichkeit und Unendlichkeit einher. Hegel entfaltet in seiner dialektischen Logik die gegenseitigen Beziehungen der Begriffe. In seiner Enzyklopädie bezeichnet er das Dasein als ein «bestimmtes Sein», was die Zugehörigkeit und Anhängigkeit des Daseins (2) vom Sein (1) erfasst. Doch ist das Dasein für Hegel noch nicht die Existenz. Sie bedarf der weiteren Entfaltung der Polarität.

Im Heraustreten des Daseins aus dem Sein und seiner zugleich nicht aufzulösenden Zugehörigkeit zu ihm, wird die Negation zum Wesenszug des Daseins. Doch steht schon jene Negation unter der Regie der Urbeziehung von Sein und Dasein und kann deshalb nicht wirklich zu einem Absoluten werden. Die Negation muss vielmehr der Urbeziehung folgen, ihr dienen und so das Sein bereichern und entfalten. Das geschieht durch das Wirken der Negation (2) auf sich selbst ( 2 x 2 = 4). Die sich nach ihrer Existenz selbst wieder negierende (2) Negation (2) bringt das Dasein (2) zum Erscheinen (4). 

Die Erscheinungen belegt Hegel mit dem Begriff der Existenz. Er erfasst den Begriff somit in einem dinglichen Sinn. Das Dasein (2) wird für ihn erst durch seine zweifache Abgrenzung (s.o. 2 x 2 = 4) existierende Wirklichkeit. Was die «Flussform der Zahlen» über die Zahl Vier und den Begriff der Substanz erfasst, das erfasst Hegel zurecht und tiefgründig im Begriff der Existenz. Die Unterscheidungen sind aber nur definitorischer Art. Entscheidend ist die unauflösliche Beziehung alles Daseins und aller Existenz zum Sein (1), dem Synonym für Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit, die durch die «Formel der Vier» ins Bild gesetzt wird.

Problematisch wird der Blick auf die erste Substanz und Form (4), wenn die Macht des Bewusstseins (5) die unauflösbare Beziehung zur Einheit (1) in Frage stellt. Die Gefahr wird deutlich, wenn man das Dasein an die Begriffe von «Hinfälligkeit» und eines «Geworfenseins» bindet, wie das beispielsweise Heidegger formuliert. Das Subjekt und sein Bewusstsein sind ihrer Funktion (3) und ihrer Natur (4) nach auf das universelle Sein (1), d.h. auf die Einheit und Ganzheit ausgerichtet. Sie dienen ihr, wie auch schon die Zweiheit in ihrem Dienst steht. Jenes Wissen begegnet der in der Freiheit des Subjekts begründeten Gefahr, die fruchtbare Fähigkeit der Schau dem alleinigen Prinzip des Spaltens zu unterwerfen.

Die Möglichkeiten, auf die hin Dasein sich entwirft, werden durch die Schau des Subjekts gefiltert. Wer nicht zuerst das Wesen und die Macht des Subjekts reflektiert, bevor er die scheinbare Wahl der Möglichkeiten des Daseins beschreibt, schreibt dem puren Dasein eine uneingeschränkte Macht zu. Darin übersieht er die Regie der Ganzheit (1), deren Spiegelbild das Bewusstsein (5) ist.

Abb.: Sein, Dasein und das Bewusstsein

Die spiegelbildliche Beziehung des Bewusstseins (5) zum Ursprung, zur Einheit (1) und seine daraus erwachsende Macht wird in der «Flussform der Zahlen» illustriert. In der Reflexion jener Macht hat sich das Bewusstsein unter der Regie der Triade über die Substanz und das Ding erhoben und ist so in der Lage, sie in Form von (Zahlen-)Archetypen zu erfassen. Im Respekt vor der Triade «Sein, Dasein und Werden» erhalten die mit gewisser Notwendigkeit anfangs linear erscheinenden Zahlen als wahre Archetypen eine triadische und somit ganzheitliche Dimension. 

Die beeindruckende Linearität des Zahlenstrahl wird dabei nicht aufgehoben, im Gegenteil. Sie wird durch zwei polar erscheinende Abbilder der Ganzheit flankiert und aufgewertet. Die Zwei sind das «Nichts» und das «Alles» alias die «Null» und die «Unendlichkeit».

Abb.: Die Zahlen des Zahlenstrahls und die umfassende Polarität des Seins. 

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