Wie man die Existenz von Dimensionen auch über die linear geordneten Zahlen zum Ausdruck bringt, das zeigt das Stellenwertsystem unserer Zahlenordnung. Doch es täuscht in zweifacher Hinsicht. Zum einen ist es nach wie vor ein lineares System, das die höhere Dimension notwendig in die niedere Dimension herunterbricht. Zum anderen erfasst das Kennzeichnen des Stellenwertes noch nicht wirklich die wahre Qualität der höheren Dimension. Die Zahl 12 soll das verdeutlichen: Die Zahl 12 steht für die „hierarchische Ordnung der Dinge“, denn sie ordnet die Archetypen 1 und 2 in einer linearen und doch erkennbar hierarchischen Weise so an, dass die Vorherrschaft und Höherwertigkeit der Einheit und Ganzheit (1) erkennbar ist. Weil in der 12 die beiden ersten Archetypen als ein harmonisches Ganzes auftreten, wurde sie zur Zahl der Ordnung.
So perfekt dieses System erscheint, so sehr verlockt es, die an sich triadische Ordnung der Archetypen doch wieder auf lineare Weise fortzuführen. Tatsächlich machen wir das regelmäßig im Umgang mit den Zahlen und verkennen dabei die den Archetypen eingeschriebene triadische Ordnung (PopUp-Fenster). Warum die Unterscheidung aber notwendig ist, das ersehen wir, wenn wir den Vorgang wie folgt geometrisch betrachten:
Schreibt man die Zahlen 1 und 2 – wie im Dreieck ersichtlich – nebeneinander, wird noch nicht deren wahre Unterscheidung, d.h. der inhaltliche Bruch zwischen den Archetypen 1 und 2 deutlich. Die Unterscheidung bleibt vage. Deutlicher wird der Bruch im Falle des vom Einheitskreis umschlossenen Quadrats der Fläche 2. Der Blick in die Geometrie lässt keinen Zweifel an der Unterscheidung der Dimensionen, die über die 1 und die 2 in Form von Kreis und Quadrat ins Bild gesetzt wird. Betrachtet man hingegen die scheinbaren Gegenpole 1—2 räumlich neben einander stehend, so könnte man die 2 im Raum auch anders anordnen und über eine Vielzahl von Punkten auf einem Kreisbogen platzieren. Auf diese Weise entsteht der Kreisumfang (PopUpFenster) im Kreisgleichnis.
Das Beispiel zeigt, dass die Anordnung der 1 und der 2 in der Zahl 12 das Prinzip Ordnung ausdrückt aber dennoch unvollkommen bleibt. Deutlich wird das beim Hinzutreten des 3ten Archetyps. Würde man ihn einfach an die 12 linear anfügen, würde die Zahl 123 entstehen und die mit der Drei einhergehende, erhebende Dimension untergehen. Die 123 bildet die dritte Dimension nicht ab. Sie führt nur die Stellenwertdarstellung fort und ist deshalb nur eine Variation innerhalb der 2ten Dimension.
Die biblische Zahlsymbolik löst das Problem, indem sie nur den ersten 9 (3×3) Archetypen alias Buchstaben auch den fortlaufenden Zahlenwert zuordnet, der jeweils der Zahl selbst entspricht. Die nächsten 9 Archetypen (10-18) erhalten hingegen die Zahlenwerte 10 20 30 40 50 60 70 80 und 90. Die dritte Reihe der Archetypen erhält entsprechend die Zahlenwerte 100 200 300 und 400.
Abb. Die 22 hebräischen Buchstaben und ihre Zahlenwerte
Die Zahlenordnung der hebräischen Buchstaben hat eine triadische und zugleich abstrakt fraktale Struktur. Die so gewählte Struktur soll den Verfall in die Linearität bei der Interpretation der heiligen Texte verhindern. Die biblischen Texte vermeiden den Widerspruch nicht, sondern leben von ihm. In jedem verbirgt sich vielmehr die Botschaft eines höheren Seins, die den Leser über das Wesen der Drei zur Unterscheidung der jeweils vorliegenden Dimension führt.
Nach dem o.g. Beispiel wird dem Leser das Wesen der zweiten Dimension zwar über die 12 (1-2), die Zahl der Ordnung vermittelt, nicht jedoch die der dritten Dimension in der Zahl 123. Das geschieht über die Zahlenfolge 1-2-30, in der die Erhöhung der Drei (PopUp-Fenster) sichtbar wird. Auch kommt deshalb die Zahlen- bzw. Buchstabenfolge 1-2-3 in der gesamten Schrift nicht vor. Sie widerspricht der Ordnung der Dinge. Die Zahlenfolge 1-2-30 bedeutet „Gewissheit“. Obwohl die Zahlenfolge 1-2-3 nicht existiert, finden wir wohl die 123 als Zahlensumme eines Wortes. In dem Falle trägt das Wort beispielsweise die Bedeutung von „Schlachtordnung“. Das ist konsequent, denn auch die dreistellige Archetypenfolge 123 erzählt faktisch von der Drei und somit vom Prinzip der „Funktion“ und „Handlung“. Doch drückt sie nicht das verbindende und verbindliche Handeln aus, sondern das auseinanderwerfende, anstatt das zusammenführende Handeln.
Wie die Flussform der Zahlen in jedem der einzelnen Archetypen von seiner Beziehung zur Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit (1) erzählt, so erzählen auch die 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets auf ihre Weise von der an allem Anfang stehenden einen Gottheit. Jeder Buchstabe ist für sich eine Manifestation und somit eine prinzipielle Vierheit. In jedem Buchstaben wird dennoch ein Unterschiedenes (2) zu ihr thematisiert. Da die Unterscheidung (2) endlich aber immer das höhere Ganze (1) in seiner zweifachen Funktion (2 x 3) sichtbar macht, wirkt in jedem Buchstaben der Archetyp der Zahl 6. Der 6. Buchstabe, das „waw“ ( w ) bedeutet „und“. Er wird durch einen Haken symbolisiert. Mit anderen Worten: Jeder Buchstabe ist ein Verbindendes und Verbindliches, so wie die Sechs mit ihrer Bindungskraft die „Gangart der Evolution“ beschreibt.
Die hier vorgestellten Zusammenhänge lassen den Archetyp der Sechs als einen Endpunkt in der konkreten Welt erkennen. Die der Sechs folgende Sieben symbolisiert bereits ein Jenseitiges, das seinerseits wieder in die Welt hineinwirkt. Doch auch das wirkt wieder über die Sechs in sie hinein.