Die erste Idee und ihre Folgen
Die „erste Idee“ und ihre Folgen von Michael Stelzner Zahlen … nur von den Menschen erfunden? NEIN, wenn das so wäre, wie könnten dann die
Der KORAN und seine Zahlenstruktur
von Michael Stelzner
Der Begriff «Koran» bedeutet «das Gelesene». Was gelesen wird, das muss zuvor niedergeschrieben und in der Form von Schrift eingefangen sein. Eine Niederschrift ist jedoch stets von linearlogischer Art. Diesen Mangel teilen alle Schriftreligionen.
Auch den Koran kann man aufgrund seiner notwendigen Teilhaftigkeit an den Formen ungenügend und falsch verstehen. Seine Texte müssen wie alle heiligen Texte auf triadische Weise «durchschaut» werden. Interpretiert man sie auf linearlogische Weise, wie beispielsweise nur historisch oder streng nach ihrem Wortlaut, so führen sie in die Irre.
Der allen heiligen Texten anhaftende Mangel macht eine andere, alternative Vorstellung der gelesenen Inhalte notwendig. Nur so kann man einen Ausweg aus ihren ebenso einschränkenden Formen und Oberflächen finden.
Im Falle des Korans liegen uns alternative und ihn ergänzende Erzählung vor. Unter ihnen ragen die Erzählungen von den Offenbarungen der Texte durch den Engel Gabriel heraus. Nun bedienen auch sie sich notwendig einer Linearität, eröffnen aber zur anderen Linearität der Korantexte eine polare Sichtweise. Die Ordnung der Offenbarungen widerspricht deshalb aus gutem Grund der vordergründigen Textanordnung im Koran, denn erst der Widerspruch (2) führt den Leser zu einer Entwicklung. Erst er eröffnet ihm die tiefgründigen, nicht linear zu verstehenden Botschaften auf fruchtbare (3) Weise.
Der Leser erhält über den Widerspruch hinaus die Möglichkeit, eine dritte, schauende Perspektive auf die Texte einzunehmen. Die wird allerdings nur möglich, sofern er bewusst eine archetypische Sichtweise entwickelt. Die Voraussetzungen dafür sollen die nachfolgenden Ausführungen bereitstellen.
Alle religiöse Suche ist eine Suche nach der Struktur der Ordnung und die ist ohne die Existenz von Zahlen und ihr sukzessives Fortschreiten, wie es der Zahlenstrahl vermittelt, nicht zu denken. So geht alle Suche von der Bedingung des Zahlenstrahls aus und die ist die der Linearität. Mit Hilfe der Vorstellung von Linearität erkennen wir die ersten und einfachsten Ordnungsstrukturen aus denen wir dann komplexere entwickeln. Das reflektieren die Naturwissenschaften, die Religionen und die Weisheitslehren. Sie bedienen sich jedoch unterschiedlicher Eingangsbilder. Immer aber geht es ihnen um das Prinzip der Polarität, das den bewussten Subjekten in Form von Anfang und Ende allen Daseins begegnet.
Auch der Koran folgt diesen ersten und notwendigen Bedingungen von Linearität und Polarität. Dabei greift er die Linearität des Zahlenstrahls und die ihr anhaftende Polarität direkt auf und führt sie den Leser unmittelbar vor Augen. Schauen wir auf den Koran als Ganzes, so bemerken wir erstaunt, dass seine 144 Suren ungefähr ihrer Länge nach angeordnet sind. Das am Anfang stehende Bild von der ordnenden Folge der linearen Zahlenreihe bestärkt den Leser in seinem Eindruck von Ordnung. Der zweite Blick auf die gleiche Ordnung zeigt ihm jedoch zugleich auch die Grenzen der zählenden Zahlen auf, denn Vieles entzieht sich ihm sofort wieder. Die auffällige, absteigende Länge der Suren wird beispielsweise immer wieder einmal unterbrochen und sogar die ansonsten regelhafte vor jeder Sure stehende Basmallah «Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen» fehlt bei der Sure 9 u.v.a.m. Der Blick auf den Koran unterstreicht das Gewicht der ordnenden Zahlen und konfrontiert zugleich mit der dem Koran ebenso innewohnende Ungewissheit. Doch findet die Ungewissheit immer wieder Ankerpunkte hinter denen zunehmend und immer deutlicher Zahlen in Erscheinung treten.
Bevor wir am Ende die weitgehend objektive Geometrie und ihre Gleichnisse darüber befragen, wollen wir die historischen Überlieferungen anhören, die von der Schnittstelle zwischen dem Propheten und der Gottheit erzählen. Sie haben zum Verstehen der koranischen Texte ein besonderes Gewicht.
Die Erzählungen von den Akten der Offenbarungen der koranischen Weisheit finden wir nicht im Koran selbst. Wir finden sie beispielsweise in den Überlieferungen von Ibn Ishaq. Die verschiedenen Überlieferungen weichen teilweise sehr voneinander ab und doch versuchen alle, die Vollkommenheit des Korans darzustellen. Auch wenn ihnen das nur mehr oder weniger gut gelingt, so errichten sie doch – wie der Koran selbst und andere heiligen Schriften – ein aus Archetypen bestehendes Gedankengebäude. Hinter der notwendig gebrochenen linearen Logik der heiligen Schriften sprechen also die Archetypen. Schon deshalb ist die Frage nach historischen Authentizitäten hier fehl am Platze. Sie führt in die falsche Richtung, denn sie deckt einen in den Dingen verfangenen Geist auf. Die historische Frage ist bestenfalls eine sekundäre. Die Annäherung an die Texte des Korans ist naturgemäß subjektiv und unvollständig. Im Wissen um diesen Mangel geht es also primär darum, zu reflektieren, aus welcher Perspektive man sich der verborgenen Ordnung nähert. Die Konturen des Heiligen treten erst dann wirklich hervor, wenn man ihr Richtmaß im Auge hat und das sind die Ordnung erstellenden Archetypen. Dennoch muss der Ordnungssuchende einen subjektiven Anfang setzen. Das gilt auch für diese, meine Niederschrift. Konkret greife ich deshalb bei den nachfolgenden Erörterungen der Ordnungsstrukturen des Korans auf die Offenbarungserzählungen des Ibn Ishaq zurück, wie sie Stefan Makowski in seiner Schrift «Die Weltformel 19» vorlegt.
Zunächst erhebt sich die Frage, warum existieren die Erzählung von den Offenbarungen überhaupt? Warum tun sie dem heiligen Koran keinen Abbruch und warum sind sie sinnvoll und sogar notwendig? Dafür gibt es mindestens zwei Antworten, die sich einander ergänzen.
Die eine besteht darin, dass der Koran allein betrachtet seinen Leser offensichtlich überfordert. Er überfordert ihn schon darin, dass seine erste Sure aus sieben alles Dasein umspannenden und somit gewaltigen Versen besteht. Kurzum, der Koran beginnt mit der Zahl Sieben! Die sieben Verse handeln von der Beziehung des größten aller Subjekte, der Gottheit und den Menschen, den kleineren Subjekten. Die «Einleitungssure» setzt nicht nur das Wissen um die Zahl Sieben, sondern auch das Wissen um das Wesen und die Konstitution der Subjekte (5) voraus. Das aber wird über das Mysterium der Sukzessivität der Zahlen transportiert. Das Wissen um die Qualität der Zahlen war zu jener Zeit ein selbstverständlicher Teil der Wissenschaften. Das erklärt, warum der Koran mit seiner ersten Sure gleich mit der Zahl Sieben einsteigt und einsteigen kann. Anders verhält sich das bei den weniger Gebildeten oder bei den heutigen Lesern der Texte. Ihnen muss die Gelegenheit gegeben werden, die fehlenden Informationen in Form eines Grundstudiums einzuholen. Die Tür zu ihm ist die Herausforderung durch die Zahl Sieben.
Die andere Antwort, warum die Erzählung von den Offenbarungen der Korantexte überhaupt existiert, sie dem Koran linearlogisch widerspricht, ihn aber dennoch keinen Abbruch tut, ist noch allgemeiner und umfassender als die erste. Sie greift auf das wahre Wesen der Polarität zurück. Durch die allgegenwärtige Polarität alias die Lebensspannung können die Dinge in der Welt überhaupt erst existieren. Dem Archetyp der Zwei begegnen wir im Widerspruch von geordneter Linearität und Chaos oder auch dem scheinbaren Gegensatz von gerader und gebogener Linie, wie uns ihn das Gleichnis vom Kreis vor Augen führt. Im Zusammenwirken von Geradlinigem und Irrationalen entsteht ein größeres Ganzes. Eine analoge Rolle nimmt auch die auffällige Geradlinigkeit der 144 Koransuren ein, die ihrerseits aber immer wieder von scheinbar Irrationalem berichten. Die Spannung des Korans endet nicht im Koran. Sie greift in fraktaler Weise noch über ihn hinaus. Insofern verlangt der Koran regelrecht nach anderen und zusätzlichen Erzählungen. Solche sind die Erzählungen von der Offenbarung seiner Texte.
Wer die Sukzessivität der Archetypen und die durch sie in Erscheinung tretenden Ur-Formel kennt, der entdeckt ihre Struktur erwartungsgemäß auch Koran. Aber auch die ihm aus linearlogischer Perspektive scheinbar wiedersprechenden Offenbarungserzählungen formulieren das abstrakte «Gesetz der Vier». Es verbindet das Göttliche mit dem Menschlichen. Ohne das Gesetz zunächst zu formulieren, ist es nicht möglich, das göttliche Gesetz der Subjekte zu entwerfen, denn es erwächst dem Gesetz der Vier. Insofern errichten die Offenbarungen nachträglich die Basis zum Verstehen der Korantexte. Sie verbinden die abstrakten Zahlengesetze mit ihren Wirkungen in der Welt des Bewusstseins und der erwachenden Subjekte. Die Offenbarungen des Korans machen buchstäblich das, was die «Flussform der Zahlen» mit dem Zahlenstrahl macht, wenn sie die Zahlenelemente in eine fortlaufende Dreieckstruktur einbindet.
Die Überlieferungen berichten von 5 Offenbarungen die Mohammed durch den Engel Gabriel erhielt. So wie die Zahlen eine zählenden und eine erzählende Seite haben, so haben auch die Offenraungen eine zählende und eine erzählende Seite. Sie bedienen sich beider. Kurzum: Sie thematisieren eindeutig das «Gesetz der Vier», dessen Kenntnis und die Kenntnis über das Wesen der Zahlen wir hier voraussetzen müssen.
Warum handelt es sich nun aber um 5 Offenbarungen? Hinter diesem Widerspruch steht die Spannung zwischen der Substanz (4) und dem Bewusstsein (5). Sie erwirkt eine umfangreiche Struktur, die nicht unvermittelt erkannt werden kann. Die Regie für die scheinbar einfache Beziehung führt die Wechselwirkung der Archetypen Sechs und Sieben. Erst in der Zusammenschau der vier Archetypen 4, 5, 6 und 7 entsteht ein ganzheitliches Bild. Die vier Archetypen bilden die Basis für das Verstehen der Offenbarungen. Ihre Wesen sind es, die vom Verhältnis des Diesseitigen (4-5-6 / Substanz-Subjekt-Verhalten) mit dem Jenseitigen (7) erzählen. Das Verhältnis des Subjekts (5) zur Substanz (4) ist nicht weniger als ein fraktales Abbild des Verhältnisses der Zahlen 4-5-6 einerseits und der Sieben andererseits.
Den fünf Offenbarungen durch den Engel Gabriel ging ein Ur-Akt voraus, der nicht durch den Engel bewirkt wurde, sondern von Mohammed Al-Mustafa dem Menschen selbst ausging. Erst durch jenen ersten, von den Exegeten kaum reflektierten Akt konnte der spätere Prophet den «Geist des Ganzen» vernehmen, der sodann die Entwicklungen seines Bewusstseins initiierte. Der Engel Gabriel, der die Texte nacheinander offenbarte ist eine Metapher für die Bewusstseinsschritte Mohammeds.
Im Offenbarwerden des Ganzen erhebt der Mensch (5) sich über die Substanz (4) und über sein Verhaftet-Sein in ihr. Der Vorgang spiegelt sich auch praktischen Verhältnis Mohammeds zu seinem Umfeld. Mohammed war mit der sehr erfolgreichen Kauffrau Chadidscha verheiratet, deren Geschäfte er geführt hat. Mit anderen Worten: Er hatte bis dahin der vollkommenen Substanz (4) gedient und sie auch erfüllt. Aus ihrer Dimension hat sich Mohammed nun erhoben.
Die Erhebung des Kaufmanns Mohammed begann, als er 40 Jahre alt war und man das Jahr 610 schrieb. Die 40 Lebensjahre reflektieren die in der biblischen Genesis übermittelte Formel 1-4-40, welche die Zahlenfolge des hebräischen Begriffs «Erdboden» und zugleich die des Namens «ADAM», des ersten Menschen ist, der noch ein «Erdling» war. Die Jahreszahl 610 erinnert an die Erhebung das Noah in der Arche in dessen 600. Lebensjahr und seiner Anlandung auf dem Berg Ararat in seinem Lebensjahr 601. Der physische Grund des Erhebens und Anlandens waren ein 40 Tage zunehmender und 40 Tage abnehmender Regen, der von der Gottheit ausging.
Die islamischen Überlieferungen berichten, dass Mohammed auf den Berg Hira nahe der Stadt Mekka stieg, um dort in einer Höhle zu meditieren. Zuvor hatte er wie oft, die Kaaba sieben oder mehrere Male umschritten. In der 27. Nacht des 9ten Mond-Monats geschah Außergewöhnliches. Auf einem Berg erhoben, über die Welt der Dinge () und doch in einer Höhle () wurden Mohammed Visionen und Auditionen zuteil. Ihm erschien die Stimme des Engels Gabriel. Über sie wurde ihm der von ihm ersehnte «zuverlässige Geist» zuteil, der uns heute in Form der Offenbarungen vorliegt.
In der «Höhle des Berges» kamen für den Propheten die Extreme Höhe und Tiefe zusammen und er sah das von der Substanz erhobene, unverfälschte Sein in Form von Archetypen. An sie glaubte er. Ihnen unterwarf sich der so Gläubige. Er unterwarf sich nicht den Dingen und auch nicht Sonne und Mond, wie wir erfahren werden, sondern «dem, der» sie bewegte.
Die Erzählungen des Propheten wurden von seinen Anhängern erst nach 20 Jahren niedergeschrieben und noch später dann in der Ordnung des Korans zusammengefasst. Sowohl die Inhalte der einzelnen Erzählungen, als auch die Art ihrer Abfolgen sind hoch symbolisch und greifen in allen ihren Details auf frühere Überlieferungen aus dem Judentum und dem Christentum zurück. Dort kann man denn auch das Wesen der Archetypen und ihre Ordnung studieren. Das gilt in erster Linie für die Genesis und ihre 6 Schöpfungstage, die religiöse Eingangserzählung schlechthin. Mit dem Wissen über sie öffnet sich auch der Blick für die Offenbarungen des Engels Gabriel. Im Christentum ist Gabriel der 3te von vier Erzengeln und er ist der Übermittler der höchsten Funktionen (3) in denen die Extreme zusammenkommen und aus denen die Fruchtbarkeit entsteht. Gabriel vollzieht das Wesen der Sechs (✡). Er bringt den Geist auf die Erde () und vergeistigt darin zugleich die Substanz (). Nicht zufällig kam der Engel Gabriel im 6ten Monat zur Maria, um ihr zu verkünden, dass sie vom heiligen Geist befruchtet sei (Lukas 1,26).
Auch Mohammed Al-Mustafa wird vom Wesen des Engels Gabriel befruchtet. Er ist wie Maria der fruchtbare Boden, auf den der geistige Samen fällt und der die verborgenen Akte der Individuation sichtbar macht.
Der erste und zumeist übersehene und doch entscheidende Akt des Individuationsweges ist der Entschluss des Menschen, sich über die Niederungen der Substanz zu erheben. Reflektiert man diesen ersten Akt, dann erzählt der Koran nicht allein von 5 «von außen» geschehenen Offenbarungen, sondern zugleich vom Wesen der Sechs und ihrer Wechselwirkung mit der Sieben, dem Symbol für das unberechenbare Jenseitige. Genau an dieser Schnittstelle erhebt sich der Koran mit seiner schon erwähnten ersten, aus sieben Versen bestehenden Sure.
Die nachfolgenden Suren sowie die den Koran begleitenden Überlieferungen sind Beschreibungen der einzelnen, musterhaften Stufen der Bewusstwerdung. Sie beginnen mit der Auseinandersetzung zweier Subjekte (5). Was im Koran die Beziehung zwischen Allah und Mohammed Mustafa ist, das ist in den Erzählungen von den Offenbarungen die Beziehung zwischen dem göttlichen Engel und ihm. Beide erfüllen die Formel 5 + 5 = 10. Die «Formel der Beziehungen der Subjekte» liegt auch dem Gottesnamen JHWH zugrunde. Auch im Koran «erzählt» sie von den Aspekten der Fünfzahl und den Auseinandersetzungen und dem Zusammenwirken der Subjekte (5). Die Formel der Subjektbeziehungen ist keine willkürliche und nicht nur eine (begrenzt) mathematische, denn sie erwächst aus dem «Gesetz der Vier» (1+24), das keinen rechenbaren Algorithmus abbildet. Jenes erste Gesetz schlägt sich in seiner Erweiterung auf die Subjekte (5) im Gesetz der Gottheit nieder. Es verankert sich im «Namen der Gottheit» in der Formel 5+5 10. Den Zusammenhang und Übergang vom Wesen der Vier zum Wesen der Zehn thematisieren die Religionen in der sogenannten Tetraktys (1+2+3+4 = 10).
Die beiden Formeln erzählen jeweils vom Zusammenkommen der Gegensätze. Auf der abstrakten Ebene der Entitäten sind das die Einheit (1) und die Gespaltenheit (2), die in der Vierzahl in einer neuen Ganzheit erscheinen und sich manifestieren. Auf der Ebene des Bewusstseins alias der der Subjekte (5) werden die Gegensätze als Subjekt (+5) und Gegensubjekt (-5) sichtbar. Das in der ersten Formel die Addition bewirkende Pluszeichen äußert sich in der Dimension der Subjekte als Sechs/Sex. In den semitischen Sprachen hat der 6te Buchstabe auch immer die Bedeutung von «und» (& / + ) bzw. einem verbindenden «Haken».
Die sogenannte Tetraktys (1+2+3+4 = 10) stellt eine Verbindung zwischen der Vierzahl und der Zehnzahl her und vermittelt so zwischen beiden Formeln, zwischen der «Substanz-Formel» (1 + 2 4) und der «Subjekt-Formel» 10 5 + 5. Beide Formeln erzählen vom Prinzip der Addition. Es ist ein universelles Gesetz und wirkt auf den verschiedenen Ebenen der Existenz, auch wenn es sich dort jeweils unterschiedlich «formiert». Die Tetraktys transportiert insofern das eigentliche Mysterium der Gottheit. Sie verbindet und erhebt sowohl die Substanz (4) als auch das Subjekt (5) sowie ihre beiden Formeln. Die Pythagoreer haben sie aus diesem Grunde einst zu ihrer Schwurformel erklärt.
1 + 2 4 ➔ 1+2+3+4 = 10 10 5 + 5
Substanz-Formel Tetraktys Subjekt-Formel
Abb. 1 Die (mittige) Tetraktys ist das Bindeglied zwischen zwei göttlichen Formeln
Die Texte der Offenbarungen des Propheten durch den Engel Gabriel finden sich im Koran wieder. Doch werden diese in den 114 Suren in einer völlig anderen Reihenfolge wiedergegeben. Das irrationale Geschehen der Offenbarungen steht in Konfrontation mit der mehr oder weniger rationalen, weil linearen Ordnung der Koransuren.
Der Koran ist nicht weltfremd, sondern greift die Ambivalenz des Lebens auf ohne dem Chaos das Wort zu überlassen. Im Wechselspiel von erkennbarer Ordnung und scheinbarem Chaos erweist sich das Chaos endlich doch immer wieder und notwendig als eine Ordnung höherer Art. Der Koran illustriert das. Er zeigt, dass sich die Ordnung der Dinge nur mit Hilfe der Archetypen und der Sprache der Ordnung, den Zahlen durchschauen lässt. Deshalb sind die Erzählungen aller Religionen von den Zahlen, den Entitäten der Ordnung durchdrungen – eben auch der Koran.
Ibn Ishaq war ein Biograph des Propheten. Er hat die denkwürdigen Ereignisse der Offenbarungen chronologisch niedergeschrieben. Das ermöglicht es uns, die durch sie übermittelten Archetypen als solche zu erfassen und zu interpretieren. Schon das von ihm geschilderte erste Offenbarungsereignis stellt Gabriel und mit ihm das Wesen der Sechs als unerbittlich bis gewaltsam vor. Sechs führt auf jeder Bewusstseinsstufe die Dinge zusammen und manifestiert dabei im Bild der Vier ein Neues (siehe Tetraktys und die zwei Formeln der Addition). Lassen wir dazu den Biographen selbst zu Wort kommen:
Als ich schlief, so erzählte der Prophet später, trat der Engel Gabriel zu mir mit einem Tuch wie aus Brokat, worauf etwas geschrieben stand, und sprach:
„Lies!1“
„Ich kann nicht lesen“, erwiderte ich.
Da preßte er das Tuch auf mich, so dass ich dachte, es wäre mein Tod. Dann ließ er mich los und sagte wieder:
„Lies!2“
„Ich kann nicht lesen“, antwortete ich.
Und wieder würgte er mich mit dem Tuch, dass ich dachte, ich müsste sterben. Und als er mich freigab, befahl er erneut:
„Lies!3“
Und zum dritten Male antwortete ich:
„Ich kann nicht lesen.“
Als er mich dann nochmals fast zu Tode würgte und mir wieder zu lesen befahl, fragte ich aus Angst, er könnte es nochmals tun:
„Was soll ich lesen?“
Da sprach er:
„Lies!4 Im Namen deines Herrn, des Schöpfers, der den Menschen erschuf aus geronnenem Blut! Lies!5 Und der Edelmütigste ist dein Herr, Er, der das Schreibrohr zu gebrauchen lehrte, der die Menschen lehrte, was sie nicht wussten.“ (Sure 96:1-5)
Ich wiederholte die Worte, und als ich geendet hatte, entfernte er sich von mir. Ich aber erwachte, und es war mir, als wären mir die Worte ins Herz geschrieben.
Sodann machte ich mich auf, um auf den Berg zu steigen, doch auf halber Höhe vernahm ich eine Stimme vom Himmel:
„Oh Mohammed, du bist der Gesandte Gottes, und ich bin Gabriel!“
Ich hob mein Haupt zum Himmel, und siehe, da war Gabriel in der Gestalt eines Mannes, und seine Füße berührten den Horizont des Himmels. Und wieder sprach er:
„Oh Mohammed, du bist der Gesandte Gottes, und ich bin Gabriel!“
Ohne einen Schritt vorwärts oder rückwärts zu tun blieb ich stehen und blickte zu ihm. Dann begann ich, mein Gesicht von ihm abzuwenden und über den Horizont schweifen zu lassen, doch in welche Richtung ich auch blickte, immer sah ich ihn in der gleichen Weise. Den Blick auf ihn gerichtet, verharrte ich, ohne mich von der Stelle zu rühren. Chadidscha sandte inzwischen ihre Boten aus, um nach mir zu suchen, doch kehrten sie erfolglos zu ihr zurück, nachdem sie bis oberhalb von Mekka gelangt waren. Schließlich wich die Erscheinung von mir, und ich machte mich auf den Rückweg zu meiner Familie. Ich kam zu Chadidscha, setzte mich an ihre Seite und schmiegte mich eng an sie:
„O Abu l-Qasim“, fragte sie mich, „wo bist du gewesen? Bei Gott, ich habe meine Boten ausgesandt, um dich zu suchen. Bis oberhalb von Mekka sind sie gezogen, doch kamen sie ohne dich zurück.“
Ich erzählte ihr, was ich gesehen hatte. Da rief sie aus:
„Freue dich, Sohn meines Oheims, und sei standhaft! Bei Dem, in Dessen Hand meine Seele liegt, wahrlich, ich hoffe, du wirst der Prophet dieses Volkes sein.“
Dann erhob sie sich, legte ihre Kleider an und begab sich zu ihrem Vetter Waraqa bin Naufal, der Christ geworden war, die Heiligen Schriften las und von den Anhängern der Thora und des Evangeliums gelernt hatte. Ihm erzählte sie von den Worten Mohammeds, und Waraqa rief aus:
„Heilig! Heilig! Bei Dem, in Dessen Hand meine Seele liegt! Wahrlich, Chadidscha, wenn du mir die Wahrheit gesagt hast, so ist wahrhaftig der Engel Gabriel zu ihm gekommen, wie er zu Moses kam, und er ist wahrlich der Prophet dieses Volkes! Sag ihm, er soll standhaft +bleiben!“
Chadidscha kehrte zum Propheten zurück und erzählte ihm die Worte Waraqas. Als Mohammed dann aus der Abgeschiedenheit vom Berge Hira wieder nach Mekka zurückkam, begab er sich zunächst wie immer zur Kaaba und schritt um sie herum. Dabei erblickte ihn Waraqa und sprach:
„O Sohn meines Bruders, sage mir, was du gesehen und gehört hast!“
Nachdem der Prophet ihm alles geschildert hatte, rief Waraqa:
„Bei Dem, in Dessen Hand meine Seele liegt! Du bist der Prophet dieses Volkes. Der Engel Gabriel ist zu dir gekommen, wie er zu Moses kam. Man wird dich einen Lügner nennen, kränken, vertreiben und zu töten versuchen. Wahrlich, wenn ich jenen Tag erlebe, werde ich Gott helfen, wie Er es weiß.“
Und er neigte sein Haupt und küsste ihn auf die Stirn.
(Siehe Anhang: Die Offenbarungen, die Suren und ihre Ordnungen)
Die Erzählung des Ibn Ishaq ist eine in allen Details symbolische und eine von Zahlen und Archetypen durchdrungene. Will man die Texte verstehen, so muss man Kenntnis von den Archetypen haben. In diesem Aufsatz soll es reichen, die vom Erzähler vielseitig inszenierte Vierzahl zu erhellen.
Ibn Ishaq erzählt von einer von Mohammed schier unerträglich empfundenen Spannung zwischen seiner Wirklichkeit und dem scheinbar Unwirklichen, das vom Menschen «schier Unmögliches» verlangt. Der Engel verlangt, dass er etwas «liest», doch Mohammed vermag nicht, das ihm Vorgelegte mit seinem Wissen über die lineare Logik der Buchstaben zu entschlüsseln. Die dreimalige Aufforderung «Lies!» beleuchtet eine vorhandene Spannung von drei Seiten. Die 4te Aufforderung wendet das Blatt und das vom Engel Dargebotene «manifestiert» das, was Mohammed zuvor für nicht möglich gehalten hatte.
In der Vier erhält das Wesentliche und Entscheidende Substanz. Bei genauerem Hinsehen ist es jedoch Gabriel, das Wesen der Sechs, das die Manifestation alias die Vier erzwingt. Im Zusammenwirken von 4 und 6 werden dem Subjekt (5) Mohammed durch den Engel Gabriel im Laufe längerer Zeit 5 Offenbarungen zuteil. Die Reihenfolge und Struktur der ersten vier räumt die letzten Zweifel darüber aus, ob die Erzählung tatsächlich der Archetypenstruktur der Zahlen folgt. Die ersten vier Offenbarungen erweisen sich nicht nur in ihrer Erzählfolge als linear. Stellt man das Wesen der 19 als Faktor in Rechnung, dann erkennt man in ihr auch eine verborgene, multiplikative (d.h. mehrfach additive) Zahlenstruktur:
Die 1te Offenbarung besteht aus 5 Versen, aus 1x 19 Wörtern bzw. aus 4×19 Buchstaben.
Die 5 Verse eröffnen die aus 19 Versen bestehende Sure 96 («Vom Blutgerinne»).
Sie ist die 19te Sure, sofern man die Suren «anders», nämlich rückwärts zählt.
Die 2te Offenbarung besteht aus 4 Versen, aus 2x 19 Wörtern.
Die 4 Verse eröffnen die aus 52 Versen bestehende Sure 68 («Der Schreibgriffel»).
Die 3te Offenbarung besteht aus 10 Versen, aus 3x 19 Wörtern.
Die 10 Verse eröffnen die aus 20 Versen bestehenden Sure 73 («Der Verhüllte»).
Die 4te Offenbarung ist polar angelegt und besteht aus zwei Teilen, aus 30 + 14 Versen.
Die insgesamt 44 Verse manifestieren (4), d.h. sie machen das Wesentliche substanziell greifbar. Die Substanz (4) schlägt sich auch in der Ordnung der Zahlen nieder und zwar gleich in zwei Dimensionen, nämlich sowohl in der der Einser (x4) als auch in der der Zehner (4x).
Die Verse eröffnen die aus 55 Versen bestehende Sure 74 («Die Bedeckte»).
Die 5te Offenbarung erhebt bezüglich ihrer Identifikation und ihrer Deutung die denkbar höchsten Ansprüche. Das entspricht dem archetypischen Wesen der Fünf. Die Überlieferungen und Forschungen über die 5te Offenbarung sind sehr vielfältig und widersprüchlich. Während einige Exegeten sie in der 1ten Sure bzw. ihrer Basmallah erkennen, sehen andere sie in der Sure 76 («Der Mensch)» und wieder andere, wie Theodor Nöldeke in der kürzesten aller Suren, der Sure 108 («Der Überfluss«). In Wirklichkeit geht es bei der Exegese der Fünf und des schauenden und erkennenden Subjekts (5) darum, hinter jeder Vielheit das Eine zu erkennen und schließlich zu manifestieren. Das versuche ich in meinen weiteren Beschreibungen. Doch hier geht es zunächst um die Logik der vier vorangehenden Offenbarungen und wie diese sich über ihre Zahlen in der 5ten Offenbarung fortschreibt. Dazu beschränke ich mich an dieser Stelle wieder einmal auf die Offenbarungen, wie sie Stefan Makowski vorlegt.
Nach ihm besteht die 5te Offenbarung aus 1x 19 Wörtern, also gleich der 1ten Offenbarung!
Ihren Text – so Makowski – finden wir in der Sure 76 («Der Mensch»). Seine Botschaft erhebt sich über das lineare «Maß der Wörter» und schafft ein neues Bewusstsein. Ihre Wörter verschaffen der ebenfalls 19 Wörter umfassenden ersten Offenbarung ein neues Gewicht, denn sie manifestieren deren Wesen im Bewusstsein des Subjekts. Wieder ist es die Vier, der stetige Hintergrund der «die Dinge formt» und zuvor larvierte Qualitäten substantiviert. Die Sure 76 erzählt: Im Menschen wird die Gottheit Form. Die Zahl 76 ist nicht zufällig das Produkt von 4x 19. Das Maß ist aber diesmal nicht allein das der Wörter, sondern auch und vor allem die Zahl der Sure und die ist im Gegensatz zu den Wörtern ein Symbol für das größere Ganze.
Die Offenbarungen sind immer nur der Teil eines Ganzen und für sich allein erscheinen sie unvollkommen, was Missverständnisse fördern oder gar zu völligem Unverständnis führen kann. Die «Halbheit» der Texte polarisiert, erhellt aber zugleich ihre archetypischen Profile. Die Ambivalenz von stets Fehlendem und zugleich Heiligem (Ganzen) setzt der Koran um, indem er die Offenbarungen mit weiteren Versen zu vollständigeren Suren ergänzt. Die Verse der Offenbarungen bilden deren Anfang und die ihnen hinzugefügten, weiteren Verse entfalten sodann den jeweils thematisierten Archetyp zu ganz konkreten Botschaften und Verhaltensregeln. Das alles geschieht in Verwirklichung des «Gesetzes der Vier» und in archetypischer Abfolge.
Mit dem Wissen über die Bedeutung der Vier und ihrer Bekräftigung durch die oben erzählte Ordnung der Offenbarungen eröffnet sich eine ganzheitliche Sicht nicht nur auf die Texte der Offenbarungen, sondern vor allem auch auf die Suren, die ihrerseits die höhere Ordnung des Korans bilden. Um sie auf rechte Weise und als ein Ganzes zu erschauen, werden wir uns den Texten nochmals zuwenden und deren Ergänzungen – die sie erst zu (ganzen) Suren machen – einbeziehen.
„Lies! Im Namen deines Herrn, des Schöpfers, der den Menschen erschuf aus geronnenem Blut! Lies! Und der Edelmütigste ist dein Herr, Er, der das Schreibrohr zu gebrauchen lehrte, der die Menschen lehrte, was sie nicht wussten.“ (96:1-5)
Den Überlieferung nach hatte der Engel Gabriel den späteren Propheten schon dreimal gewaltsam gezwungen, das ihm Vorgelegte zu «lesen». Mohammed konnte das nicht, denn Lesen ist ein linearlogischer Nachvollzug einer linear angeordneten Buchstabenfolge. Was er lesen sollte, war auf einem Tuch niedergeschrieben und ein solches ist nicht von ebener und linearer Gestalt wie die Buchstabenfolge, sondern «anders», gewunden und «krumm» (2). Dennoch war es keineswegs minderwertig, im Gegenteil. Es war «mit Brokat verziert». Der Herausgeforderte war mit einer anderen als der von ihm gewohnten Gestalt und Seins-Art konfrontiert. Mohammed war auf der Suche nach dem «zuverlässigen Geist», war aber zugleich auch in der Linearität seiner Daseins-Dimension gefangen. Das machte den göttlichen Nachdruck des mehrfachen Befehls «Lies!» im eigentlichen Wortsinn notwendig.
Die Aufforderung des Engels «Lies!» ist als ein «Schau!» zu verstehen, das sich über die lineare Logik erhebt. Was genau von Mohammed «erschaut» werden soll, das bleibt dem Leser hier noch weitgehend verborgen, denn es verbirgt sich in einer Zahl. Bei Ibn Ishaq ist das die Anzahl, wie oft der Engel ihn aufgefordert hatte, «zu schauen». Dreimal beteuert Mohammed «Ich kann nicht lesen». Der vierte Befehl «Schau!» bringt jedoch die Erlösung und das scheinbar Unmögliche wird Realität. Ihm aber folgt sogleich ein fünftes «Schau!». Es geht dem Engel nicht allein um das Wesen der Vier, sondern zugleich auch um das der Fünf. Es geht ihm um die Beziehung der beiden Archetypen und ihren Widerstreit. Die Vier verkörpert den nach unten ziehendende, erdhaften Pol. Die Fünf hingegen symbolisiert den aufstrebenden Geist. Mohammed steht zwischen ihnen. Er soll das Wesen der 4 erschauen und als Subjekt (5) darauf antworten. Er soll auf seine «Ansprache» antworten und Verantwortung übernehmen. Das bedeutet nichts anderes, als dass er – das Subjekt – die Botschaft der Vier in der Dimension des Bewusstseins umzusetzen hat. Konkret muss er sich aus seiner Verhaftung in der Ebene der Substanzen lösen und sich erheben!
Der vierte und fünfte Befehl «Schau!» der ersten Offenbarung werden zur neuen Basis der später niedergeschriebenen Sure 96 (»Vom Blutgerinne»). Das einst Vierte und Fünfte («Lies!») werden dort zu einem Ersten und Zweiten, zu dem «Einen» (1) und dem «Anderen» (2), die miteinander wechselwirken.
Die erste Offenbarung eröffnet mit ihren 5 Versen die Sure 96. Die erzählt von der auch den Menschen eingeschriebenen Zwiespältigkeit und «Widerspenstigkeit», also dem Merkmal der Zwei. Die die Sure 96 einführenden 5 Verse bedienen sich der Metapher von der Schreibfeder («Griffel»), einem Hilfsinstrument und somit einem archetypisch Zweiten, mit dem die Gottheit den Menschen das lehrt, «was er (bis dahin noch) nicht erkannt hatte» (Sure 96: 1-5). Im Materialisierten und Geronnenen erweist die Zwei sich als Diener der Einheit.
Warum aber ist es die Sure 96, in der wir den ersten und wichtigen Teil der ersten Offenbarung finden? Die Antwort finden wir im Wesen der Vier und in der 19, der Maßzahl des Korans. Die Vier lehrt, dass die Zwei alias das Andere und Umgekehrte seinen angemessenen und fruchtbringenden Platz im Ganzen hat. Die Sure 96 ist die 19te der insgesamt 114 Suren, sofern wir einen ganzheitlichen Blick entfalten und ebenso das «Verkehrte» und Andere berücksichtigen. Tatsächlich ist sie «von hinten gezählt» die 19. Sure.
Wenn wir sehen, dass die erste Offenbarung nur der erste Teil der Sure 96 (Vers 1-5) ist, so stellt sich die Frage, woher der zweite, aus 14 Versen bestehende Teil der Sure kommt? Wir finden ihn später als den zweiten Teil der 4ten Offenbarung! Auch hier begegnet uns die gleiche Botschaft, die da lautet: Erst durch die Ergänzung durch ein Anderes und Zweites entsteht Vollkommenheit und die Vier führt sie uns vor Augen.
Die erste Offenbarung und deren 5 Verse erscheinen dem Subjekt (5) noch nicht vollständig und sie müssen deshalb ergänzt werden. Das geschieht durch die 4te Offenbarung, die den 5 Versen weitere 14 Verse hinzufügt. Die sodann aus 19 Versen bestehende Sure 96 («Vom Blutgerinne») wird mittels der ersten und der vierten Offenbarung zur ersten vollständig offenbarten Sure.
Das in der 96ten Sure Offenbarte, war in der ersten Offenbarung schon vorhanden. So hatte der Engel Gabriel beispielsweise den auf das mit Brokat verzierte Tuch geschriebenen Text ausdrücklich mit dem vierten Befehl «Schau (richtig) hin» preisgegeben. Mohammed konnte das tiefe Geheimnis der Vier und das wahre Wesen der Zwei und Zwiespältigkeit mit seinem augenblicklichen Bewusstsein noch nicht erfassen und das Geschehen nur als Prinzip und Fluss wahrzunehmen. Die Rückschau zeigt mehr. Sie deckt das Wesen der Vier auf. Darüber hinaus deckt sie über die aus 4x 19 (76) Buchstaben bestehenden 19 Wörter das Muster eines Fraktals auf. Sein Richtmaß ist die «Koran-Zahl 19». Die Botschaft wird in der 4ten Offenbarung zur greifbaren Struktur. Was sie über die Konstitution des Menschen aussagt, um den es immer geht, das erzählt schließlich die Sure 76 mit dem Namen «Der Mensch».
(1) N. Bei der Feder, und was sie schreiben.
(2) Du bist nicht, bei der Gnade deines Herrn, besessen (verrückt).
(3) Und siehe, für dich gibt es wahrlich ungekürzten Lohn
(«ungekürzt» erzählt vom Ganzen, obwohl es die 2te Offenbarung ist!).
(4) Und siehe, du bist wahrlich von edler Natur
(d.h. «erhabener» Beschaffenheit). / s. Sure 68:1-4
(5) Und du sollst schauen und sie sollen schauen, (545)
(6) Wer von euch der Verrückte ist … …
Die zweite Offenbarung besteht aus «nur» vier Versen. Aus der zählenden Perspektive bleibt sie hinter der aus fünf Versen bestehenden ersten Offenbarung zurück. Das entspricht dem Wesen der Zwei, denn das Äußere eines «Zweiten» erscheint als Mangel. Dem Leser der 2ten Offenbarung bestätigt sich der Eindruck, denn er scheitert bei dem 1ten Versuch, den Text flüssig zu lesen. Vor dem Text und dennoch in einer Reihe mit den anderen Buchstaben steht der Buchstabe «N». Er bildet kein lesbares Wort, erscheint vom übrigen Ganzen «abgetrennt» und ergibt lesend keinen Sinn. Der als Fragment erscheinende Buchstabe erzeugt Zwiespältigkeit. Er erzeugt den Eindruck des Anderen und Abartigen (2) ohne jegliche Verbindung.
Will man das N verstehen, muss man es als Archetyp erkennen. In Wirklichkeit thematisiert der separierte, «alleinige» Buchstaben «N» das Wesen der Zwei. In früheren Schriftformen, wie beispielsweise in der des Kalifen Osman findet man ihn sogar als «NN» geschrieben, was dem Archetyp der Zwei Nachdruck verleiht. Der Mangel ist kein absoluter. Er reflektiert nur die nicht vorhandene Lesbarkeit. Obwohl man den Buchstaben nicht lesen kann, kann man ihn wohl «erschauen». In seiner «Schau» entfaltet er zahlreichen Dimensionen, die alle auf die in ihnen verborgene Einheit und Vollkommenheit (1) verweisen. Somit erzählt der Buchstabe (Zahl) indirekt oder auch direkt vom wahren Wesen der Zwei.
Die tiefe Bedeutung des «N» und seine Berührung zum schauenden und schreibenden Subjekt (5) erschließt sich über seinen Dienst an der Einheit. Eine Metapher für einen solchen Dienst an der Einheit, in der das Andere und Zweite (2) mit ihr ein Ganzes bildet, ist das Schreibrohr, die «Feder». Der Begriff fällt schon in der 1ten Offenbarung. Die 2te Offenbarung nennt ihn nun ein zweites Mal. Das zweimalige Nennen des Zweiten thematisiert die Vier und mit ihr eine Manifestation. Das lässt die «Feder» zum Hauptgegenstand und zur Überschrift der Sure 68 werden, deren erster Teil aus dem Text der 2ten Offenbarung besteht.
Das Schreibrohr ist ein dienendes Hilfsinstrument, das leicht zur Vorstellung eines scheinbar «nur Zweiten» führt. Eine solche Vorstellung berührt die Vorstellung des Menschen von sich selbst und sie erhebt die entscheidende Frage nach der Beziehung von Gott und Mensch.
Der sich der Archetypen und der in ihnen wirkenden Gottheit bewusste Mensch dient ihr und «ist ihr Griffel». Die mit dem Buchstaben N eingeleitete Sure 68 verlangt einen Perspektivwechsel, der das der Zwei anhaftende «nur» richtigstellt. Ein Bewusstsein das sich als Griffel der Gottheit begreift, das manifestiert ihre «Gedanken». In diesem Bild wird der Mensch nun sichtbar zum Hauptgegenstand. Die Sure 68, «Die Feder» nimmt nicht nur die vier Verse der 2. Offenbarung auf, sie erhebt den Menschen, wie archetypisch die Vier die Zwei erhebt. Die Sure von der 2ten Offenbarung bezeichnet den Menschen als einen von «edler Natur»! Er ist es, weil er wie ein Schreibrohr (Feder) die oft unsichtbaren göttlichen Gesetze sichtbar macht und „zum Erscheinen» (4) bringt.
Der Mensch ist seiner Gottheit gegenüber ein Zweiter. Seine Aufgabe ist es, mit ihr «eins zu werden». Davon erzählt das «N» bzw. das «NN». Es ist sowohl im hebräischen als auch im arabischen Alphabet der 14. Buchstabe des Alphabets. Er hat den Zahlenwert 50. Das ihm zugeschriebene Symbol ist der Fisch. Die Zahl 50 ist eine erhobene 5 und somit das Symbol für ein erhobenes Bewusstseins (5), das eben gerade kein «einsames» ist, sondern ein Bewusstsein, das «eins wird» mit dem größeren Ganzen, wie ein Fisch mit dem Wasser eins wird, in dem er sich bewegt. Ein Subjekt, das mit dem ihn umgebenden Medium ein Ganzes bildet, das «fühlt sich wohl, wie ein Fisch im Wasser».
Der mit der Zwei einhergehende Zwiespalt und seine zerstörenden Eigenschaften werden in der 2ten Offenbarung und in der durch sie geformten Sure 68 aufgelöst. Die Zwei und der Zwiespalt werden ab da an in einem ganzheitlichen Licht gesehen. Die Sure 68 ist die letzte Sure, die einen verwirrenden, sogenannte initialen Buchstaben – hier das N – hat. Mit dem letzten Initial endet die bis dahin geltende Sicht auf den Buchstaben und die Zahl die das Initial als solches erscheinen lassen. Buchstabe und die Zahl waren die Elemente, über die wir die Texte und ihrer Inhalte aufnehmen konnten. Abstrahiert man den augenscheinlich linearen Vorgang des Erkennens, so sprechen die einzelnen Buchstaben und Zahlen selbst, ohne dass sie ganze Sätze formulieren müssen. Von jenem Zustand erzählen die Initialen des Korans. Auch sie vermitteln Botschaften und bedürfen nicht mehr des linearen Schriftsystems. Die Abstraktion vom offensichtlich linearen Schriftsystem hin zu den einzelnen Buchstaben und Zahlen lässt sich bis zu einem Zustand weiterführen, in dem sogar die formalen Buchstaben und Zahlen selbst verschwinden. Die einstigen dinghaften Träger der Informationen verschwinden als Form. Die durch sie gewonnenen Botschaften aber bleiben. Die Schrift hat in einem ersten geistigen Aufstieg das Erkennen möglich gemacht. Die Zahl lässt den Geist weiter aufsteigen und vermittelt Weisheit. Mit dem dritten Aufstieg löst sich die Weisheit von der formellen Zahl. Der Weisheit ist es egal, wie man sie erlangt hat. Das ist die Botschaft der Koran-Initialen, die mit der zweiten Offenbarung und der Sure 68 enden.
Mit der zweiten Offenbarung und der Sure 68 soll dem Leser klar werden, dass selbst die so wertvolle und hochgeachtete Zahl «nur» ein «Schreibgriffel» ist. Das klingt wie eine Abwertung der Zahl, lässt sie aber in Wirklichkeit in einem anderen, nochmals hellerem Licht erscheinen. Die ganzheitliche Sicht auf die Zahl vermeidet, sie zu missbrauchen und sie als Zauberinstrument zu sehen und sich ihr zu unterwerfen, wie das teilweise Orakelsysteme oder auch die Mathematik tun.
Die ganzheitliche Sicht auf die Zahl bewahrt deren zwei Gesichter, das zählende und das erzählende. Ab Sure 68 lösen sich nicht nur die Zahlen aus den sie verfangenden Eigenschaften, sondern vor allem auch das auf sie schauende Subjekt, das sich nun frei fortentwickeln kann. Das ist die Botschaft «der Feder», die mit Hilfe der linearen Schrift die Gedanken der Gottheit fortlaufend manifestiert.
Die zweite koranische Offenbarung und die sie weiter ausführende Sure 68 ist eine der ältesten Suren im Koran. Die Historie der Offenbarung und ihr Inhalt sind hier nahe beieinander, denn das Grundanliegen von Religion ist das Offenbarwerden des wahren Wesens der Zwei. In der koranischen Erzählung greift der Engel Gabriel das Geheimnis der Zwei in der zweiten Offenbarung auf. Inhalt und Form sind eines. Die zweite Offenbarung offenbart das Wesen der Zwei. Die Sure 68 führt deren 4 Verse bzw. die 2x 19 Worte über den zweiten Archetyp sodann weiter aus.
Das Offenbarwerden der wahren Beziehung der Zwei zur Eins, des scheinbar Fehlerhaften (2) zum Vollkommenen und Ganzen (1) bedarf einer Ergänzung, die im «Gesetz der Vier» das wahre Wesen der Zwei zu erkennen gibt. Das Gesetz erzählt von der unauflöslichen Verbindung der Zwei an die Eins, die deshalb eine wahrhafte Beziehung ist. Der wesentliche Begriff der 2te Offenbarung und die der Sure 68 ist folglich das beteuernde «wahrlich…».
Das «wahrlich» ist hier besonders notwendig, da die Erzählungen das Zwei-Sein in seinem Zwiespalt direkt und fortlaufend und in seinen zahlreichen Differenzierungen aufgreift und beschreibt. Die Gefahr des Missverstehens wäre groß, wenn die Erzählungen nicht intensiv und wiederholend auf die tiefe Bindung der Zwei an die Eins aufmerksam machen würden.
Bei aller Vorsicht und Detailschärfe muss der Text notwendig das Andere und Fremde, das jedem Sein anhaftet und mit dem sich auch jedes Dasein auseinandersetzen muss, thematisieren. Jedem Subjekt begegnet auf die eine oder andere Weise sein Gegen-Subjekt, das seinerseits in zwei Formen erscheint. Es kann als ein ihm angenehmes Spiegelbild seiner selbst auftreten oder auch als ein ihn abstoßendes Gegen-Subjekt. Immer aber ist es ein Anderes, das in letzter Konsequenz und aus der Perspektive einer höheren Dimension ebenso unter der Regie der Einheit und Ganzheit steht wie das erlebende Subjekt selbst. Das dem erlebenden Subjekt Begegnende ist zu ihm ein existierender »Rest«, der ihn von der Ganzheit und Vollkommenheit abtrennt und ihm insofern noch fehlt. Das potentiell Ergänzende tritt in der Gestalt der 14 auf und es bleibt trotz seiner Notwendigkeit zunächst unverstanden, wie der Initialbuchstabe «N», der 14. Buchstabe des Alphabets vor der 2ten Offenbarung und vor der Sure 68. Den Initialbuchstaben selbst wende ich mich in einem eigenen Kapitel noch zu.
Die abstrakte Beziehung der Zwei zur Eins ist das letzte große Geheimnis des Daseins. Der Mensch erlebt es vor allem in der Beziehung der Subjekte. Die Erzählung über die Beziehung ist eine Erzählung über das Ergänzen. So wird auch die Sure «Vom Schreibgriffel» (68) ergänzt. Ihr zweiter, ergänzender Teil beginnt folgerichtig mit dem Vers 5, der da lautet: «Also wirst DU sehen und SIE werden auch sehen …». Die Sure erzählt von einer schier unerschöpflichen Vielzahl von Zwiespälten und Täuschungen, in denen das betroffene Subjekt keinem anderen die höchste Kompetenz zusprechen darf, weil das möglicherweise «nur Schwüre macht», «verleumdet» und in scheinbar bester Absicht sich der höchsten Argumente bemächtigt und endlich doch nur das anstehende Selbsterkennen behindert. Am Ende zählt nur die Beantwortung der Frage, ob die anstehende Entscheidung der Einheit dient, da alles Dasein auf sie gerichtet ist. Der Vers 68,52 schließt die Sure «Vom Schreibgriffel» mit den Worten: «Und es ist nichts anderes als eine Ermahnung für alle Welten».
Koran-Initialen sind Vorbuchstaben bzw. Vorzahlen, die vor 29 der 114 Koran-Suren stehen und wie Fremdkörper ohne Sinn und Bedeutung wirken. Die erste initialisierte Sure ist die Sure 2 und die letzte, die Sure 68. Die restlichen 27 sind zwischen beiden unregelmäßig verstreut und kein mathematisches Verfahren kann eine Ordnung nachweisen.
Die Vorbuchstaben alias Vorzahlen erheben ein Paradoxon, denn sie zeigen zwei widersprüchliche Seiten der Zahlen auf. Die Zahlen ordnen den Koran und sind am Ende zugleich der Grund, weshalb keine letzte, alles umfassende Ordnungsstruktur ersichtlich wird. Die Zahlen erfüllen selbstlos ihren Dienst, indem sie alles ordnen und treten am Ende ebenso selbstlos wieder ab. Offenbar hüten die ominösen Vorbuchstaben das letzte Geheimnis des Korans, das der Rolle der Zahlen und somit das der religiösen Schrift an sich.
In den religiösen Texten erfährt der die Ordnung Suchende, dass er der Zahl bedarf. Ohne sie ist Ordnung nicht vorstellbar. Wenn er weitersucht, erfährt er, dass das Geheimnis der Zahl über ihr mathematisches Potential hinausreicht und dass die Zahlen in Form von Archetypen ein erstes «Anderes» (2) gegenüber der göttlichen Einheit (1) bilden. Die in der Erfahrung liegende Botschaft ist: Wer den Wesenskern der Archetypen und der Initialen erfassen will, der muss das Wesen der Zwei durchschauen. Nicht zufällig ist die erste initialisierte Sure auch die Sure 2. Das Geheimnis der Zwei führt zum «Gesetz der Vier», das davon erzählt, dass die Zwiespältigkeit der Zwei ein integrierter Teil eines größeren Ganzen ist. Das Verhältnis der (be)greifbaren Substanz (4) zur ungreifbaren Einheit (1) offenbart das und macht jede noch so zwiespältige Beziehung aus der Perspektive einer höheren Dimension heraus endlich doch noch begreifbar. Das gilt auch und insbesondere für heilige Schriften und ihr Verhältnis zur Gottheit.
Die Sure 68 bildet das Ende der Vorbuchstaben. Sie ist der Schlüssel für den anderen Blick auf das «Prinzip Ende» (2). Die letzte initialisierte Sure entfaltet die Botschaft der 2ten Offenbarung, die ihrem Archetyp entsprechend das wahre Wesen der Zwei offenbart. Ihr Geheimnis ist ihre unauflösbare Beziehung zur Eins. Die Sure 68 überträgt diese Erstbeziehung auf die Beziehung der Subjekte (5) und beschreibt, welche Herausforderungen aus ihr für die Fortentwicklung des Bewusstseins erwachsen.
Die zwei Daseinsdimensionen, die abstrakte und zahlenarchetypische (analog 1—2), sowie die von den Subjekten erlebte (analog 1—5 bzw. 10 = 5+5), gipfeln im Wesen der zählenden und erzählenden Zahl. Die sich ihrer bedienenden Religionen müssen in Konsequenz ihrer Erzählungen am Ende auch noch die letzten Entitäten einfangen, die wie die Zwei neben der Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit (1) zu existieren scheinen und in deren Dienst stehen. Kurzum: Die Religion muss die Macht der Zahl zugunsten der Einheit und Ganzheit relativieren.
Der Koran zeichnet diesen letzten und entscheidenden Schritt sehr deutlich auf. Da es hierbei nicht nur um die Vielzahl der Zahlen, sondern speziell um den Archetyp der Zwei geht, ist der der Gegenstand 2ten Offenbarung und der sie wiedergebenden Sure 68. Die Sure erfasst das Wesen der Zahl von ihrem tiefsten Grund her und lüftet darin das Geheimnis der sogenannten Initialbuchstaben bzw. Initialzahlen.
(siehe gesonderten Aufsatz:
Die mysteriösen Koran-Initialen und das polare Wesen der Zahlen )
(1) Oh du Verhüllter! (2) Erhebe dich zur Nacht bis auf ein kleines (3) Die Hälfte von ihr oder verringere sie ein wenig. (4) Oder füge hinzu zu ihr und trag den Koran mit Bedacht (Deutlichkeit) als Vortrag vor (hier erstmals «Koran»). (5) Gewiss1, wir übergeben die ein gewichtiges Wort. (6) Gewiss2, der Anbruch der Nacht ist stärker an Eindruck und aufrichtiger Rede. (7) Gewiss3, Du hast am Tag ein langes Geschäft. (8) Und gedenke des Namens deines Herrn und weihe dich ihm in Weihe. (9) (Er ist) Der Herr des Ostens und des Westens! Es gibt keinen (kein Gott) neben Ihm, darum nimm Ihn zum Beschützer. (7) Und ertrage in Geduld alles, was sie reden. Und halte dich von ihnen in angemessener Weise fern.
Die 3te Offenbarung beginnt mit dem staunenden und erhebenden «Oh…», einer sprachunspezifischen Lautäußerung. Sie transportiert eine Anspannung und Ergriffenheit, vor allem aber eine Steigerung des Geschehens, die über die horizontale Sicht hinausgeht. Im «Oh…» schwingt das erhebende Wesen der Zahl Drei mit. Mit der Ansprache des Engels tritt die vertikale Dimension in den Vordergrund und mit ihr Mohammeds vorhandenes, aber (noch) nicht sichtbares, göttliches Vermögen. Der Engel bezeichnet ihn deshalb als einen «Verhüllten». Die wahre Qualität Mohammeds ist eine noch «eingewickelte». Das Göttliche in ihm ist von einer Hülle und somit unvollkommen (2) wirkenden Oberfläche umgeben. Das «Oh du Verhüllter» ist ein Aufruf, die vertikale Dimension in seinem Dasein zu realisieren und sich zu «erheben». Das noch «eingewickelte» Subjekt (5) muss «aufstehen», um zur Erscheinung (4) zu kommen.
Ein Schlüsselbegriff der 3. Offenbarung ist der von «Gewissheit». Wer Gewissheit erlangen will, der muss das Wesen der Drei verstehen und verstehen, dass sie ihre Wirkungen aus einer höheren Dimension heraus entfaltet und Einheit erstellt (siehe die biblische Zahlenfolge 1-2-30 mit der Bedeutung von «gewiss»). Der Begriff «gewiss» wird in den 10 Versen der 3ten Offenbarung dreimal gebraucht. Die Sure 73 beginnt mit diesen 10 Versen der 3ten Offenbarung und ergänzt sie mit abermals 10 Versen, die ihrerseits den Begriff siebenmal aufrufen. In der 3ten Offenbarung führt der Begriff «gewiss» die Regie. Die 10 ergänzenden Verse und ihr siebenfaches «gewiss» verknüpfen die Drei mit der Sieben und erhöhen die zwei Zahlen in archetypischer Weise zur 73. Sure. Sowohl die Drei als auch die Sieben erzählen von einer über die profane Polarität hinausgehenden Dimension.
Der die Zahl 19 entfaltende Koran wird seiner Form auch in der 3. Offenbarung gerecht. Seine 10 Verse bestehen aus 3x 19 Wörtern. Sie verbinden die aus 1×19 Wörtern bestehenden Inhalte der 1. Offenbarung mit den aus 2×19 Wörtern bestehenden Inhalte der 2. Offenbarung. Während Mohammed beim ersten Besuch des Engels gezwungenermaßen lernen musste, zu «schauen» anstatt nur zu lesen und beim zweiten Besuch das scheinbar (Ver)Fehlende zu akzeptieren und im Sinne des Ganzen in seiner Funktion wertzuschätzen, muss er nun beide Einsichten zu einem neuen Ganzen zu verbinden.
Die 3te Offenbarung verbindet die erste und die zweite Offenbarung nicht willkürlich, sondern in Bezug auf Mohammed, das empfangende Subjekt. In der Analogie zur Gottheit ist er ein «Zweiter». Er ist ein «Griffel der Gottheit» (s. 1te und 2te Offenbarung), der sich in seiner Situation – der Situation der Nacht – zu erheben hat. Der Mensch macht die Erfahrung des ewigen (Ver)Fehlens in Form eines «Mehr» oder eines «Weniger».
Die Sure 73 stellt über den erwähnten Pharao eine Parallele zur Pyramide des Cheops her (73,16). Deren Gang zur sogenannten Königinnenkammer ist 73 Ellen lang. Wie die 10 Verse der 3ten Offenbarung und der «Verhüllte» nur die Hälfte eines Ganzen abbilden, so thematisiert auch die Königinnenkammer eine nach Ganzheit strebende Hälfte. Die Kammer enthält eine klar halbseitig angeordnete und mit 5 Stufen versehene Nische. Die Zahl 5 greift das stets Halbe des Subjekts (5) auf und richtet es an der Ganzheit aus. Auch hier geschieht das wie in der Sure 73 über die Zahl 73. Das Produkt 5 x 73 = 365, ist die Zahl der Tage eines ganzen Jahres.
Der Koran setzt in der Sure 73 das schauende Subjekt (5) nicht einfach ins Verhältnis zu seiner Gottheit (73,8). Er setzt es ins Verhältnis zu ihrem «Namen»! Das ist von außerordentlicher Bedeutung. Der Koran greift dabei auf das Alte Testament zurück, in dem schon das Erkennen des Namens der Gottheit das Entscheidende für das Erheben des Bewusstseins ist und weshalb schließlich Salomo dem «Namen» der Gottheit den ersten Tempel baut. Der Name der jüdischen Gottheit JHWH (10-5-6-5) ist Ausdruck der Sinnformel (10 = 5 + 5). Schon im Alten Testament geht es darum, das Bewusstsein eines Subjekts (+5) durch das ihm fehlende Bewusstsein (-5) zu einem Ganzen (10) zu ergänzen. Das gelingt, sofern das betroffene Subjekt die linearlogische Sicht des Zahlenstrahls übersteigt und seine Unterscheidungen nicht über profane Kriterien wie «rechts-links» oder «oben-unten» trifft. Das Maß der Gottheit ist Einheit und Ganzheit. Sie ist der «Herr des Ostens UND des Westens» (74,9)! Das in der Sure angesprochene Fernhalten (73,7) hat weiterhin Gewicht, ist aber nicht linear (1—2) zu verstehen, sondern vertikal wie es der Begriff «Gewissheit» (1-2—30) symbolisiert.
Die aus 44 Versen bestehende vierte Offenbarung unterscheidet sich von den vorangehenden drei Offenbarungen durch ihre offensichtliche Zweiteilung. Den zunächst Mohammed offenbarten 30 Versen folgen getrennt von diesen die «restlichen» 14 Verse. Das Getrennte und doch Eine kennzeichnet die Vier und der vierten Offenbarung. Ihr sichtbares Erscheinen erhebt das Wesen der Vier in den Rang einer Formel. Über die sogenannte «Formel 4» erhält die zwiespältige Zwei ihre Weihe und nimmt den ihr gebührenden Platz im vollkommenen Ganzen ein. Auch der Koran, der aus dem Judentum und Christentum hervorgegangen ist, beansprucht über sie einen Platz im Kanon der abrahamitischen Religionen. Das kann man in besonderer Weise an der vierten Offenbarung seines Textes und dessen Zweiteilung nachvollziehen.
Jene Zweiteilung der vierten Offenbarung ist es, die in Verbindung mit der ersten Offenbarung in Form der Sure 96 ein erstes Vollkommenes manifestiert (4). Die Sure 96 besteht aus den 5 Versen der ersten Offenbarung und aus 14 Versen der vierten Offenbarung, Wohlbemerkt: Die 14 Verse sind der zweite Teil der Vier (4te Offenbarung). Sie erzählen von einer zweiten und anderen Perspektive auf die Eins und auf die 4, in der beide Teile eine größere Ganzheit bilden. Aus dieser Verbindung entsteht die erste vollständig offenbarten Sure im Koran! Mit anderen Worten: Die vierte Offenbarung deckt im Entstehen der Sure 96 den Kern jeglichen Offenbarwerdens auf. Sie macht die «Formel 4» (be)greifbar.
Die Aufspaltung (2) der insgesamt 44 Verse der vierten Offenbarung erfolgt keineswegs willkürlich, sondern folgt der Botschaft der «Formel 4». Die zwei Teile des Ganzen repräsentieren das Ganze auch in der primitiveren, linearlogischen Schreibweise, in der die zweistelligen Zahlen das Zusammenwirken zweier Dimensionen abbilden.
Die Zahl 4 und die Zahl 40 setzen in zwei voneinander unterschiedenen Dimensionen ein «Ganzes» ins Bild, das sie auf ihre Weise manifestieren, d.h. formen (4). Ihr Zusammenwirken entfaltet ihr gemeinsames Anliegen in einer wiederum höheren und nun dritten Dimension. Was auf diese Weise allein die Zahl 44 verrät, das findet in der vierten Offenbarung der Korantexte seinen Niederschlag auf der Ebene ihrer Wörter. Die 44 Verse bestehen aus 76 arabischen Wörtern. 76 ist das Produkt 4x 19. Es enthält sowohl die Zahl Vier, die Ur-Formel der Religionen, als auch die für den Koran spezifische Zahl 19.
Kurzum: Die vierte Offenbarung teilt uns über ihre Zahlenstruktur mit, dass sich die heiligen Botschaften über zwei sich ergänzenden Zutrittspforten erschließen. Ihre zwei Teile sind die 30 Verse einerseits und die ihr folgenden 14 Verse andererseits.
Die ersten 30 Verse eröffnen die Sure 74 («Der/die/das Verborgene/Zugedeckte/Geheimnis»), die ihrerseits aus 55 Versen besteht. Die «restlichen» 14 Verse der Offenbarung ergänzen die aus der ersten Offenbarung kommenden 5 Verse in der Sure 96 («Vom Gerinnen»).
Der 1. Teil der 4ten Offenbarung besteht aus 30 Versen:
(74:1 ff) „O du Zugedeckte! / Erhebe dich und warne / und verherrliche deinen Herrn! / Und reinige deine Kleider! / Und meide den Götzendienst! / Und sei nicht wohltätig in Erwartung persönlicher Vorteile! / Und sei standhaft um deines Herrn willen! / Wenn in die Posaune gestoßen wird, / dann wird der Tag ein sehr schwerer Tag sein, / und keineswegs1 ein leichter für die Ungläubigen. / Lass Mich allein mit dem, den Ich Alleine schuf / und dem Ich Besitztum in Fülle verlieh / und Söhne, die es schon immer gab, / und dem Ich alle Bequemlichkeiten bereitete. / Und dennoch wünscht er sich, dass Ich ihm noch mehr davon gebe. / Nein, denn er ist Unseren Zeichen feindlich gesonnen gewesen. / Ich werde ihm bald schreckliche Mühsalen aufbürden. / Siehe, er sann und er wog! / Verderben über ihn! Wie schlecht er wog! / Verderben über ihn abermals! Wie (schlecht) er wog! / Dann schaute er sich um, / dann runzelte er die Stirn und blickte verdrießlich, / dann wandte er sich ab und wurde hochmütig / und sprach: „Das ist nichts als Zauberei, die weitergegeben wird. / Das ist nur Menschenwort. / Bald werde Ich ihn in der Hölle brennen lassen (sagt Gott). / Und wie kannst du wissen, was dieser Höllenbrand ist? / Er verschont nichts und läßt nichts übrig / und wird von den Menschen schon von weitem wahrgenommen. /
(74: 30) Über ihm [der Hölle] sind 19!“
Der 2. Teil der 4ten Offenbarung besteht aus 14 Versen:
96, 6 Keineswegs2. Wahrlich, der Mensch wird widerspenstig.
7 Wenn er sich im Reichtum sieht.
8 Wahrlich, zu deinem Herrn ist die Rückkehr.
9 Siehst du auf den, der hindert,
10 Den Diener, wenn er betet.
[auch: Hast du den gesehen, der Unserem Diener das Gebet verwehrt?]
11 Siehst du, wie er leugnet und sich abwendet?
12 ob er ist in der Rechtleitung? [Oder auffordert zur Gottesfurcht?]
13 Hast du jenen gesehen, der ungläubig ist und sich vom Wege Gottes abwendet?
14 Weiß er denn nicht, dass Gott ihn sieht?
15 Keineswegs3. Wenn er nicht ablässt, wir fassen ihn gewisslich bei den Stirnlocken.
16 Bei den lügenhaften, sündhaften Stirnlocken.
17 Mag er seine Schar herbeirufen.
18 wir werden die Höllenwache rufen. [… die aus dem «Darüber«, … aus der 19 besteht.]
19 Keineswegs4. Folge ihm nicht; bete [Gott an und Ihm] nahe dich.
Die zwei Teile der vierten Offenbarung stellen auf vielfältige Weise das Gegenüber zweier Dimensionen und ihre Einheit dar. Die Eingangspforten sind die Verszahlen 30 und 14. Die 30 ist das Symbol des erhobenen Geistes (siehe 330) und die Zahl 14 bringt das Göttliche (1) in der Substanz (4) zum Ausdruck (s.u. der 14. Buchstabe, das «Nun» und sein Bildsymbol, der Fisch). Der erhobene Geist (30) und sein Blick auf die Vollkommenheit der Substanz (14) lassen über die Teile der 4ten Offenbarung die nächsthöhere Dimension hervortreten, die in den Suren 96 und 74 auf mehrfache Weise sichtbar und nachvollziehbar wird und ihre Entschlossenheit einfordert.
Der erste Teil der vierten Offenbarung wird zur Sure 74. Sie hat den arabischen Namen «Al-Muddathir», was soviel wie «Der/die/das Verborgene/Zugedeckte/Geheimnis» bedeutet. Die Namen deuten auf einen mehrdimensionalen Inhalt hin, der unter einer Decke verborgen ist. Weil die Decke nur eine einfache, flächenhafte Form hat, ist das Verdeckte nur zu erahnen. Tatsächlich bleibt auch die Offenbarung des ersten Teils ein Geheimnis, bis das «Gesetz der Vier» vom Bewusstsein reflektiert wird.
Hinter dem Gesetz verbirgt sich die Komplexität des Ur-Verhältnisses der Archetypen Eins und Zwei. Das scheinbar «zwiespältige» Verhältnis ist sehr abstrakt. Es muss erst noch entfaltet werden. Sodann aber führt es uns sein «Geheimnisses» im eigentlichen Wortsinn vor Augen. Es besteht im Erkennen des Wesens des erkennenden Subjekts selbst, das gegenüber der Gottheit ebenso ein Zweites ist (siehe Flussform der Zahlen 1-2 1—5 in Fußnote10). Im Erkennen der Zwei lüftet sich das Geheimnis um das Wesen des Subjekts und seines Bewusstseins (5).
In diesem Sinn fordert der erste Teil der 4ten Offenbarung das Subjekt heraus. Seine offensichtlichen Zahlensymbole sind die 4, die 30 (Verse) und die 19 (4 x 19 Wörter). Die 30 Verse greifen das in der Dreizahl angelegte Erheben auf, wie es der schon voran beschriebene Begriff der «Gewissheit» (siehe 1-2-30) gezeigt hat. Die vom Bewusstsein reflektierte und zur 30 erhobene 3 erzählt vom rechten Gebrauch der Funktion (3). Das verrät das Bildsymbol das in den abrahamitischen Religionen die Zahl 30 beschreibt. Es ist der «Ochsenstachel», ein Instrument, mit dem ein höheres Subjekt die konkreten Erdkräfte, die Ochsen orientiert und bewegt (3) und eine Einheit zwischen den niederen Erdkräften und den höheren, geistigen («himmlischen») Kräften herstellt. Ein solcher rechter Geist manifestiert Ordnung. Die Zahl der Ordnung ist die Zahl 12. Hier muss man wissen, dass der 12te Buchstabe des Alphabets, das «Lamed» den Zahlenwert 30 hat.
Im Zahlenbild des Korans wird das über dem Profanen stehende Erhabene und Dritte nicht allein über die 30, sondern darüber hinausgehend über die Zahl 19 vermittelt. Warum das so ist, verrät ein Blick auf die «Fluss der Zahlen». Mit der 19 beginnt das dritte und größere Dreieck. So wundert es nicht mehr, dass der 30te Vers der Sure 74 die Zahl 19 ganz konkret nennt!
Die 19 erzählt vom Erheben. Das ist ein vertikales Differenzieren, also ein archetypisches «Zweimachen» (2). Da dies in der 19 nun aber im Sinne eines Ganzen geschieht, tritt in ihr die Zwei positiv, d.h. nicht einfach nur negierend, sondern im Licht des Erhebens hervor. Aus diesem Grund erscheint in der 4ten Offenbarung die Aufforderung zum Differenzieren in Form des «Erhebe Dich» – nach der schon gleichen Aufforderung in der 3ten Offenbarung – nun zum zweiten Mal! Im Unterschied zu der Aufforderung in der 3ten Offenbarung handelt es sich diesmal um ein noch differenzierteres Erheben. In der Vier wird die Zwei erhoben. Sie macht die Einheit von Differenzieren (2) und Erheben (3) offensichtlich. Der Text macht das über die Art seiner differenziert gebrauchten Verneinung (2) sichtbar. Die 4te Offenbarung spricht einmal von «keineswegs» (74,10) und das andere Mal gebraucht sie das einfache «nein» (74,16). Die zwei Formen sind gegeneinander abgestuft. Die Graduierung des «Negativen» (2) hebt das sie verbindende gemeinsame Dritte, die Drei-Einheit hervor, denn in beiden Fällen steht die Zwei im Dienst der Eins – im Dienst der Gottheit.
Um die Bedeutung der Graduierung zu erkennen, muss man sie wiederholt vor dem Hintergrund der 3ten Offenbarung sehen. Schon dort erteilt der Engel Gabriel den Befehl «Erhebe Dich» (Sure 73). Doch ist Mohammed hier ein vollkommen «verhülltes» Subjekt (5), das von einer Hülle noch vollständig «eingewickelt» ist. Seine wahren Dimensionen werden noch nicht sichtbar. Das vermittelt das arabische Wort «mus-samil» (Verhüllter), das in wörtlicher Übersetzung „in Papier gefaltet“ oder „in ein Blatt gewickelt“ bedeutet. Ein Papier oder ein Blatt haben eine ebene, d.h. eine lineare Form, die dennoch in einem Raum existiert. Der lineare Charakter der Hülle verhüllt weitgehend das wahre Wesen des Inneren. Seine Dimensionen sind möglicherweise nicht einmal zu erahnen. Deshalb forderte der Engel Gabriel Mohammed zum (Auf)Stehen auf, damit er zu einer Erscheinung (4) wird.
Anders ist das bei der zweiten Aufforderung «Erhebe Dich» in der 4te Offenbarung. Hier spricht Gabriel das Subjekt (5) Mohammed nur noch als einen «Bedeckten» an, der sich bereits einmal erhoben hat. Der Unterschied ist minimal und doch entscheidend. Der schon einmal Erhobene hat bereits Konturen und ist kein vollkommen Verhüllter mehr. Wie ein bedeckender Mantel die Konturen seines Trägers erkennen lässt, so ist nunmehr Mohammed im Bilde der Vier ebenso wenig ein unbeschriebenes Blatt. Das zweite «Erhebe Dich» fordert das sich mehr und mehr erwachende Subjekt auf, an Profil zu gewinnen. Mohammed muss konkret werden und an Substanz gewinnen, so wie die 19 in der 4ten Offenbarung konkret wird. Der von der Gottheit Angesprochene muss gegenüber den anderen Subjekten Partei ergreifen und «warnen» (74,1). Er darf nicht vor einer Verneinung fliehen, sondern muss sie im Sinne des Ganzen einsetzen.
Die differenzierende Herausforderung der ersten 30 Verse der 4te Offenbarung bleibt nicht ohne Ergänzung. Das gilt für die Offenbarung selbst, die noch weitere 14 Verse bekommt, wie auch für die Sure 74, die von den ersten 30 Verse der 4ten Offenbarung eröffnet wird. In Sure 74 treten später weitere 25 Verse hinzu, die von den Subjekten und ihren Beziehungen erzählen. Die so insgesamt 55 Verse entfalten die Aufforderung Gabriels zur Individualisierung des Bewusstseins. Sie thematisieren die Wechselwirkung der Subjekte (5) durch die das Subjekt zum Individuum im Sinn des Geistes eines Ungeteilten wird. Die so gemeinte Symbolik stützen die Zahlen 25 (5×5) und 55.
An dieser Stelle sollte man den schon dargelegten Zusammenhang vom «Gesetz der Vier» (1+2 4) mit dem «Gesetz der Subjekte» (5+510) vor Augen haben, die in unterschiedlichen Dimensionen von der Weihe der Zwei und des Zweiten erzählen. Die Sure 74 führt ihn aus. Mohammed muss das Gesetz erkennen und es im Dasein der Subjekte (5) und ihrer Beziehungen (5-5) umzusetzen. Das ist das Anliegen der 55 Verse der Sure 74.
Das Erheben erfolgt stufenweise. Das schon in der 3ten Offenbarung (siehe Sure 73, «Der Verhüllte») thematisierte Erheben erreicht in der 4ten Offenbarung (siehe Sure 74, «Der/die/das Verborgene/Zugedeckte/Geheimnis») einen höheren Grad des Bewusstseins. In diesem Kontext artikuliert die ihnen nachfolgende Sure 75 («Von der Auferstehung») sodann noch einen dritten Grad des Erhebens. Ihm wiederum folgt ein vierter, die Manifestation eines neuen Ganzen. Für sie steht die Sure 76 («Der Mensch»). Die Botschaft ist eindeutig: Der Mensch ist eine aus dem Gesetz der Vier hervorgehende Manifestation der Vollkommenheit und Gottheit. Dass die Verfasser des Korans das auch wirklich so zum Ausdruck bringen wollten, das wird über die Zahl Vier und die Koran-Zahl 19 und ihr Produkt 76 deutlich, welche die Zahl ihrer Wörter und die Zahl der Wörter der ersten Offenbarung ist (s.o.).
Unsere Betrachtungen haben gezeigt, dass schon die erste «Hälfte» der 4ten Offenbarung das vollkommene Ganze über das Prinzip des Zwei-Seins beschreibt. Die zweite «Hälfte» macht nichts Anderes. Doch macht sie es «anders». Der erste Teil hat das Wesen der Vier als den Wesenskern der Vollkommenheit über das «Erheben», «Warnen» und Benennen der «Zahl 19» direkt ins Bild gesetzt. Der zweite Teil macht das nun auf sekundäre Weise und wieder indirekt. Seine Erzählung und seine 14 Verse ergänzen die 5 Verse der ersten Offenbarung zu den 19 Versen der Sure 96 («Vom Gerinnen»). Es ist das Andere in Gestalt eines vermeintlichen «Rests» von 14 Versen, der zum Ganzen führt! Die durch ihn nun vollständig offenbarte Sure hat nicht nur 19 Verse, sie ist auch aus einer linearlogischen Sicht heraus eine 19te. Das aber erkennt nur der, der bereit ist, auch «andersherum», nämlich rückwärts zu zählen. Die Sure 96 ist von hinten gezählt die 19te Sure. Was in und mit ihr «gerinnt», das gerinnt wiederum aufgrund der Vier und ihrer Gesetze. Es gerinnt aufgrund der Weihe der Zwei, die das Andere und Umgekehrte bewusst zum Ausdruck des Ganzen macht.
Es ist die Zahl 19 die zeigt, dass die anfänglich notwendige und lineare Perspektive durch eine andere und zweite lineare Perspektive ergänzt werden muss. Sie verkörpert ein über das vorangehende Dasein hinausgehendes Sein, das das Ganze aus gleich zwei Perspektiven anschaulich macht.
Was hier die 19 in besonderer Weise zum Ausdruck bringt, das gilt für die Erzählung jeder Zahl in mehr oder weniger «verhüllter» oder «verdeckter» Weise. Doch greift der Koran in diesem Fall auf die Zahl 14 in Form der «restlichen» 14 Verse zurück. Die 14 hat eine besondere Nähe zum «Gesetz der Vier». Sie vereint sichtbar das Wesen der Einheit (1) mit dem Wesen der (be)greifbaren Substanz (4). Das macht sie über die Ordnung (12) der Hierarchie. In der 14 setzte die Zehn alias die Einheit deutlich den Rahmen, in dem die ihr nachgeordnete, «dinghafte» Vier interpretiert werden muss.
Der offensichtliche «Rest» von 14 Versen verändert nicht nur den abstrakten Blick auf die Zwei, er verändert auch den Blick auf den konkreten Korantext und seine Begriffe. Die 14 Verse erzählen, dass die der Zwei und dem «Rest» innewohnende Verneinung – im rechten Sinn verstanden – die göttliche Würde (be)greifbar macht. Der Text überführt das noch zwiespältige «Nein» durch sein Steigern und Erheben in das eindeutige «keineswegs». Solches Nein ist ein ganzheitliches, ein göttliches Nein. Es sind das «keineswegs» und das «wahrlich», welche die 14 Verse prägen.
Das Erheben der Zwei ist Gegenstand der 3ten Offenbarung. In der vierten Offenbarung wird es konkret nachvollziehbar und doch hat es schon die erste und zweite Offenbarung geprägt. In ihnen sind es die Metaphern vom Schreibgriffel und vom Propheten. Der Schreibgriffel steht im Dienst des Propheten und der wiederum im Dienst der Gottheit. Mit anderen Worten: Das jeweils Zweite ist dem Ersten unterworfen. Das «Niederwerfen» erschafft Hierarchien.
Die erste vollständig offenbart Sure 96 besteht aus 19 Versen und endet in ihrem 19. Vers mit der Aufforderung „Wirf dich nieder und nähere dich Gott!“. Die Aufforderung erwächst aus der vierten Offenbarung und somit aus dem «Gesetz der Vier», das die Sure mit zusätzlichen 14 Versen vollständig gemacht hat.
Der letzte und 19te Vers der Sure 96 überträgt das Ur-Gesetz in die Dimension des Bewusstseins (5). Dabei muss deutlich sein, dass das «Gesetz der Vier» nicht allein von der Ganzheit der zwei Ur-Pole Eins und Zwei, sondern auch vom Niederwerfen des zweiten Pols vor dem ersten erzählt (1-2). Analog zu der Symbolik entsteht die Ganzheit von Gott und Mensch (1—5) ebenso durch Hierarchie alias der Unterwerfung des Menschen.
In der Unterwerfung anerkennt der Mensch auch den der Ganzheit unterworfenen Zufall, dessen Zahlenarchetyp die Sieben ist. Die Sieben alias der Zufall berührt nun nicht mehr allein, unmittelbar und willkürlich die Erde. Vielmehr wird diese Berührung nun durch das menschliche Bewusstsein (5) realisiert und bewirkt. Das demonstriert der gläubige Muslim, indem er im Akt seines Niederwerfens mit sieben Punkten des Körpers die Erde berührt. Das sind der Kopf, die beiden Hände, die beiden Knien und die beiden Füße. In dieser Haltung ist er «der Gottheit am nächsten». Davon erzählt der letzte der 19 Verse der Sure 96: «Keineswegs! Gehorche ihm (dem Erdling / «Adam») nicht. Sondern wirf dich nieder. Und nahe dich».
Das Wissen, dass die Gottheit und Vollkommenheit von der Zweizahl getragen wird (und umgekehrt), ermöglicht es dem Schauenden, die Allgegenwart der Ordnung auch in der überaus komplizierten, dreidimensionalen und unter der Regie des rechten Winkels stehenden Welt zu erkennen, von welcher der Koran erzählt.
Die Botschaft der Offenbarung im Allgemeinen und der Sure 96 im Speziellen sind Gegenstand eines geometrischen Gleichnisses, das den Verfassern des Korans offensichtlich bekannt war. Es greift die von der Zwei getragenen Vollkommenheit in Form einer Kugel mit dem Radius 2 auf (Abb. 2). Die sich aus ihr entfaltende und «formende», dreidimensionale, unter der Regie des rechten Winkels stehende Welt wird von der Gestalt des Würfels verkörpert, der diese Kugel umgibt. Er hat die Fläche 96!
Der Würfel ist ein Sechsflächner. Seine Funktion ist die der Sechs und die verkörpert das Entfaltungsprinzip alles Lebendigen und macht es im konkreten Dasein in vielfacher Weise ansichtig. Im Falle der o.g. Kugel mit dem Radius Zwei wird die Mitte und «Gottheit» mit ihrer zentralen Eigenart der Polarität (r = 2) in der konkreten dreidimensionalen Welt des Würfels über dessen Oberfläche 96 sichtbar.
Abb. 2 Die (zentrale) Kugel mit dem Radius 2 umschließen die 6 Flächen eines Würfels.
Der aber wird über seine Oberfläche (A = 96) in Form der 96 sichtbar.
Der gläubige Muslim, der rituell die würfelförmige Kaaba, das Symbol der konkreten Existenz umschreitet, der demonstriert seinen Willen, über die äußeren Erscheinungen der Welt alias über ihrer Oberfläche, das gemeinsame Ganze von Einheit (Kugel) und Zweiheit (Radius) zu erfassen. Das im Großen stattfindende Ritual wiederholt sich im Kleinen im Studium des Korans. Wer den Koran in seinen Händen hält, wird ebenso konkret. Er geht der Spannung und Polarität nach, die der Engel Gabriel vermittelt und erschaut dabei in der 96 (Sure 96) eine neue, nun rational erfassbare «Oberfläche». Analog der Würfel-Oberfläche erscheint dem schauenden Menschen die Gottheit und Vollkommenheit aus einem erweiterten Blickwinkel. Aus ihm heraus ist auch der Koran (nur) eine «Oberfläche».
Das in der Sure 96 erzählte Bild vom «Geronnenen» und von den in ihm wesenden Zahlen 2, 96, 19 und 6 sind Metaphern. Andere Suren «gerinnen» über andere Zahlen zu anderen Bildern. Der Koran hebt jedoch die 114 – die Anzahl der Suren – und die Zahl 19 besonders hervor. Sie erzählen von zwei subjektiven Perspektiven auf das Dasein, stehen aber in einem klaren Verhältnis zu einander. Ihr Verhältnis ist das von Sechs (114 : 19 = 6), die Anzahl der Flächen des Würfels, der die Welt in ihren Erscheinungen verkörpert. Die Sechs ist – wie anderenorts ausführlich beschrieben – das Muster des Lebendigen und das Prinzip des Flusses des Lebens.
Die Geometrie der Sechs veranschaulicht, wie es die Abb. 3 zeigt, die zentrale Stellung der 19, die ihr auch im Koran zukommt. Das im Hexagramm verborgene Zentrum ist ein Gleichnis für die Einheit und Vollkommenheit, aus der die Welt hervorgeht. Aus dem Blickwinkel der Sechs entspricht sie dem Archetyp der 7. Die Entfaltung des an sich verborgenen Zentrums führt schließlich zum Erscheinen der 19. Den Weg der Entfaltung geht auch der Koran, der von der Herrschaft der einen Gottheit Allah (1) spricht. Sein Startpunkt ist die kurze, aus sieben Versen bestehende Eingangssure, die das Verhältnis des Menschen zu seiner Gottheit Allah beschreibt. Die ihr folgenden Suren entfalten das Verhältnis und begründen (manifestieren) durch sie ganz konkrete Muster eines rechten Verhaltens. Das Zentrum der neuen Gestalt ist die Zahl 19. Sie nimmt die Stellung ein, welche originär die Sieben und Einheit innehat.
Abb. 3 Das Hexagramm entfaltet und erfüllt den Wesenskern göttlichen Seins mit Dimension.
Es manifestiert das Ganze (1) in Gestalten und Oberflächen in Form der Archetypen 1, 7, und 19 … usw.
Der Wesenskern allen Daseins ist die Einheit und Gottheit (I). Die Geometrie des Hexagramms verrät uns, dass sich ihre Gestalt in den wachsenden Dimensionen verändert. Im einfachen, archetypischen Hexagramm erscheint sie als dessen Zentrum. Aus der Perspektive der Oberflächen ist der «Ur-Kreis» (I) ein siebter Kreis. Um das Hexagramm und seinen Wesenskern (I bzw. 7) entfaltet sich in Form einer 3. Dimension eine weitere «Oberfläche» (III), deren sichtbare Ordnung die 12 (12 Kreise) ist. Aus der Perspektive jener 3ten Dimension erscheint der Wesenskern des Ganzen in Form des Archetyps 19. Seine Geometrie bildet den Kontext zum Koran.
Dem aufmerksamen Leser des Korans wird das in der vierten Offenbarung konkret vor Augen geführt. Die 19 bewirkt aber schon in der ersten Offenbarung das Erheben des Bewusstseins. Nur geschieht das dort noch in larvierter Form, wie es deren 19 Wörter bzw. 4x 19 Buchstaben zeigen. Die Information über die 19 und das wachsende Hexagramm ist von großer Tragweite, denn sie zeichnet im Koran mit Hilfe der Zahlenarchetypen das Bild eines Fraktals, in dem die Archetypenmuster in stets neuen Dimensionen und neuen Gestalten erscheinen. Entscheidend im konkreten Wortsinn ist dabei aber der Blick des Subjekts (5) auf diese Muster. Sie sind Archetypen und müssen im konkreten Leben ihrem Wesen entsprechend in der jeweils herrschenden Dimension interpretiert werden. Die Quintessenz (5) ist eine auf das Subjekt bezogene Relativität. So wissen wir beispielsweise, dass im Großen andere Gesetze als im Kleinen gelten. Die auf die Substanzen konzentrierte Physik zeigt es uns. Aber auch die auf die Subjekte konzentrierten Geistes- und Rechtswissenschaften kommen ohne Tribut an jener Quintessenz nicht vorbei. Auch Gesetze stehen im Widerspruch und es gilt dann stets das Größere.
Die größten Muster sind die Archetypen. Sie sind immer die gleichen! Sie sprechen immer von der Teilhabe am Ganzen.
Wenn wir wie eingangs beschrieben, in Rechnung stellen, dass die Schlüsselzahl des Korans – analog dem Baumaß eines Sakralbaues – die 19 ist, dann sind die Suren in ihrem Verhältnis zur 19 spezifische Erzählungen über das Ganze. Im Blick auf sie erfahren wir mehr über die Zahl 114, der Gesamtzahl der Suren im Koran. Die 114 hat eine auffällige Teilbarkeit. Sie ist durch 2, 3 und 6 teilbar. Die 19 ist der Schlüssel für ihre Teilbarkeit. Durch ihn kommt sie die Teilbarkeit zustande.
1 x 19 = 19 = 114 : 6
2 x 19 = 38 = 114 : 3
3 x 19 = 57 = 114 : 2
4 x 19 = 76 = 114 : ³/2 Der Name der 76. Sure ist «Der Mensch»
Die 19 oder ihr Vielfaches erscheinen im Koran immer wieder unter verschiedenen Aspekten. Wir finden sie u.a. in der Anzahl der Wörter der Basmala, der Anzahl der Wörter der einzelnen Offenbarungen, der Anzahl der Verse der Sure 96, welche die 1te Offenbarung mit der 4ten Offenbarung zu einem Ganzen verbindet und sogar in der Struktur der mysteriösen Vorbuchstaben, die sich selbst einer mathematischen Schau entziehen.
Die genannten Beispiele der 19 hinterlassen anfänglich den Eindruck, dass sie sich auf die Verhältnisse der Bestandteile des Korans untereinander beziehen und allein die Teilhaftigkeit thematisieren. In der o.g. tabellarischen Darstellung hingegen geht es um die Zahl 19 im Hinblick auf die 114 Suren und somit auf das Ganze! Die Suren sind zwar (nur) die «Teile» des Korans, doch sorgt die in ihnen auftauchende Zahl 19 dafür, das sie das Ganze sichtbar machen. Die Zahl 19 erzählt in Wirklichkeit im Großen wie im Kleinen von der Anheftung der Teile an das Ganze und insofern auch von der Beziehung der Teile untereinander. Was die Zahlen grundsätzlich tun, das macht die 19 im Koran besonders deutlich: Die Zahlen und ihr Verhältnis offenbaren das wahre Wesen der Teilhaftigkeit. Bildlich gesprochen geht es um die Verbindung zweier Dimensionen, analog einem Nadelöhr. Tatsächlich ist die Metapher für den 19. Buchstabe des hebräischen und des arabischen Alphabets ein «Nadelöhr». Sein Zahlenwert ist die 100, die in der Ordnung der gezählten Dimensionen die dritte und verbindende Dimension eröffnet (110100).
Dass es den heiligen Schriften bei Nennung der 19 um die Anbindung des menschlichen Bewusstseins an das der Gottheit geht, das erahnt der Leser. Der differenzierte Blick auf die Teiler der 114 verschafft ihn Gewissheit. Der Kreis des Erkennens schließt sich, wenn der Leser sein erworbenes Wissen um die Zahl 4 mit dem neuen und differenzierten Wissen über die Zahl 19 verbindet: Der vierte Teiler der 114 ist die 19. Die Vier und die 19 entwickeln unterschiedliche Perspektiven, erzählen jedoch beide vom Ganzen. Der Koran setzt das tätig um und erschafft (manifestiert) die Basmala, die sogenannte Eingangsformel, die aus 4 Worten alias 19 Buchstaben besteht.
Der derart differenzierte Blick auf die Teile (Teiler) und das Ganze in Gestalt der 114, wie ich sie oben tabellarisch aufzeige, führt zur Frage nach dem vierten Produkt (4 x 19) und dessen Bedeutung im Koran. Das Produkt der sich unentwegt manifestierenden Vier und der aus ihr erwachsenden Funktion (✡) in Form der 19 (siehe III in Abb. 3) erhellt die Konstitution religiösen Bewusstseins. Das versucht der Koran zu vermitteln. Das konkrete Produkt ist die 76. Im Kontext des Korans gibt die Zahl unmittelbar die Antwort auf die Frage nach der Konstitution Menschen. Die Sure 76 trägt den Namen «Der Mensch». Kurzum: Der Logik des Korans und seiner maßgebenden 19 folgend, ist der Mensch eine vierte Manifestation. Im Menschen manifestiert sich das Göttliche und Ganze und das Vermögen, die Teile und das Ganze als eines zu erschauen. Der Kreis des Erkennens schließt sich weiter, wenn man entdeckt, dass die so bedeutende 4te Offenbarung aus 4 x 19 (= 76) arabischen Wörtern besteht, die zusammen 44 Verse formen. Die 44 verbindet zwei hierarchisch voneinander unterschiedene Vieren. Die eine steht für die Einser, die andere für die Zehner. Immer wenn sich etwas manifestiert, dann manifestiert es sich über das Wesen der Vier, unabhängig von der herrschenden Dimension. Das gilt selbst für die Manifestation des Bewusstseins (5) und es gilt für den Menschen wie für seine Gottheit.
Es lohnt sich, weitere Blicke auf die Brüche des Korans zu werfen. Der vierte Bruch der 114 (114 : ³/2 = 76 = 4 x 19) verrät, aus welchem noch tiefer reichenden Bruch die dem Menschen zugesprochene Eigenschaft, das Ganze in den Brüchen des Daseins zu erschauen, entsteht. Sie entsteht aus dem Bruch « ³/2 ». Der erzählt vordergründig vom Verhältnis der Funktion (3) zur Polarität (2). Inhaltlich erzählt er vom Verbindungsprinzip und dessen Wirken (3) im zwiespältigen Dasein (2). Der Bruch erzählt davon, dass ein solches Dasein seinem Wesen nach nach vorn und nach oben gerichtet ist und so Zukunft eröffnet. In der Realität erscheint es jedoch im Gewand eines Unvollkommenen und Gebrochenen, dient in Wirklichkeit aber dem Fortschritt und der Ganzheit. Tatsächlich steht auch und gerade der vierte und kleinste der vier Brüche, der mit seinem «Nenner ³/2 » selbst ein Bruch ist (114: 6, 114: 3, 114: 2, 114: ³/2) wiederum in einem erkennbaren Verhältnis zum Ganzen, das der Koran in Form der Zahl 114 zur Ansicht bringt.
Dem Leser entgeht leicht, dass hinter den Koran-Zahlen 114 und 19 und ihren o.g. Phänomenen die Zahl 6 wirkt. Die zwei den Koran prägenden Zahlen erwachsen aus ihrem Verhältnis und das besteht im Wesen der 6 (114:19 = 6). Über sie kann die 19 überhaupt erst erscheinen. Sechs krönt das Dasein des Lebendigen. Es ist das Lebens- und Funktionsprinzip schlechthin, das dem Anderen (2) und Jenseitigen (7) dem ihm gebührenden Platz im Diesseitigen gibt. Die Geometrie des sich entfaltenden Hexagramms macht die Beziehung von 6, 7 und 19 anschaulich (siehe Abb. 3). Was der zentrale siebte Kreis in der Grundform des Hexagramms ist, das ist die Zahl 19 aus der Perspektive der höheren Dimension. Im einfachen Hexagramm bringt die zweiseitige Funktion der Sechs (+ = ✡) die Sieben hervor, die ihrerseits in die diesseitige Welt zurückwirkt. Die Rückwirkung erfolgt wiederum über die dem Dasein zugehörige Sechs. Im sich entfaltenden Hexagramm der 19 Kreise besteht die erfahrbare und sichtbare Form nicht aus der einfachen Sechs, sondern aus der 12, der Zahl der Ordnung. Ihr Zentrum ist die zur 19 entfaltete Sieben. Sie ist es, die die Ordnung hervorbringt, von der der Koran erzählt. Die Geometrie der zwei Hexagramme macht den Anspruch des Islam gegenüber der ihm vorausgehenden jüdischen Religion anschaulich. Was die Genesis des Alten Testaments in Form von sieben Tagen in archetypischen Mustern beschreibt, das überträgt der Islam in eine zweite Dimension, in der das Bewusstsein des Menschen die Ordnung (12) der Dinge und mit ihr das zentrale Wesen der 19 reflektiert.
Sobald ein Bewusstsein (5) die prinzipielle Vollkommenheit allen Seins erfasst, erkennt es auch die wahre Konstitution des Menschen. Sie ist Gegenstand des 5ten Archetyps und insofern auch Gegenstand der 5ten Offenbarung.
Um ihren gewaltigen Zusammenhang zu umreißen, kann ich nachfolgend nur einige Schlaglichter auf die koranische «Offenbarung der Fünf» werfen. Zum besseren Verstehen ihrer Symbole erfolgt zuvor ein kurzer, wiederholender Blick auf den Archetyp der Fünf:
5 ist die Zahl des Bewusstseins und das besteht in der Fähigkeit der Schau. Das Ziel der Schau ist ein Zusammenfluss der Gegensätze in welcher der Mensch die Gottheit zur Erscheinung bringt (siehe 1—5). Die Polarität fordert das Bewusstsein heraus, sie mit der Einheit und Ganzheit in Einklang zu bringen. Solange sie nicht ins Licht der Ganzheit (1) gestellt ist, gibt sie weder Halt, noch führt sie zu Sinn und Erfüllung. Doch sind Gegensatz und Widerspruch die Voraussetzung, um das Licht sichtbar werden zu lassen. Die Religionen und ihre Schriften versuchen, jene grundlegende Verbindung zwischen den Brüchen des Lebens (2) und dem Ganzen (1) den Menschen vor Augen zu führen. In der «Offenbarung der Fünf» alias der «5ten Offenbarung» wird der Leser gezwungen, den unausweichlichen Gegensatz zu reflektieren und sein Potential und die aus ihm erwachsende Verpflichtung zu erfüllen.
Der vom schauenden Subjekt wahrgenommene Gegensatz wird in der «Flussform der Zahlen» durch die Stellung der Zahl 5 sichtbar. Die Zahlenstruktur zeigt, dass das Subjekt (5) über zwei Sichttiefen verfügt. Die erste und vordergründige wird vom fleischlichen Auge erfasst und entspricht der real existierenden Polarität 4-5, der Polarität zwischen der Substanz (4) und dem Geist in Form des Bewusstseins (5). Die zweite, hinter die Substanz der Dinge (4) reichende Sicht kann nur vom geistigen Auge erfasst werden. Sie entspricht der größeren Polarität 1—5, die über das konkrete Dasein (siehe Dreieck II / 4-5-6) hinaus reicht. Aus ihr heraus reflektiert das Bewusstsein das allgemeine Sein (1) in seiner Polarität (2) und Funktion (3). Das Bewusstsein vermag die zwei Perspektiven in ihren Dimensionen zusammenzuführen. Es greift und begreift die Wirklichkeit (4 5 plus 1 5). Im Zusammenfluss der zwei Sichtweisen führen Wissen und Glaube zur Gewissheit.
Aus einer ausschließlich auf die Substanz gerichteten Sicht und ihrem dinghaften Wissen erscheint der Glaube widervernünftig und suspekt, denn er beleidigt die linearlogisch funktionierende Vernunft, die den Menschen seine herausgehobene Stellung im Tierreich und sein Menschsein einst hat erkennen lassen. Das Vermögen zu glauben, übersteigt die linearlogisch funktionierende Vernunft und erweckt eine höhere, welche die erste einschließt. «Vernunft» kommt von «vernehmen» und «wahrnehmen». Der Glaube nimmt auch das wahr, was jenseits der Substanz wirkt. Das gilt für die Theologie und Philosophie ebenso wie für die Mathematik und Physik. Auch ihre Vernunft kommt – wie wir immer wieder erfahren – zu einem «Ende», das auf ein Mehr verweist.
Der Koran eröffnet den Blick auf dieses Mehr. Er thematisiert konsequent den Widerspruch und fängt ihn mit dem Archetyp der Fünf wieder ein. Die 5te Offenbarung ist deshalb keineswegs einer Sure allein zuzuordnen. Doch das Bestechende ist, dass jede der überlieferten Zuordnungen im eigentlichen Wortsinn «eindeutig» ist. Der umfassende Blick der Fünf auf das Ganze zeigt, dass es am Ende der Wahrheit egal ist, wie man sie erlangt hat, sofern man sie denn erlangen will.
Der Weg zur Wahrheit führt über die Dinge (4). Das machte es uns möglich, über die Chronologie der vier Offenbarungen eine prinzipielle Ordnung zu erkennen. Die 5te Offenbarung sprengt nun den Rahmen wieder, denn tatsächlich liegt eine vollständige Chronologie aller Offenbarungen nicht vor. Die Überlieferungen berichten, dass eine solche im direkten Auftrag des Propheten vom Imam Ali innerhalb von «sechs Monaten» erstellt worden sei. Jenes «Buch Ali» sei aber nicht mehr vorhanden. Einige Quellen berichten, dass die sogenannte «Mushaf Ali» doch noch vorhanden, aber nicht mehr öffentlich zugänglich sein soll.
Andere noch vorliegende aber unvollständige Überlieferungen behaupten, die eröffnende Sure 1 (Sure Fatiha) entspräche der 5te Offenbarung und sie sei gleich zweimal offenbart wurden, im «ersten» und im «letzten Jahr» der Offenbarungen, d.h. in Mekka und in Medina. Im ersten Jahr sollte sie die 5te Stelle eingenommen haben. Die so beschriebene innere Polarität der ersten Sure wirft ein anderes und zweites Licht auf die Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit. Sie ist keine Singularität im strengen Sinn mehr. Vielmehr geht sie mit der Polarität einher. Umgekehrt ist so auch die Polarität nun keine profane mehr. Sie entspricht eher dem sogenannten «Alfa und Omega» eines ersten Ganzen, das die Regie für alle nachfolgenden Manifestationen führt. Genau das macht die Basmala. Die sogenannte Eröffnungsformel ist die regieführende Formel im Koran.
Für Stefan Makowski, dessen Schrift ich die vorangehende Folge der ersten vier Offenbarungen entnommen habe, ist die 5te Offenbarung völlig selbstverständlich die Offenbarung der Basmalla. Wir wollen sie deshalb als Erste unter dem Blickwinkel der 5 in Augenschein nehmen.
Die Eröffnungssure, die «Fatiha» ist die 1te Sure im Koran. Sie besteht aus der Basmala und den ihr folgenden 7 Versen:
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen
(1) Lob sei Allah, dem Weltenherrn,
(2) dem Erbarmer, dem Barmherzigen,
(3) dem König am Tag des Gerichts.
(4) Dir dienen wir, und zu Dir rufen wir Hilfe wir.
(5) Leite uns den rechten Pfad,
(6) den Pfad derer, denen Du gnädig bist,
(7) Nicht derer, denen du zürnst, und nicht der Irrenden.
Die Basmala wurde bei der Zusammenstellung des Korans – mit Ausnahme der Sure 9 – vor jede einzelne Sure gesetzt, so auch vor die Sure 1. Die Sure hat für das Ganze und in Bezug auf die Basmala eine besondere Bedeutung. Sie schreibt in ihrem Vers 2 der Gottheit Allah eine Zweiheit von Attributen zu, das Erbarmen und die Barmherzigkeit. Kurzum: Die Zwei alias das Zweite werden der Willkür entzogen. Der Vers 2 stellt die Zwei in den Dienst der Eins. Die Eröffnungssure macht in ihrem 2ten Vers das, was auch die Basmala macht. Sie huldigt dem Namen Allah durch eben diese zwei Attribute. Die bedeutungsschwere und ausdruckstarke Gleichsetzung des 2ten Verses mit der Überschrift – dem Ganzen – lässt den Leser leicht eine andere, ebenso starke Aussage übersehen, welche die erste in einer weiteren Dimension bekräftigt: Die Basmala thematisiert nicht Allah, sondern den «Namen Allah»! Das ist von Bedeutung, da der Name die un(be)greifbare Gottheit ein Stückweit (be)greifbar macht.
Ein Name entsteht im Akt der Zuordnung und des Unterwerfens des Benannten unter etwas Allgemeineres und Höheres. Der Benennungsakt strukturiert den Blick und richtet ihn aus. Im Falle der Gottheit handelt es sich um die erste denkbare Orientierung und die ist zahlensymbolisch gesehen die Ausrichtung der Zwei an der Eins. In der Basmala ist es der «Name Allah“, der das vermeintlich zwiespältige Wesen der Zwei einfängt. Die zwei dinglichen Attribute, das Erbarmen und die Barmherzigkeit sind etwas (Be)Greifbares. Die Begreifbarkeit erlangen sie über das Höhere, hier über den Namen der Gottheit. Er bekundet die göttliche Natur aller in ihrem konkreten Dasein namentlich erfassbaren Dinge.
Im Text der Sure fehlt nun aber der rahmende Begriff «Name». An seine Stelle tritt ein neuer und erweiterter Rahmen. Er wird durch die Verse 1 und 3 gebildet. Der im 2ten Vers genannte «Erbarmer» und «Barmherzige» wird durch die alternativen Begriffe «Weltenherr» – im Vers 1 – und «König» – im Vers 3 – gerahmt. Das bedeutet, dass eine Polarität durch eine andere und größere auf fraktale Weise systematisch eingefangen wird.
Die Begriffe «Weltenherr» und «König» beschreiben auf noch präzisere Weise das Dinghafte und Konkrete im Dasein als es der Begriff «Name» vermag. Die von Sure 1 ins Bild gesetzte und erweiterte Ausdrucksform bezeugt Allah als den Herrscher über mindestens zwei Dimensionen, die Dimension des Geistes und die Dimension der Substanzen.
Die eröffnende Basmala besteht aus 19 Buchstaben. Exegeten, die in ihr die 5te Offenbarung erkennen, folgen dem Bezug der Zahlen 5 und 19. Sie erkennen in der Schau (5) der 19 das eigentliche Sein, um dessen Erkennen sich die Religion rankt. Ausgangspunkt ist das Wesen der Fünf, also das Vermögen, die Eins und Einheit (1) zu erschauen (5) analog dem Symbol 1—5. Der Koran erfasst das Verhältnis der zwei Archetypen frühzeitig in seiner ersten Offenbarung, die aus 5 Versen bzw. aus 19 Wörtern oder 4x 19 Buchstaben besteht. Was in der ersten Offenbarung angelegt ist, das entfaltet sich wiederum auf fraktale Weise in der fünften Offenbarung. Die so aufeinander aufbauenden koranischen Bilder machen sinngleich das, was die Zahl 5 und der aus ihr hervorgehende goldene Schnitt in der Geometrie macht: Sie machen die Einheit des Seins über die Dimensionen hinweg sichtbar.
Da das Ganze sich mehrdimensional entfaltet, kann sein Entfalten ebenso in anderen Zusammenhängen und Linearitäten nachvollzogen werden, so beispielsweise im Entstehen der Suren und ihrer Ordnung. Von besonderem Interesse sind hierbei wiederum die 5 Verse der allerersten Offenbarung. Sie werden zum ersten Teil der Sure 96, die nach weitgehend übereinstimmendem Urteil der Exegeten auch die erste vollständig offenbarte Sure ist. Die Sure «Vom Gerinnen» beschreibt die Fünf alias den Menschen mit seinem schauenden Bewusstsein (5) als ein aus der Substanz (4), der Vierzahl hervorgehendes Wesen. Das Erheben der Fünf ist die eine Hälfte der Beschreibung. Die andere Hälfte beschreibt das Erbe des aus der Vierzahl Erhobenen. Als solcher ist der Mensch notwendig in der Substanz verhaftet und dem Wesen der Zeit und ihrem Vergehen unterworfen. Jene zweite Seite greift die Sure 76, die Sure «Vom Menschen» auf, die auch die Sure «Von der Zeit» genannt wird.
Die Verbindungen der Suren 1 («Die Öffnende»), 96 («Vom Geronnenen») und 76 («Der Mensch») sind auf verschiedene Weisen im wörtlichen Sinn eindeutig. Doch sind die Verbindungen ihrer Natur nach inhaltliche, also vorwiegend erzählende und nur sekundär auch zählende. Man sollte sie deshalb primär über die Zahlenstruktur der Archetypen erfassen und die Inhalte wie nachfolgend ausgeführt, in den auftretenden Zahlen suchen.
Die aus 5 Versen bzw. 19 Wörtern oder 4x 19 (= 76) Buchstaben bestehende erste Offenbarung entfaltet sich über die 5, das «Wesen Mensch» auf unterschiedliche und sich doch ergänzende Weise in den Suren 96 («Vom Geronnenen») und 76 («Der Mensch»). Der in der 1ten Offenbarung noch in fraktaler Form verborgene Inhalt erscheint (4) sowohl in der Sure 96 («Vom Geronnenen») als auch in der Sure 76 («Der Mensch») in (be)greifbaren Formen. Der Inhalt wird zur direkten Erscheinung (4). Die Sure 96 macht es uns leicht, in dem von ihr gezeichneten Bild vom «Vom Geronnenen» und konkreten Benennen der Zahl 19, das Prinzip des Konkret-Werdens zu erschauen. Die Sure 76 («Der Mensch») hingegen verlangt mehr als nur das Benennen der Zahl 19 oder die Nachzählbarkeit von 19 konkreten Wörtern. Um den in der 1ten Offenbarung verborgenen Inhalt in der Sure 76 zu entdecken, d.h. zu «erschauen» (5), muss man die zählende und die erzählende Seite der Archetypen jetzt zusammenzudenken. Erst so erblickt man das in ihr verborgene «Maß». Der Exeget muss konkret die Archetypen 4 und 19 zusammendenken, denn die 76 ist das Produkt von 4x 19. Er muss Inhalt (19) und Form (4) zusammendenken. Erst dann erhebt sich die Sure 76, die «Sure vom Menschen», über die Linearität, d.h. über das «Maß der Wörter» und schafft ein neues Bewusstsein.
Dieses andere und neue Bewusstsein (5) entfaltet der Koran von der ersten bis zur letzten Sure auf immer neue und ausführlichere Weise. Verfolgt man dessen Entwicklung bis zu seiner letzten, der 114ten Sure, so fragt man sinngemäß nach der «letzten Botschaft». Dabei findet man eine auffällige Verbindung zur Sure 76 («Der Mensch»). Die Sure 144 trägt den Namen «Die Menschen». Die letzte Sure greift die Urbeziehung 1-4, die Beziehung von dem Einen und den Vielen, die Beziehung von Ganzheit (1) und Substanz (4) auf. Sie zeigt, dass die Ur-Beziehung alias die Ur-Formel auch die «Dimension Mensch» formt. Sie überträgt das wesenhafte Prinzip Mensch auf ihre konkrete Vielzahl, auf «Die Menschen». Man möchte hinzufügen: … und auf deren Eins-Sein.
Die Botschaft der letzten Sure geht auch darüber noch hinaus, denn sie beantwortet nicht nur die Frage der Anthropologie, sondern auch die Frage nach der Gottheit des Menschen. Die Sure thematisiert nicht allein die Pluralität des Menschen, sondern auch die der Gottheit. Auch die Gottheit ist im eigentlichen Wortsinn eindeutig eine plurale. Sie ist «Herr», «König» und «Gott der Menschen». Die vorangehende Botschaft, dass alles Dasein primär kein dingliches, sondern ein prinzipielles Dasein ist, umfasst nun auch das Wesen der Gottheit. Der Mensch (5) erkennt: Es ist ein Fließendes im Sinne der Sechs. Die aus 19 Wörtern bestehende letzte Sure 114 hat 6 Verse.
Das Bild rundet sich in Beantwortung der Frage ab, warum der Koran ausgerechnet 114 Suren hat. Im Hinblick auf seine 19er-Struktur gibt sie der 114 (= 6 x 19) einen Sinn. Die Zahl 19 ist das «Nadelöhr» zwischen der Struktur des Korans und seinen Botschaften. Die über allem stehende Basmala erschließt sich über sie ebenso wie der Sinn der geheimnisvollen Koran-Vorbuchstaben.
Bei der Besprechung der 5ten Offenbarung und der Suche nach ihrer Stelle im Koran, kann man die tiefgründigen Forschungen von Theodor Nöldeke nicht übersehen. Nach den von ihm erstellten chronologischen Reihen der Offenbarungen der Koran-Texte ist die 5te Offenbarung die Sure 108. Es ist die kürzeste aller Suren und besteht aus nur 3 Versen:
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen
(1) Wahrlich, Wir haben dir Überfluss gegeben.
(2) Darum bete zu deinem Herrn und schlachte (Opfer).
(3) Siehe, dein Hasser soll kinderlos sein.
Wenn es bei der Fünf um das «Erschauen» der Einheit und Ganzheit (siehe 1—5) geht und man dieses auf den kleinstmöglichen Nenner bringen möchte, dann ist das die Zahl Drei alias das Dreieck. Die Drei erhebt sich aus der Ebene der Linie, wie sich die Fünf nach ihr und nach ihrem Vorbild aus der Ebene der Flächen erhebt. Die Symbolik der Pyramide erzählt von diesem kurzen aber ausdruckstarken Weg des Erkennens. Der Koran erstellt eine Brücke zu ihm in der Sure 108.
Im Zusammenhang mit der kürzesten Sure muss auch die längste, die Sure 2 genannt werden. Auch hier verrät ihr Archetypus, warum sie die längste Sure ist. Bringt man alles, wie bei der Sure 108 geschehen, auf den kürzesten Nenner, so kann man den Urgrund dafür, dass es das unendliche und vielfältige Dasein überhaupt gibt, nur in der Polarität, der Zwei erblicken. Mit der Zwei und Polarität, der ersten «Existenz» im weitesten Sinn kam es zum «Dasein» an sich. Die Zwei stößt die Tür für jede Vielheit und damit zur Fülle auf.
Das Geheimnis der Wirkmacht des Korans besteht nicht allein, wie dargelegt in seiner auf den Zahlen basierenden, triadischen Logik, denn die teilt er mit anderen Weisheitslehren, die sich ebenso über das Wissen um die Archetypen erschließen lassen. Seine Wirkmacht entsteht vielmehr aus dem Wesen der Dreizahl, die er verkörpert.
Der Islam ist die dritte der drei sogenannten abrahamitischen Religionen. Alle drei, das Judentum, das Christentum und der Islam berufen sich auf den einen Ur-Vater Abraham.
Der Koran anerkennt die Schriften der ihn vorangehenden Religionen. Als die Dritte in der Folge führt er deren Widersprüche zusammen und entwickelt aus deren Botschaften eine eigene und neue Dynamik (3). Der Archetyp der Drei ist jedoch kein Neutrum. Er ist eine aus der Polarität erwachsende Kraft, die selbst wieder von polarer Natur ist. Zum einen ist der Islam sowohl gegenüber dem Judentum als auch gegenüber dem Christentum der herausfordernde Gegenpol. Zum anderen vereint das Dritte in sich den Gegensatz zweier Wirkrichtungen ( + = ✡). Sie dynamisieren den Leser des Korans in besonderer Weise, denn sie bringen ihn zu seiner wirklichen, d.h. wirkenden und machtvollen Funktion. Von der Auslegung seiner Texte geht eine besondere Gefahr aus, sofern man nicht die wahre Intension und Spannweite seiner Strukturen realisiert.
Abb.: Aus den linear und gegenpolar erscheinenden Religionen der Juden und Christen erhebt sich der Islam als eine dritte abrahamitische Religion. Das Dritte vereint und es differenziert und spaltet zugleich.
Während das Judentum und das Christentum ihre Botschaften über imaginäre Figuren wie Abraham, Moses und Jesus vermittelt, verleiht der Islam ihnen Ausdruck über die historisch Person Mohammeds. Mohammed hat nachweislich gelebt. Seine nachweisbare Existent und sein reales Tun wirken für die in der Substanz lebenden und verhafteten Menschen überaus verbindlich. Die Botschaften des Propheten werden von den Menschen unmittelbar aufgenommen und als ein wörtlich zu verstehendes Orientierungswissen verstanden. Darin besteht ihre größte Gefahr, denn Religion ist immer eine Wissenschaft der Archetypen, die im Konkreten die Subjekte ausnahmslos an ihre Grenzen führt und deren «Aufgabe» im höchsten, wörtlichen und wahrhaftigen Sinn fordert. Im Scheitern an ihrer Aufgabe entsteht die Tragik der Religion. Dass Scheitern aber teilen alle Religionen, denn die erlösende Kenntnis über die Archetypen ist kein Allgemeingut. Die Unkenntnis der Strukturen und Muster führt relativ früh zu Kategorienfehlern und in die Falle der linearen Logik.
Die zur Tora und den Evangelien kurzen aber überdeutlichen und scheinbar leicht zu verstehenden Texte des Korans werden zu scharfen und gefährlichen Schwertern. Im Gegenzug zeichnen die Texte zugleich die Muster und Strukturen auf, die das rechte Führen der Schwerter ermöglichen. Erst durch die sich ergänzenden Polaritäten wird der Koran wirklich verständlich und kann seine fruchtbringenden Wirkungen entfalten.
Kurzum: Der Koran führt den aufmerksamen Leser zum Mysterium der Zahl und ihrer zählenden und erzählenden Seite. Der vernunftbegabte und kritische Leser kann der im Koran allgegenwärtigen Zahl nicht entkommen. Der Koran führt sie dem Leser regelmäßig in Form von geometrischen Bildern vor Augen. Wer sich sodann mit der Geometrie und den von ihr erzählten Inhalten beschäftigt, wird direkt zu ihren religiösen Botschaften geführt.
Die dimensionsübergreifende Sprache ist die Stärke des Korans. Sie zeichnet in zwei Dimensionen scharfe und abstrakte Bilder, die man in beiden Dimensionen verstehen kann. Die umfassenden Botschaften des Korans sind über die Geometrie offenbar leichter zu erfassen als die ebenfalls abstrakten Botschaften der Bilder anderer Religionen. So wie der Koran seine Botschaften über die Geometrie auf den Punkt bringt, so entwirft er aber zugleich in seinen 144 Suren komplexe menschliche Verhaltensregeln. Das macht den Islam so wirkungsstark.
Weiterführende Aufsätze von Michael Stelzner über den Koran sind zu finden unter:
((1))Die Koran-Zahl 19 und ihre Anbleitungen (19 im Koran.doc)
((2))Die mysteriösen Koran-Initialen und das polare Wesen der Zahlen
Fußnoten
¹ Die Schriften des Ibn Ishaq sind sehr umfangreich und das Buch «Ibn Ishaq: Das Leben des Propheten» (s.u.) enthalten nur einen Teil von ihnen. Die hier wiedergegebenen Offenbarungserzählungen gehören nicht dazu und sind entnommen aus «Stefan Makowski «Die Weltformel 19» (s.u.).
² Siehe u.a. Stefan Makowski «Die Weltformel 19».
³ Auch die Zahl 20 muss man von ihrem Symbolgehalt her betrachten. Sie erhebt die Zwei und den Zwiespalt (2) in die höhere Dimension der 20. Die Beteiligten und Übermittler versuchen, die das Leben ausmachende Differenz nicht etwa zu beseitigen, sondern nutzen sie, um eine neue Dimension zu manifestieren. Sucht man in der Geometrie nach einem Gleichnis für die Manifestation der 20, so kann man sie im Entstehen des Dodekaeders (20-Kugler) aus dem Tetraeder (4-Kugler) erkennen.
⁴ Der unaussprechliche Name der Gottheit des Alten Testaments besteht aus den vier Buchstaben JHWH. In der Buchstaben- und Zahlensymbolik der hebräischen Sprache bilden sie die Zahlen 10-5-6-5 ab. In dem Namen verbirgt sich die Formel 10 = 5 + 5.
⁵ Ibn Ishaq. Das Leben des Propheten. Tübingen 1976.
⁶ Man beachte, dass der Befehl «Lies!» (Schau!) im originalen Korantext der Sure 96 nur zweimal erscheint. Nach der Erzählung des Ibn Ishaq über die Offenbarung des Textes hat es der Engel Gabriel jedoch gleich fünfmal befohlen. Ibn Ishaq thematisiert die spannungsreiche Situation über die Zahl 5. Der Korantext hingegen beschränkt sich auf das Thematisieren der Polarität. In welchem spiegelbildlichen Zusammenhang die Zahlen 2 und 5 stehen, das zeigt die «Flussform der Zahlen» über ihre fraktale Dreieckstruktur. Die Polarität 1—2 schlägt sich dort in ihrer höheren Dimension in der Polarität der Dreiecke I—II nieder. Was die Zahl 2 im ersten Dreieck (I) ist, das ist die Zahl 5 im zweiten Dreieck (II). Insgesamt geht es darum, dass die Fünf, das Subjekt und sein Bewusstsein das Spiegelbild der Gottheit, der Einheit und Vollkommenheit ist.
⁷ Hier muss angemerkt werden, dass die Vier aufgrund ihrer Bindung an die Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit stets neue und immer vollkommene Gestalten hervorbringt. Die Vier bringt in allen Dimensionen immer wieder Vieren hervor. Deshalb führt die an sich schon vollkommene 4te Offenbarung zur Vervollkommnung der ersten vollkommen offenbarten Sure 96. Die erste Offenbarung selbst besteht aus zwei Teilen, aber aus 44 Versen. Die Botschaft dahinter ist die Manifestation der Vollkommenheit trotz Differenzierung und der Existenz mehrerer Dimensionen. Die unauflösbare Bindung der immer auf neue Weise entstehenden Manifestationen alias Vieren an die Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit führt zu fraktalen Strukturen. Von ihnen erhält man einen Eindruck über ein besonderes magisches Quadrat der Vier. Obwohl es 880 verschieden magische Vierer-Quadrate gibt, besitzt das nachstehende eine nicht zu übertreffende fraktale Struktur. Die Zahl 34 ist nicht nur die Summe der Zahlen in den 4 Zeilen, den 4 Spalten und den 2 Diagonalen, sondern auch in allen möglichen 2×2-Quadraten.
⁸ Warum hier das Unverständnis geradezu notwendig ist, liegt an der noch unvollkommenen Beziehung des Menschen zu seiner von ihm wahrgenommenen Gottheit. An dieser Stelle hat der Mensch seine größte Erhebung noch nicht erfahren. Sie kommt nicht von der Gottheit als Subjekt, sondern von ihm selbst, der bis dahin die Gottheit als ein Subjekt «vor sich gestellt» hat. Nach der höchsten Erhebung stehen sich die Subjekte Mensch und Gottheit auf einer Ebene direkt gegenüber. Aus dieser wechselseitigen Perspektive wird der «Rest 14» ebenso zum Hauptgegenstand. Vor der letzten initialisierten Sure, der Sure 68 steht deshalb die 14 in Form des «N(un)», des 14ten Buchstabens des Alphabets. Das «Initial 14» tritt als Formel an die Stelle der Vorstellung von Subjekten.
⁹ Erstmals taucht hier der Begriff Qur‘an (Koran) auf, der soviel bedeutet wie das „Gelesene“, die „Rezitation“, das „Gesprochene“.
¹⁰ Die «Flussform der Zahlen» deckt die Stellung der 14 und somit ihr Wesen auf. Die 14 ist die dritte Erscheinung einer grundsätzlichen Polarität. Das anfängliche Urverhältnis 1—2 wird vom Bewusstsein der Subjekte (5) zunächst nur reflektiert (1—5). In seiner dritten Dimension wird es zu einer Funktion. Das so erneut erhobene Bewusstsein erschaut das Urverhältnis und seine Funktion in der Zahl 14.
¹¹ Beachte: Das «Erhebe Dich …» erscheint hier das 2te Mal. Schon in der 3te Offenbarung forderte Gabriel das Subjekt Mohammed auf, sich zu erheben. Während er Mohammed in der 3ten Offenbarung noch als einen vollkommen «verhülltes», d.h. ein «eingewickeltes» Subjekt (5) ansieht und es und zum (Auf)Stehen auffordert, damit es zu einer Erscheinung werden kann, spricht der Engel Gabriel das Subjekt (5) Mohammed in der 4ten Offenbarung nun nur noch als einen «Bedeckten» an, der sich schon einmal erhoben hat aber dennoch ein «Bedeckter» ist. Der nun nur noch Bedeckte und nicht mehr vollkommen Verhüllte muss sich weiter erheben und an Profil gewinnen. Er muss konkret werden und «warnen», so wie die 19 in dieser 4ten Offenbarung bzw. sodann in Sure 74:30 konkret wird und daraufhin die Verneinung (2) im Sinne der Ganzheit (1) einsetzt – eben «warnt». Das setzte die Sure 74 um, indem sie eine viermalige Verneinung («Keineswegs …») ausspricht.
Kurzum: Das in der 3ten und der 4ten Offenbarung ausgesprochene Erheben sowie seine graduellen Unterschiede werden in den Suren 73 («Vom Verhüllten») und 74 («Vom Bedeckten») aufgenommen und weiter entfaltet. Ihnen folgt die Sure 75 («Von der Auferstehung»). Sie artikuliert den dritten Grad des Erhebens.
Sura 73 („Vom Verhüllten“) hat insgesamt 20 Verse.
¹² Beachte, dass in der 4ten Offenbarung zweierlei Verneinungen gebraucht werden, das «keineswegs» und das einfache «nein», also eine Graduierung des vermeintlich Negativen (2). In beiden Fällen aber steht es im Dienst der Eins, im Dienst der Gottheit.
¹³ Die vom Bewusstsein erkannte, erhöhte 3 ist der hebräischen Symbolik des Alten Testaments nach die Zahl 30. Der Koran stellt ihr Wesen in einer noch einmal höheren Dimension vor und erkennt das «erhabene Dritte» in der Zahl 19, denn mit ihr beginnt das 3te, erhabene Dreieck [3].
¹⁴ Die Koranübersetzungen ergänzen den Text zumeist mit dem Einfügen des Namen Allah. Der Originaltext hingegen vermeidet dies bewusst, denn wer die Tiefe der Botschaft versteht, der überwindet die einen Namen stets begleitende dingliche Bindung. Das « … Und nahe dich» ist ein im Niederwerfen Sich-Selbst-Näherkommen.
15 Man mache sich hier klar, dass das fleischliche Auge stets nur Oberflächen erblickt! Nur wer den verborgenen, weil unsichtbaren Inhalt wahrnimmt und in Rechnung stellt, der erlebt das Ganze.
16 Im Duodezimalsystem (Zwölfersystem) wird die Zahl 114 als 96 geschrieben. Der Autor ist dem inhaltlichen Zusammenhang nicht näher nachgegangen, vermutet aber, dass es einen solchen gibt. Möglicherweise bezieht sich die Zahl der 114 Suren u.a. auch auf das komplexere Zwölfersystem, das schwer zu durchdringen ist. Vielleicht kann man auch auf diese Weise die erste vollständig offenbarte Sure 96 inhaltlich weiter erschließen.
17 Der Koran spricht einerseits von der EINEN Gottheit und entfaltet andererseits ihr Wesen in 114 Suren. Seine Texte entfalten das Eine in abstrakten, fraktalen Bildern. Das zeigt u.a. die Aufgliederung seiner Offenbarungen in die Anzahl ihrer Wörter:
114 : 6 = 19 Anzahl der Wörter in der 1ten + 4ten (2. Teil) Offenbarung Sure 96
114 : 3 = 38 Anzahl der Wörter in der 2ten Offenbarung // Sure 68
114 : 2 = 57 Anzahl der Wörter in der 3ten Offenbarung // Sure 73
18 In der Physik glaubte man lange, daran, dass die Naturgesetze wahrhaft universelle Gesetze seien. Der Blick ins Kleinste, ins Subatomare brachte die Quantenphysik hervor. Ihre Gesetze stehen den Gesetzen des Makrokosmos diametral gegenüber. Ihre Einheit werden sie in der Archetypenlehre finden.
19 Deshalb muss beispielsweise der Moslem Almosen geben. Wer es tut, begreift alsbald aber auch, dass sie nicht immer richtig sind und lernt, sie auf einer höheren Ebene zu verstehen. Im bewusst umgekehrten Verhalten ist die «Almose» dann ein geistiges Opfer.
Ähnlich verhält es sich umgekehrt bei der vielzitierten «Nibelungen-Treue». Im biblischen Kontext ist das die «AbrahamTreue». Abraham war über alle Hindernisse hinweg bereit, seinen einzigen Sohn zu opfern. Er hatte begriffen, dass es etwas über ihm gibt, dass er nicht vollends durchschaut, dass aber sein Bestes will. Weil der Irrtum dabei nicht ausgeschlossen werden kann, geht er ins Wagnis. Das empfindende Subjekt kann das Verhalten Abrahams (Link setzen), des Urvaters der monotheistischen Religionen nur verstehen, wenn es sein Wesen versteht. Das besteht im Aufrechterhalten des Lebensflusses (6). Dessen Relevanz erschließt sich dem in die Archetypen Eingeweihten über den Namen Abraham (1-2-200-5-40).
20 Hier sei daran erinnert, dass der Koran bewusst auf dem Wissen der Tora aufbaut, deren Basis wiederum das Buch Genesis ist. Ihm zufolge wurden am 6ten Tag vier Arten von Erdenwesen geschaffen. Das waren zum einen die Kriechtiere, die Herdentiere und die Wildtiere und zum anderen das vierte Wesen, der Mensch (Gen 1:24ff). Das «vierte Tier» verfügt über das Bewusstseinspotential «nach oben» zu schauen. Der Blick der vorgehenden drei Tierarten ist nach unten gerichtet. Das Tier ist auf den Erdboden fixiert. Auch der Mensch (Adam, der «Erdling») steht auf ihm, verfügt aber über das Potential, das von den heiligen Schriften ins Bild gesetzt wird.
Ähnlich verhält es sich umgekehrt bei der vielzitierten «Nibelungen-Treue». Im biblischen Kontext ist das die «AbrahamTreue». Abraham war über alle Hindernisse hinweg bereit, seinen einzigen Sohn zu opfern. Er hatte begriffen, dass es etwas über ihm gibt, dass er nicht vollends durchschaut, dass aber sein Bestes will. Weil der Irrtum dabei nicht ausgeschlossen werden kann, geht er ins Wagnis. Das empfindende Subjekt kann das Verhalten Abrahams (Link setzen), des Urvaters der monotheistischen Religionen nur verstehen, wenn es sein Wesen versteht. Das besteht im Aufrechterhalten des Lebensflusses (6). Dessen Relevanz erschließt sich dem in die Archetypen Eingeweihten über den Namen Abraham (1-2-200-5-40).
21 «Enzyklopädie des Islam», online zu finden auf «eslam.de», Anbieter: m-haditec GmbH, Zum Huchtinger Bahnhof 31, 28259 Bremen.
22 Stefan Makowski: « … bei der fünften Offenbarung, dem Eröffnungsvers der 114 Suren des Korans …» (S. 30).
23 Theodor Nöldeke, Geschichte des Qorâns, Göttingen 1860. In völlig umgearbeiteter Neuauflage durch Friedrich Schwally, Gotthelf Bergsträsser, Leipzig 1909, 1919, 1938 oder Hildesheim 2013, ISBN 3-487-30149-0.
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