Über das bisher Gesagtem erfahren wir auch mehr über die Zahlen 12 und 20, welche die Oberfläche von Dodekaeder und Ikosaeder formen. Sie symbolisieren die Verbindung des Konkreten und Dualen (2) mit dem Numinosen (0) alias der ungreifbaren Einheit (1). Die zwei Symbole 2 und 0 umfangen von zwei Seiten die «Zahl Eins». Das bedeutet: Sie umfassen das, was vom Menschen einerseits als Einheit oder Gottheit wahrgenommen wird und andererseits doch immer wieder auf duale Weise erscheint und wirkt (6). Was hier die Zahl 20 erzählt, das erzählt auf ähnliche Weise auch die Zahl 12, die Zahl der Ordnung. Sie stellt die Verbindung von Einheit (1) und Gespaltenheit (2) direkt und auf einfachste Weise her, nämlich über die zwei ersten Zahlen des Zahlenstrahls. Alles in Allem erhalten das Irrationale und das Duale in den Zahlen des Ikosaeders einen Platz im Dasein.
Das Ikosaeder erfasst das Abweichende und Andere in seinem Extrem. Dabei erzählt es primär von einem erweiterten Bewusstsein. Ein solches macht es das Irrationale aber auch messbar. Das verlangt, die gemessenen irrationalen Größen in den gebotenen, ganzheitlichen Kontext zu setzen. Deshalb versuchen wir hier nun die schon besprochenen Größen und Verhältnisse ein weiteres Mal, diesmal unter dem Aspekt des Konkreten in Augenschein zu nehmen und zu deuten:
Die 20 Vierflächnern lassen beim Anblick der Oberfläche des Ikosaeders und im Rückblick auf die anderen platonischen Körper glauben, sein Inneres würde ebenso aus gleichseitigen Dreiecken bestehen. Tatsächlich aber ist der zum Zentrum gerichtete Radius, also der «letzte» und «tiefergehende» Parameter, gewissermaßen das Maß zum Mittelpunkt hin, kürzer. Es «fehlt» (2) ihm etwas. Gerade der tiefste aller Parameter, der Radius weicht von den im Außen sichtbaren Maß der Seitenlängen in einem irrationalen Verhältnis von 1,0514… : 1 ab. Die zum Mittelpunkt gerichteten Dreiecke sind gleichschenklige, nicht aber gleichseitige Dreiecke. Sieht man darin die Manifestation (4) eines Bewusstseins (5), so ist dessen Botschaft: Alles, was an eine Substanz gebunden oder zu einer Substanz «zusammengebunden» (6) ist, ist notwendig relativ, und das gilt in letzter Konsequenz auch für die Parameter, die wir Einheiten oder auch «die Einheit» nennen. Die Botschaft ist brisant, denn sie trifft nicht nur die Definition von Naturkonstanten, sie trifft vor allem auch die Vorstellung von der Gottheit. Darin wirft sie den Menschen in sein Dasein und auf sich selbst zurück.
Im Grunde beschreiben die allseitig symmetrischen Körper das Wesen der Sechs, denn sie entstehen durch den Zusammenfluss (6). Obwohl das im Oktaeder, Würfel und Dodekaeder besonders augenscheinlich ist, weil sie durch den Zusammenfluss von Tetraedern entstehen, gilt das für alle. Im Ikosaeders fließen 20 Körper ineinander, welche die Zahl 4 und 5 und ihre Beziehungen (6) ins Bild setzen. Ihre Schau illustriert, dass die das Individuum (Mensch) symbolisierende Fünf, die Sechs benötigt, um sich zu erfahren. Ein Mensch ohne Begegnung (6) bleibt ohne Erfahrung und ohne Offenbarung. Dementsprechend benötigt auch der Archetyp Sechs – die sinnhafte Erfahrung – die Begegnung mit dem Jenseitigen (7), um überhaupt entstehen zu können. Kurzum: Jede Dimension benötigt die ihr folgende, jenseitige, um sich zu entfalten und zur Geltung zu kommen. Das Leben führt es uns vor Augen und es leuchtet uns ein. Bei der Polarität Diesseits – Jenseits hingegen fällt es uns schwer, daran zu glauben. Doch kann es auch hier nicht anders sein. KURT GÖDEL hat die Notwendigkeit dieses Höheren für die Existenz eines Systems sogar wissenschaftlich bewiesen und dabei die rechnende Mathematik relativiert.
Der Umgang mit dem Jenseitigen war in allen Kulturen ein wichtiges Thema. Heute nennen wir es anders und wir haben, indem wir das ganzheitliche, jenseitige Wirken mit neuen Begriffen, wie beispielsweise den virtuellen Teilchen belegen, den Eindruck, es wäre etwas anderes. Es geschieht aber immer das Gleiche. Die Erscheinungen wandeln sich, weil sie ihrem Ursprung nach Funktionen sind. Zu ihnen gehören eben auch unsere in der Wissenschaft benutzten Parameter und Einheiten. Wir machen sie hilfsweise zur Basis unserer auf Vergleichen beruhenden Welt. Doch auch sie wandeln sich. Das Subjekt wird mit der nicht greifbaren Einheit konfrontiert und hat darin die Chance, sich zum Individuum zu qualifizieren.
Wer den Schritt tut, der begreift die Pyramidensymbolik neu, deren Inhalt bisher kaum wahrgenommen wurde. Trotz ihrer Jahrtausende alten Existenz kann sie die moderne Physik befruchten. Die Symbolik der großen Pyramide illustriert im Umweg über die Erzählung des Ikosaeders das Schwinden jedes konkreten Parameters. Die konkrete Einheit alias der konkrete Parameter schwindet, nicht aber die Einheit, so wie die konkreten Bestandteile des Lichtes (elektrisches und magnetisches Feld) ständig schwinden, nicht aber das Licht. Die fehlende Spitze der großen Pyramide ist eine Metapher für den letzten «greifbaren» Parameter alias der höchsten Gottheit.
Das Pyramidion, die Spitze der Pyramide des Cheops ist nicht verlorengegangen. Sie hat vielmehr an dieser erwarteten Stelle nie existiert. Die Botschaft ist hochbedeutend und beim genauen Hinschauen für Eingeweihte in allen großen Religionen zu finden!