Was diese Zahl erzählt:

Was diese Zahl erzählt:

Existiert eine Hochreligion?

von Michael Stelzner

Es gibt vielerlei Meinungen über das Wesen von Religion. Die einen meinen, die Religionen seien Relikte aus vergangenen Zeiten und gehören zwecks Befreiung der Menschen abgeschafft. Andere glauben, man brauche die Religionen, damit der Mensch mit seinem „Geworfensein in die Welt“ (HEIDEGGER) und seiner Sterblichkeit fertig werden kann. Auf beiden Seiten finden wir wortgewaltige Vertreter mit großen Namen.

Bei allen Auseinandersetzungen teilen die Religionen mit ihren Gegnern, insbesondere den Naturwissenschaften den Glauben, dass eine umfassende Ordnung in allem Dasein existiert, die erkannt werden will und in die sich der Mensch bewusst einfügen sollte. Das erklärt die Tatsache, dass es in der Geschichte kein Volk gibt, von dem bekannt wäre, dass es ohne Religion ausgekommen sei.

Das Problem, warum es nicht die eine „Hochreligion“ sondern stattdessen soviel Frömmigkeit gibt, ist die Möglichkeit der menschlichen Interpretation. Allein die Vielzahl der Religionen macht uns auf ihre gewaltige Rolle aufmerksam. Jene Abhängigkeit aber teilt die Religionswissenschaft mit allen anderen Wissenschaften. Alle sind eingebettet in Paradigmen und jede Interpretation ist Tochter ihrer Zeit. Ein Unterschied aber bleibt. Hinter jeder Religion steht eine sie jeweils begründende Metaphysik und die Metaphysik als solche erhebt den höchsten aller Ansprüche, den Anspruch, die „erste Wissenschaft“ zu sein – die „Wissenschaft vom Seienden als Seiendes“ (ARISTOTELES). Geht man hinter die Vorstellung von Religion im Sinne einer „Metaphysik für das Volk“ zurück, die nur den Anspruch hat, „die rohen und schlechten Gemüter der Menge zu bändigen“ (SCHOPENHAUER), so ändert sich alles.

Freilich, danach ist das, was Theologen heute unter Religion verstehen, nur etwas Vorläufiges, etwas zu Überwindendes. Der hier geforderte rigorose Standpunkt entspricht nicht dem Selbstverständnis der Theologie, wie sie heute gelehrt wird. Das bringt zusätzlich zu den Naturwissenschaften nun auch die Theologie gegen den Gedanken der Existenz eines objektiven, allesumfassenden Wertesystems auf. Der Ansatz aber lohnt sich dennoch und zwar für ALLE! Ein Wertesystem, das alle Wissenschaften sowie die Konstitution des Menschen umfasst, ist nur wirklich ein solches, wenn es auch das ihr Vorausgehende einschließt und erklärt. Aus ihm heraus entsteht Identität. Das Wissen um ein letztes und höchstes Wertesystem führt zur Selbsterkenntnis und produziert keine Verlierer. Haben wir also den Mut, unser bisheriges Denksystem vorübergehend in Frage zu stellen!

Welchen konkreten Ansatz wollen wir dabei verfolgen? Es ist die Frage nach der Sprache. Sprache interpretiert und wir sprechen verschiedene Sprachen. Was aber wäre, wenn wir eine Sprache hätten, die alle anderen verstehen? Die Naturwissenschaften haben eine solche Sprache. Es ist die Sprache der Zahlen. Sie verbindet alle Naturforscher in der Welt, ohne dass man ihnen erst erklären muss, was eine Eins, eine Zwei und eine Drei sind. Bekanntlich entsteht ein größeres Ganzes immer dann, wenn sich ein Pol mit seinem Gegenpol verbindet. Die Religionen und die Naturwissenschaften begreifen sich als solche Gegenpole.

Kurz um: Ich möchte zeigen, dass die Zahlen auch in den Religionen als Sprache begriffen werden müssen und dass Zahlen nicht nur eine Quantität haben und zählen, sondern vor allem auch eine Qualität und dementsprechend erzählen!

Bevor ich aber zeigen kann, dass die heiligen Schriften der Welt – allem voran die Bibel – auf Archetypen beruhen, die sich über die Zahlen ausdrücken und hinter all den Erzählungen stehen, will ich in einem Streifzug (Aufsatz) durch die Naturwissenschaften zeigen, dass die Zahlen tatsächlich den Ursprung aller Dinge beschreiben. Ich will zeigen, «Was wirklich zählt und warum die Zahlen zählen».

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