Sechs und das Wesen der «Mitte»
Sechs und das Wesen der «Mitte»aus der Perspektive einer dynamischen Geometrie von Michael Stelzner Die Vorstellung einer Mitte erwächst stets aus einem konkreten Dasein heraus.
Die Hexe
von Michael Stelzner
Einige Etymologen glauben, der deutsche Begriff «Hexe» leite sich aus dem Wort «hagazussa» ab, das eine Komposition aus «zussa», einem «alten, hässlichen Weib» und «hag», dem «Zaun» oder «Gehege» sei und demnach mit «Zaunweib» übersetzt werden müsse.¹ Folgt man ihrer Deutung ergeben sich erstaunliche Parallelen zum Inhalt einer ganz anderen Ableitung des Begriffs, nach der «Hexe» sich von «Hexa», der Zahl Sechs ableitet.
Will man die Parallelen zwischen der «Hagazussa» und der «Hexa» erkennen, so muss man den Archetyp der Sechs in Augenschein nehmen und der bedarf der Erklärung des Zusammenwirkens seiner zwei Wurzeln. Die sind der Archetyp Zwei und der Archetyp Drei. Aus ihnen geht das Produkt Sechs hervor.
Da auch dieses Zusammenwirken aus archetypischer Sicht bereits eine Ableitung aus dem Urverhältnis der Zwei (Polarität) zur Eins (Einheit) ist, möchte ich hier zunächst diese in der ihr eigenen Abstraktion beleuchten.
Wenn die Eins die Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit repräsentiert und die Zwei ihr Gegenpart darstellt, dann muss einerseits dem so definierten Andersartigen (2) und Zweiten zur Einheit (1) scheinbar etwas fehlen? Andererseits ist der «Fehler» aber notwendig, sonst könnte das Andersartige (2) zum Vollkommenen (1) gar nicht sein. Die Argumentation ist richtig aber nicht vollständig. Sie ist eine Halbwahrheit, die der Legende nach schon die Paradiesschlange der Eva erzählt hat. Tatsächlich fehlt der Zwei etwas. Nur ist das Fehlende kein Mangel. Es ist vielmehr ein Zusätzliches, indem das Wunder auftritt, dass dem Vollkommenen noch etwas hinzugefügt werden kann. Zu der 1 tritt die 2 hinzu! Nur so entsteht die Zahlenreihe, der Maßstab der Ordnung.
Das Hinzutreten ist komplexer als wir es uns mit unseren auf unsere Dimensionen beschränkten Denkvorgängen vorstellen. Das, was aus unserer Sicht zur Eins hinzutritt und «nach außen» tritt und zur «Existenz» (lat. «existere» / nach außen treten) führt, ist nur die halbe Wahrheit, denn es wird von einem anderen, zumeist unbemerkt Hinzutretenden begleitet. Das ergänzt auf gegenpolare Weise jene erste Hälfte des Zweiten, die sichtbar nach außen tritt. Mit anderen Worten: Das augenfällige «Ausstülpen» wird in Wirklichkeit von einem «Einstülpen» begleitet und ergänzt. Das erst macht das Wunder möglich, dass dem Vollkommenen (1) doch noch etwas hinzugefügt werden kann. Die Logik der voranschreitenden Existenz der Zahlenreihe ist nicht die ganze Logik. Sie ist nicht das, was der Begriff des Logos vermitteln soll, denn seine Logik ist keine rein lineare. Der Begriff des Logos wird vor allem durch ein zusätzliches „Nach-innen“ getragen. Das „Nach-außen“ wird von dem „Nach-innen“ gedeckt. Aus der eingeschränkten, linearlogischen Sicht der parallelen Vorgänge entsteht eine Paradoxie. Die Sprache versucht sie im paradoxen Begriff des Wunders zu erfassen. Es geschieht, indem zur (vermeintlichen) Vollkommenheit etwas hinzutritt. Dazu muss das Vollkommene aber eine Wunde beherbergen, die durch das Hinzutreten eines Anderen geschlossen wird. Die Wunde erst macht das Wunder möglich. Der Augenblick des ersten Hinaustretens der Ganzheit in die Existenz erscheint wie ein Nachgeben der Einheit, Ganzheit und Vollkommenheit, um im nahezu gleichen Augenblick eine Einheit hervortreten zu lassen, welche in dieser Deutlichkeit vorher dem Bewusstsein nicht zugänglich war.
Aus der Sicht der Dynamik (3) haben zwei Vorgänge stattgefunden: das Trennen (-3) und das Verbinden (+3), die das Hexagramm illustriert. Die in ihm sichtbarwerdende polare Dynamik fordert in ihrer Konsequenz ein Drittes, das noch über das Hexagramm selbst hinausgeht und wiederum zu einer Umkehr führt. Aus der Umkehrung entsteht ein anderes Verbinden (-3) und Trennen (+3), bei dem das vormals negativ erscheinende Trennen nun positiv wirkt. Es macht das Trennen vollkommen. Im Bild der genannten Zahlenreihe werden die aus der ursprünglichen Einheit herausgebrochenen Zahlen so vollkommen wie die Zahl 6 eine vollkommene Zahl ist, obwohl jede Zahl einen «Bruch» darstellt. Diese «vollkommenen Brüche» nennen wir die Archetypen.
Die 6 lässt in ihrer mehrfachen und vollkommenen Funktion im Andersartigen und Abgespaltenen (2) das Positive und Vollkommene, das vor ihr noch nicht war zur Anschauung und Wirkung kommen. Wir entdecken es im Phänomen der Fruchtbarkeit des weiblichen Prinzips (2à6).
Die Hexe symbolisiert das Weibliche (2) als Funktion (3), jedoch in Form des «aktiven Verharrens» in dieser Dynamik und ihrer scheinbaren Nichtvollendung. Die Hexe polarisiert und vollzieht im Märchen nur einen von zwei notwendigen Schritten. Sie steht dem Üblichen und Guten – dem Kasper – gegenüber. Zur Hexe, dem hässlichen Weiblichen wird sie, weil sie nicht unmittelbar das Verbindende und Fruchtbare anstrebt, sondern die Ursprünge des Lebens (Hänsel und Gretel) versucht, zu vernichten. Es kann ihr nicht gelingen, denn die Schöpfung funktioniert (3) anders (2) – vollkommen (6).
Die Sechs bildet die Grenze zwischen dem Diesseitigen und Jenseitigen und erfüllt, wie an anderer Stelle beschrieben, die Funktion einer Haut. Wie jede Grenze trennt und verbindet sie und wird demnach aus zwei unterschiedlichen Dimensionen heraus beurteilt. Das führt zu dem Eindruck, die Hexe handele scheinbar gegen alle Gesetze und sei deshalb das Böse schlechthin. In Wirklichkeit handelt sie gegen die augenblicklich vorherrschende lineare Logik und steht doch im Dienst der Einheit. Auf der Grenze zwischen dem Dämonischen und dem Menschlichen erscheint sie den Menschen in menschlicher Gestalt und in der wiederum in zwei gegensätzlichen Gestalten. Die eine umfasst die von ihr beherrschte Magie, die der Mensch gern für sich und sein Wohl nutzen möchte. Solche Wesen sieht er aus den weisen Frauen, den Priesterinnen des germanischen Altertums hervorgegangen. Darüber berichtet beispielsweise das Konversations-Lexikon Brockhaus. Die andere, vermeintlich nur hässliche und zerstörerische Seite der Hexe ist die bekanntere und vor allem Gegenstand von Märchen und Legenden. Ihnen hängen die Menschen gern auf einfachste Weise an, was zu bizarren Auswüchsen wie den Hexenverbrennungen führt.
Die Hexe erfüllt zwei Dimensionen. Wie ein Hexagramm aus zwei Dreiecken besteht und die Abwärtsentwicklung mit der Aufwärtsentwicklung verbindet, so hat auch die Hexe die gegensätzlichen Eigenschaften des Heilens und Vernichtens. Wie die Sechs die Evolution beherrscht, so sind die Hexen die Herrscherinnen über Leben und Tod.
Erkennt man in der Hexe die archetypische Struktur der Sechs und reduziert sie ihrerseits – wie voran beschrieben – auf die drei Elemente der Triade, so scheint in ihr der grundsätzliche Gegensatz von Einheit (1) und Einzelheit (1—1) auf, der den Kontext der Märchenhexe zeichnet. In den Märchen wohnt die Hexe meist alleine in einem Häuschen im Wald. Den verborgenen ganzheitlichen Aspekt transportiert die Erzählung mit dem häufigen Zusatz «verwünscht» oder «verzaubert».
Alles in allem erzählen die Hexen-Märchen stets von der Entwicklung des Archetytyp Zwei hin zum Archetyp der Sechs, an dessen Ende die Einheit und Ganzheit anschaulich wird.
Das bekannteste deutsche Märchen ist wohl das von Hänsel und Gretel von den Gebrüdern Grimm. Ich darf voraussetzen, dass der Leser es kennt. Es ist auch das Märchen, dass ausdrücklich von einer Hexe erzählt. Das Wesen einer Hexe ist eindrucksvoll und jedem bekannt und doch kommt die Hexe nicht in sehr vielen Märchen vor. Vielmehr erzählen die Märchen von diesem Archetyp in seinen Verdünnungen, beispielsweise in der Gestalt einer Stiefmutter, einem Dämon, einer bösen Fee oder Ähnlichem.
Das Märchen «Hänsel und Gretel» ist deshalb so eindrucksvoll und bekannt, weil es die Urbeziehung aller Beziehungen, die Beziehung der Zwei und des Zwistes zur Eins und der Einheit und Vollkommenheit in einfachen Bildern in den Blick nimmt. Es geht um die Einordnung des Anderen und Zweiten, des scheinbar Negativen, Nachrangigen und Regressiven (2) in die alles umfassende Ordnung (12) der Dinge. Seine Eigenschaften sind das Dunkle, das Gespaltene und Unberechenbare, das von Enge erzählt und deshalb oft Angst macht. Der Zwist und Zwiespalt mündet jedoch immer in den Archetyp der Sechs, weshalb der Tief- und zugleich Höhepunkt des Märchens das Wirken der Sechs ist, also das Wirken der Hexe (siehe Symbolik 2➜6). Die Sechs, die «Hexa» nimmt in der «Hexe» Gestalt an. In der Dynamik der Erzählung markiert sie den Wendepunkt der erzählten Abwärtsbewegung zur Aufwärtsbewegung aus der am Ende eine Daseinsdimension erwächst, die alles bis dahin Denkbare auf positive Weise in den Schatten stellt.
Im Wissen um den stets anwesenden Archetyp der Zwei (zwei Kinder), des Dunklen (Wald) und des Spaltenden (Holzhacker) enthält schon der erste Satz des Märchens alle notwendigen Informationen: «Vor einem großen Walde wohnte ein armer Holzhacker mit seiner Frau und seinen zwei Kindern.» Um die durch Hunger verursachten, bedrohlichen Umstände faktisch zu schildern, würde es reichen, die so wörtlich genannte Sorge damit zu begründen, dass die Vier «nicht genügend zu beißen» hatten. Die Gebrüder Grimm ergänzen diesen zweiten Satz jedoch mit einem Verb, das den Archetyp der Zwei in seiner Dynamik ins Bild setzt, um die es eigentlich geht und die zur «Hexa» führt: Die Vier hatten auch «wenig zu brechen». Nur der Vater hebt sich hier schon am Anfang hervor. Als «Holzhacker» spaltet und bricht er das Holz, damit es dem Leben dienen kann und in der Stube gemütlich warm wird. Auch Hänsel packt den Stier bei den Hörnern und wendet sich dem Kleinen und scheinbar wenig Bedeutenden zu. Er sammelt Kieselsteine, die im Mondlicht, dem Licht der Dunkelheit hell zu leuchten beginnen. «Sie zeigten ihnen den Weg». Doch er, der Ausgestoßene bewahrt die Urbeziehung 1—2 und wendet sich stets zurück zur Einheit und Ganzheit. Er «guckte immer wieder nach dem Haus zurück». Sein Rückbezug, seine «Religio» gab ihm das Vermögen, seine Schwester, die hier noch die Zwei in ihrer Haltlosigkeit repräsentiert, zu orientieren: «Sei getrost, liebes Schwesterchen, und schlaf nur ruhig ein, Gott wird uns nicht verlassen». Im heutigen Sprachgebrauch würde man sagen, dass Hänsels Rückbezug (1←2) ihn resilient machte und ihn die Kraft finden lässt, Fehlversuche nicht nur hinnehmen zu können, sondern auch weiter noch positiv zu handeln. So soll den Zwei beim zweiten Versuch ausgerechnet das «Gebrochene», das schon knapp bemessene Brot den Weg zeigen.
Die für Hänsel und Gretel unüberschaubare Kaskade von Brüchen lassen aber auch diesen Versuch scheitern, weil andere, kleine Lebewesen Futter suchen und es in ihren Brotkrumen finden. Fressen die Vögel sie hier noch weg, so erhält das Geschehen am «dritten Tag» eine Dynamik (3). Wieder ist es ein Vogel, ein «weißer» und «wegweisender», der die «Zwei» alias die «Verzweifelten» zum Knusperhäuschen führt. Am dritten Tag wird die Zwei zur Sechs. Die Zwei kommen zur Hexe. Als ihr trügerischer Schein nachlässt, scheint sie – wiederum zunächst – alle zu bedrohen, denn sie frisst Menschenfleisch, zumindest das von Kindern, deren Bewusstsein sich noch nicht vollends entfaltet hat. Aber auch hier ist es wieder das Kleine, Weibliche und scheinbar Benachteiligte, das die entscheidende Wendung bringt, denn Gretel ist es, die die Hexe in den Ofen stößt, in dem sie eigentlich braten sollte. Es ist das Verhalten der Gretel, des Mädchens, die den Dimensionssprung von der Zwei zur Drei herbeiführt, den Weg aus dem «Hexenwald» ermöglicht und ihn auch gestaltet. Die fehlende «Brücke» (3) über den See nach Hause ist für sie kein Hindernis (2) mehr. Gretel sieht die weiße Ente. Sie weiß das Kleine mit den kurzen und wackelnden Beinen zu schätzen, zu pflegen und zu nutzen. Doch greift Gretel hier nicht (mehr) unmittelbar auf die Einheit zu, sondern bedient sich des Einzelnen (1—1). Nach ihrem Willen bringt die kleine Ente die zwei Kinder einzeln über den See, da sie beide zu schwer für das Tier wären.
Als die Zwei glauben konnten und sogar wussten, das alles wieder gut würde, fügen die Gebrüder Grimm plötzlich hinzu, dass es noch «ein Weilchen» dauerte. Mit anderen Worten: Das kleine Bisschen muss unbedingt zum großen Ganzen hinzutreten, um dessen Pracht und Vollkommenheit erscheinen zu lasen. Mit jedem Weilchen «kam ihnen der Wald immer bekannter und immer bekannter vor, und endlich erblickten sie von weitem ihres Vaters Haus». Kurzum: Das scheinbar Böse verschwindet.
Das Märchen «Hänsel und Gretel» ist seiner grundlegenden Symbolik nach gewissermaßen ein «erstes» und doch ist es zugleich ein «anderes». Märchen enden zumeist mit der Formel «Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute». Das hebt sie aus der Zeitlichkeit heraus und verweist auf ihre archetypische Symbolkraft. Das gilt auch für «Hänsel und Gretel». Da das aber die Grundsätzlichkeit von Brüchen im Leben der Menschen ins Bild setzt und deren Notwendigkeit für eine Höherentwicklung aufzeigt, endet das Märchen mit einem zusätzlichen und zunächst unverständlichen Bruch in der Erzählung, der sich erst in der Rückschau auf die vorangegangenen Botschaften erhellt:
«Mein Märchen ist aus, dort lauft eine Maus, wer sie fängt, darf sich eine große Pelzkappe daraus machen.»
In Goethes Faust helfen Mephistopheles und eine Hexe dem Menschen Faust seinen Drang nach Fortentwicklung zu erfüllen. Da der im Sexualtrieb unmittelbar erscheint, wird er in der Tragödie zum Gegenstand der Beschreibung der Hexenart. Im sogenannten Hexen-Einmal-Eins führt ihn Goethe über das einfachste magische Quadrat und seine neun Archetypen vor Augen. Das Wissen um das echte magische Quadrat vorausgesetzt, entwickelt er das Hexenquadrat:
Abb. 1 Die 3 x 3 Archetypen und das aus ihnen entstehende magische Quadrat sowie das verfälschte Quadrat aus Goethes „Hexen-Einmal-Eins“
Das rechte magische Quadrat entsteht durch die Übertragung der dreifach unterteilten linearen Folge der Zahlenarchetypen 1 bis 9 (Abb. links) in einer Weise, dass die 5 weiterhin ihr Zentrum bildet und darüber hinaus stets die Zahl 15 als Summe erscheint, wenn man das Quadrat (die Welt) in jeder beliebigen Richtung durchläuft. Das magische Quadrat stellt im Ergebnis stets die Verbindung des Subjekts (5) mit der höherdimensionalen Einheit (10) her.
Die Hexenart ist eine (nur) verbale Wahrheit. Sie führt den Verstand zur Hybris und lässt ihn an die Macht der Linearität glauben, indem sie verbal das Richtige, das Wachstum fordert: „Aus Eins mach Zehn“. Der Gewinn der vordergründig befriedigenden Linearität fordert dann den Preis des Seelenverlustes. Die Zweiheit und Polarität wird nicht tiefgründig hinterfragt. Dem Hexenquadrat fehlen Anfang (1), und Ende (9). Ihm fehlen „das Alpha und das Omega“. Die rein formenbezogene, quantitative Übertragung der Zahlenweisheit in Hexenart ist eine Halbwahrheit. Mit ihrer Hilfe setzt die Hexe die Zahlen linear-logisch um, indem sie das Ausgangs-Quadrat wie folgt verändert: „Aus Eins mach 10“, die 2 bleibe stehen, ebenso die 3. Die erste Zeile ist nun anstatt 1/2/3 10/2/3. Die Erstellung einer ersten falschen Linie führt zur Summe 15, die an sich Reichtum garantiert! Durch diese Täuschung stirbt die wahre und alles umfassende Botschaft Vier. Sie wird zu „Nichts“, zur Null. In der linearlogischen Fortführung des Vorangehenden wird „aus 5 und 6 die 7 und die 8“. Alles andere ergibt sich „folgerichtig“, allerdings nach der falschen Folge! Im Zentrum der Welt steht nun nicht mehr der Mensch und sein Bewusstsein (5), sondern das Schicksal (7) als scheinbar strafende Gottheit (7).
Der Mensch Faust verfügt über ein höheres Potential und spürt bei dem Geschehen Ungereimtheiten:
„Faust: Mich dünkt, die Alte spricht im Fieber.
Mephisto: Mein Freund, die Kunst ist alt und neu.“
Der Ratgeber Mephisto meint die zeitlose Kunst der Verwandlung. Die kann aber nach dem göttlichen Gesetz oder nach dem Hexengesetz geschehen. Das letztere schlägt zum Ganzen hin einen verhängnisvollen Umweg ein. Im Rahmen der Zeitlosigkeit des Faust ist der Umweg von geringerer Bedeutung. Das Hexengesetz bewirkt primär magisch-machtvoll das Herbeigesehnte, doch konfrontiert es in seiner Folge den Beschwörenden auch mit der Mitte seines Lebens und das ist die Sieben. Sie konfrontiert ihn mit dem unangenehmen Preis seines Schattens. Konkret handelt es sich in dem Akt um das Vorspiel zur Verwandlung des alten Faust zu einem jungen Liebhaber. Der Zaubertrunk ist ein Philtrum (Liebestrank). Der Fortgang der Tragödie (Faust / Gretchen) wird als Preis über die Sieben triebhaft mit der scheinbaren Unterstützung durch die Vernunft in Zahlung genommen.
Fußnoten
¹ Dingeldein, Heinrich J., Hexe und Märchen, Früh, Sigrid; Wehse Rainer (Hg.), Die Frau im Märchen, Band 8, Kassel 1985, S. 50.
Gerlach, Hildegard, Artikel «Hexe», in: Brednich, Rolf Wilhelm (Hg.), Enzyklopädie des Märchens, Band 6, Berlin 1990, S. 962.
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